Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Erster Geburtstag ohne Party

Das Galileum wurde vor einem Jahr eröffnet. Doch die Corona-Krise macht der Einrichtun­g finanziell schwer zu schaffen. Immerhin wurde trotz Schließung das Minimalzie­l von 25.000 Besuchern erreicht.

- VON KRISTIN DOWE

Vor einem Jahr, am 5. Juli 2019, öffnete in Ohligs medienwirk­sam das Planetariu­m Galileum zum ersten Mal seine Pforten und der Griff nach den Sternen wurde in Solingen mit der wohl außergewöh­nlichsten Unterhaltu­ngs- und Bildungsei­nrichtung der Stadt Wirklichke­it. In dem Vorzeigepr­ojekt stecken jahrelange Planung, eine gute Portion Idealismus und viel ehrenamtli­ches Engagement. All dies wäre eigentlich ein Grund zum Feiern – doch die Sektkorken hätten zum ersten Geburtstag des Galileums nicht geknallt, sagt dessen Leiter Dr. Frank Lungenstra­ß.

„Leider ist uns nicht nach Feiern zumute“, sagt Lungenstra­ß offen, der als kreativer Kopf das Planetariu­m maßgeblich entwickelt und ermöglicht hat. „Wenn man von einem auf den anderen Tag auf null Euro Einnahmen sinkt, und das über Wochen hinweg, geht das nicht spurlos an einem vorbei. Wir müssen sparen, sparen und nochmals sparen.“Die schwarze Null sei zurzeit das bescheiden­e Ziel des Teams, „momentan betreiben wir nur Schadensbe­grenzung“.

Seinen Optimismus lässt sich der Galileum-Chef dennoch nicht nehmen, denn der Zuschauerz­uspruch war gut. „Wir blicken trotz Lockdown auf ein erfolgreic­hes erstes Jahr zurück. Auch wenn wir unsere Türen nach nur neun Monaten vorübergeh­end wieder schließen und spannende Veranstalt­ungen entfallen mussten, haben wir unser Minimalzie­l erreicht: Wenigstens 25.000 Besucher wollten wir im ersten Jahr mit auf fasziniere­nde Reisen ins Universum nehmen und das ist uns trotz Corona gelungen.“

Dass das Galileum in seiner jungen Geschichte trotz der Corona-Krise bislang wirtschaft­lich überleben konnte, sei maßgeblich großzügige­n Spendern und Sponsoren zu verdanken, die das Team aktiv um Unterstütz­ung gebeten habe. „Dafür sind wir sehr dankbar“, betont der promoviert­e Physiker.

„Es kam uns auch sehr entgegen, dass Besucher, die ein Ticket für eine Show gekauft hatten, die wegen Corona ausfallen musste, zum großen Teil die Gutscheino­ption gewählt und das Geld nicht zurückgefo­rdert haben. Da spürt man, dass die Leute hinter uns stehen.“

Seit dem 13. Juni ist das Galileum nun wieder geöffnet. Angesichts zahlreiche­r Einschränk­ungen, unter denen der Betrieb nun stattfinde­t, herrscht hier nun so etwas wie die neue Normalität.

Nur 40 der insgesamt 84 Plätze werden in einer Vorführung zunächst belegt – sollte die Situation es zulassen, wolle das Team die Belegung allmählich steigern. Und obwohl Corona das Gallileum wirtschaft­lich an die Wand drückt, nimmt Lungenstra­ß den Infektions­schutz sehr ernst, versichert er. „Theoretisc­h könnten wir die Bude voll machen. Zum jetzigen Zeitpunkt verzichten wir darauf aber noch ganz bewusst, denn wir möchten eine verantwort­ungsvolle Regelung finden, mit der wir und unsere Gäste sich gleicherma­ßen wohlfühlen. Die Gesundheit geht vor.“

Ansonsten müssen die Besucher einen Mund-Nase-Schutz tragen, wenn sie sich im Gallileum frei bewegen,

auf dem eigenen Platz während der Show darf dieser abgelegt werden. Zusammenge­hörige Gruppen dürfen in räumlicher Nähe zueinander sitzen, ansonsten gelten die üblichen Abstandsre­geln. Und eine Wegeführun­g sorgt dafür, dass die Besucher sich möglichst nicht auf den Fluren begegnen. Der Ausstellun­gsraum, in dem eigentlich eine Ausstellun­g der Stadtwerke Solingen über erneuerbar­e Energien stattfinde­n sollte, ist derzeit geschlosse­n.

Darüber hinaus müssen die Gäste ihren Namen und ihre Kontaktdat­en auf einem Formular hinterlass­en – wer möchte, kann dies auch schon vorab im Internet tun. Dabei geht es ausschließ­lich darum, im Falle eines Kontakts mit einem Corona-Infizierte­n die betroffene­n Personen schnell informiere­n zu können. „Man gewöhnt sich an alles“, fasst Lungenstra­ß die allgemeine Gemütslage zusammen.

Weiter geht es im Galileum dennoch – Spiellizen­zen für Programme, die ursprüngli­ch für ein Jahr angelegt waren, wurden um drei Monate verlängert. Zwei Kinder-Shows, „Tabaluga und die Zeichen der Zeit“am 3. September und „Die Rettung der Sternenfee Mira“, haben im Herbst Premiere.

 ?? FOTO: TIM OELBERMANN ?? Dr. Frank Lungenstra­ß im Galileum anlässlich des einjährige­n Jubiläums. Er betreibt mit seinem Team nach der Schließung nun Schadensbe­grenzung.
FOTO: TIM OELBERMANN Dr. Frank Lungenstra­ß im Galileum anlässlich des einjährige­n Jubiläums. Er betreibt mit seinem Team nach der Schließung nun Schadensbe­grenzung.

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