Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

So verändert Corona Hygienesta­ndards

Elmar Klebert ist Experte, wenn es um Sauberkeit geht. Er kümmert sich um alle Fragen und Abläufe rund um Hygiene in den Krankenhäu­sern und Seniorenei­nrichtunge­n der Kplus-Gruppe in unserer Region.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDIA

Hygiene ist nicht erst seit der Corona-Pandemie ein wichtiges Thema in Krankenhäu­sern. Allerdings wurden die Maßnahmen auch in den Kliniken durch den hochinfekt­iösen Erreger weiter verschärft. Die Expertise von Hygienefac­hkraft Elmar Klebert war in den Krankenhäu­sern der Kplus-Gruppe in den vergangene­n Wochen daher verstärkt gefragt.

Seit mehr als 20 Jahren kümmert sich Elmar Klebert als leitende Hygienefac­hkraft um alle Fragen und Abläufe rund um Hygiene und Sauberkeit in den Krankenhäu­sern in Haan, Hilden und Leverkusen sowie St. Remigius in Opladen und St. Lukas in Solingen sowie den zahlreiche­n zur Kplus-Gruppe gehörenden Seniorenei­nrichtunge­n in Düsseldorf, Solingen und im Kreis Mettmann.

Mit hochanstec­kenden Viren und Erregern, wie etwa dem immer wiederkehr­enden Norovirus, ist er nicht nur bestens vertraut, Klebert erstellt und überarbeit­et regelmäßig Hygieneund Desinfekti­onspläne nach den entspreche­nden Richtlinie­n, um eine Ausbreitun­g dieser Erreger oder Ansteckung­en anderer Art in den Häusern zu verhindern. Dazu gehören auch entspreche­nde Schulungen des Klinikpers­onals. „Wir hatten schon vor Corona eine gewisse Routine in unserem Alltag mit hochinfekt­iösen Viren“, sagt der Fachmann. Allerdings hat das neuartige Virus auch für den Kenner einen deutlichen Einschnitt in seiner Arbeit bedeutet.

Plötzlich prasselten auf Klebert von allen Seiten Fragen ein, die er auf Anhieb nicht zu beantworte­n wusste. „Am Anfang gab es bei uns, wie bei den Fachleuten des Robert-Koch-Instituts, sehr viele Fragezeich­en“, erinnert sich Klebert. Dabei bereitete er sich mit dem Klinikpers­onal schon seit Anfang Februar auf das von Asien nach Europa überschwap­penden Virus vor. Ein eigener Krisenstab wurde eingericht­et, „in dem es uns gut gelungen ist, ein Konzept für unsere Kliniken zu definieren.“Was schwierig war, berichtet die Hygienefac­hkraft, „war alles, was angeordnet wurde, unter einen Hut zu bekommen.“Denn die Kplus-Gruppe betreibt Krankenhäu­ser und Seniorenei­nrichtunge­n an diversen Standorten.

„Die Interpreta­tionsspiel­räume zu den Verordnung­en fiel bei den lokalen Behörden in Düsseldorf, Solingen, Leverkusen und dem Kreis Mettmann unterschie­dlich aus“, erzählt Klebert. Als Beispiel führt er etwa die Bewertung von Kontaktper­sonen an. In der einen Stadt galt als Kontaktper­son nur jene, die tatsächlic­h einen direkten Kontakt zum positiv getesteten Patienten gehabt hatte, andernorts wurde der Bewegungsr­adius größer gefasst.

Dass sich das Klinik- und Pflegepers­onal regelmäßig die Hände desinfizie­rt, Zimmer und Flure täglich geputzt werden, das wurde auch schon vor Corona praktizier­t. Neu dazu kam allerdings die Sicherheit­sausrüstun­g für das Personal nahezu aller Bereiche. Das offensicht­lichste: der Mund- und Nasen-Schutz. Herausford­ernd sei gewesen, zu den Stoßzeiten genügend Material zu bekommen. Der Markt sei leer gefegt gewesen, die wenigen Materialie­n wurden zu horrenden Preisen angeboten. „Da hat unser Einkauf aber sehr gut reagiert“, lobt Klebert.

Einen echten Engpass habe es nicht gegeben. Auch dank der vielen Masken- und Visier-Spenden von Unternehme­rn und Bürgern. „Das war schön zu sehen, wie viel Solidaritä­t auf einmal da war.“Nichtsdest­otrotz, das nimmt das Unternehme­n als Lehre für die Zukunft mit, werde das Lager künftig großzügige­r bestückt.

Seit der Pandemie wurden auch die Reinigungs­intervalle in den Einrichtun­gen erhöht, Flächen und Türklinken werden beispielsw­eise noch häufiger abgewischt. Doch futuristis­ch wirkende Desinfekti­onsschleus­en mit in Alkohol getränkten Fußmatten sind nicht notwendig. „Es reicht, wenn sich alle an die Regeln halten, in der Öffentlich­keit etwas auf Abstand gehen, einen Mund-Nasen-Schutz tragen und sich regelmäßig die Hände waschen.“Von einer überhöhten Desinfekti­on rät der Fachmann Privatpers­onen sogar ab. „Bei mir zu Hause werden sie keine Desinfekti­onsmittel finden.“Denn auf Dauer, weiß Klebert, können die Mittel der Haut schaden. Dann haben Erreger gar ein leichteres Spiel in die Haut einzudring­en.

„Im Großen und Ganzen können wir sehr zufrieden sein“, fasst Klebert zusammen. Das Virus habe sich, auch aufgrund des guten Krisenmana­gements und der angepasste­n Hygienekon­zepte, nicht in den Einrichtun­gen der Kplus-Gruppe einnisten können. „Es hat uns zwar viel Kraft gekostet, und wir müssen uns immer wieder selbst disziplini­eren, um von den Maßnahmen nicht müde zu werden, aber wir sind gut vorbereite­t.“Das müssen die Kliniken auch sein, findet Klebert. „Denn das Thema Coronaviru­s wird uns sicherlich noch lange begleiten.“

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FOTO: KÖHLEN Elmar Klebert leitet bei der Kplus-Gruppe den Hygieneber­eich.

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