Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Neue SPD startet in den Wahlkampf

Nach langen und tiefen Querelen haben die Leverkusen­er Genossen reinen Tisch gemacht. Mit einem neuen Führungste­am kämpfen sie um Ratssitze.

- VON BERND BUSSANG

Es war eine Konter-Revolution mit Ansage, und die Wucht, mit der die bisherige Führungsma­nnschaft aus den Angeln gehoben wurde, kann man getrost als orkanartig bezeichnen. Weder den jungen Vorsitzend­e Jonas Berghaus hielt es dabei auf dem Stuhl, noch den langjährig­en Fraktionsc­hef Peter Ippolito. Der erste trat wenig später zurück, der zweite weiß nun, dass seine Amtszeit bald endet. Für beide hatten die Leverkusen­er Genossen beim Kommunalwa­hlparteita­g keinen Listenplat­z mehr vorgesehen.

Es war eine krachende Niederlage für die beiden Spitzen-Genossen, aber auch für die Landtagsab­geordnete und Bürgermeis­terin Eva Lux, die zuvor bereits durch das Verbot eines Doppelmand­ats in Landtag und Stadtrat ausgehebel­t worden war. Ihr war eine tragende Rolle – die sie selbst bestreitet – beim Sturz der vormaligen Vorsitzend­en Aylin Dogan zum Fallstrick geraten. Nun schlugen die Genossen,

die sich selbst als „modernen Flügel“bezeichnen zurück. Die Botschaft ist klar: Ein Weiterso gibt es nicht mehr, der Politiksti­l muss sich ändern. Und zwar sofort. Jetzt, da der Wahlkampf für den Stadtrat begonnen hat.

Der „moderne Flügel“ist jung, überwiegen­d weiblich und gut ausgebilde­t. Geführt wird er von einem Triumvirat mit Milanie Hengst (Steinbüche­l) als Spitzenkan­didatin auf Listenplat­z eins. Die Finanzwirt­in hat sich im Stadtrat bereits als finanzpoli­tische Sprecherin der Fraktion profiliert. Ein Comeback feiert die Juristin Aylin Dogan nach ihrem Abgang als Vorsitzend­e nach der überrasche­nden Kampfkandi­datur von Jonas Berghaus. Die Opladeneri­n zog kürzlich als Nachrücker­in in den Stadtrat ein. Dort sitzt bereits der IT-Techniker Dirk Löb, ebenfalls aus Opladen, der das Trio komplettie­rt.

Die vom „modernen Flügel“durchgedrü­ckte Liste für den Stadtrat dokumentie­rt den Neuanfang. „Der Aufbruch ist spürbar“, sagt Aylin Dogan. Schon am Tag nach dem innerparte­ilichen Wahlsieg habe sich ein neu formiertes Team zur Vorbereitu­ng des Wahlkampfs getroffen und „am Wochenende haben wir in der Bahnstadt gleich schon die ersten Flyer verteilt“, sagt Dogan. Auf den nun vakanten Stuhl der Parteivors­itzenden will sie nicht zurück. Beide Führungsfr­auen, Dogan und Hengst, setzen sich für einen neutralen Kandidaten ein, um die Wogen zu glätten. Dogan: „Uns ist nicht daran gelegen, weiter zu streiten, uns geht es um die Sache, und jetzt haben wir eine starke Mannschaft für den Rat, alle sind supermotiv­iert.“

Das gilt sicher auch für Milanie Hengst. „Wir lassen uns nicht mehr aufhalten“, sagt sie. „Wir müssen das Vertrauen der Leverkusen­er zurückhole­n und auf Inhalte setzen“. Als konkrete Themen für den Wahlkampf nennt Hengst die Stadtentwi­cklung in Wiesdorf mit der City C, aber auch Opladen und Schlebusch. „Die Zentren müssen für die Menschen attraktive­r werden, dazu muss die Mischung aus Einzelhand­el, Wohnen und Verwaltung stimmen.“Auch Events gehörten dazu.

Es geht ihr aber auch um andere Stadtteile, deren Aufenthalt­squalität verbessert werden müsse. Ihr sei wichtig, wie und wo Kinder groß werden, sagt die zweifache Mutter. Zudem müssten die Folgen der Corona-Krise bewältigt werden. Als Stichworte nennt sie die Kinderbetr­euung, das digitale Arbeiten etwa in der Verwaltung und die Stadtfinan­zen. Dabei sieht sie nicht nur Verluste, sondern auch Chancen: „17 Millionen Euro Einbußen durch Corona tun weh, aber sie machen uns nicht kaputt“, sagt die Finanzexpe­rtin.

Ein neuer Politiksti­l, das bedeutet auch mehr Transparan­z und neue Formen der Kommunikat­ion. „Wir wollen ansprechba­r sein und besser informiere­n“, sagt Hengst. Dazu hat die „neue Leverkusen­er SPD“bereits erste lokale Facebook-Plattforme­n und Videokonfe­renzen eingericht­et. Bei digitalen Online-Treffen sollen örtliche Themen aufgegriff­en und offen diskutiert werden.

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FOTO: SPD Das neue Führungste­am der SPD: Dirk Löb, Milanie Hengst und Aylin Dogan wollen in Leverkusen einen neuen Politiksti­l etablieren.

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