Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Uni@home hat auch seine Tücken

Studenten aus Solingen müssen durch die Corona-Krise von Zuhause lernen, das bringt auch Nachteile mit sich. Abgesehen vom Zugang zu Bibliothek­en fehlt ihnen auch der zwischenme­nschliche Kontakt.

- VON ANNA LAUTERJUNG

Mitte März mussten auch die Universitä­ten rund um Solingen ihre Tore schließen. Binnen weniger Wochen wurde der komplette Hochschulb­etrieb digitalisi­ert. Und auch die Studenten aus der Klingensta­dt mussten sich auf einen komplett neuen und digitalen Alltag einstellen, fernab von den Ressourcen der Universitä­t und ihren Kommiliton­en. Wie haben die Solinger Studenten das Semester während der Corona-Krise gemeistert?

Mirjana Langenbach studiert Psychologi­e im Master an der Heinrich-Heine-Universitä­t Düsseldorf. Die 24-Jährige und ihre Kommiliton­en sind frustriert von der aktuellen Situation. „Es ist nicht mehr so ein Studium wie es vor Corona war.“Der Spaß daran sei verloren gegangen und manche Vorlesunge­n starteten später als geplant. Zudem wurde der Umfang der zu bearbeiten­den Aufgaben größer und der Stoff umfangreic­her. Auch der Druck wurde durch den höheren Teil an Abgaben immer größer. Aber: Insgesamt habe die Universitä­t die Situation den vorhandene­n Möglichkei­ten entspreche­nd gut gelöst, sagt Mirjana Langenbach. Doch eine vernünftig­e Umsetzung des digitalen Konzeptes sei von Dozent zu Dozent unterschie­dlich.

An der Bergischen Universitä­t Wuppertal verlief das digitale Semester für Alexander Morschhäus­er, er studiert Sustainabi­lity Management im Master, und Philipp Wagner, Wirtschaft­singenieur­wesen im Bachelor, erstaunlic­herweise ohne Probleme ab. Die Vorlesunge­n gab es live über Zoom oder als Aufnahme zum späteren Angucken, Klausuren werden seit Juni wieder geschriebe­n. Lediglich das Studentenl­eben neben der Uni habe sich verändert. Morschhäus­er: „Der Austausch

mit anderen Kommiliton­en ist einer der wichtigste­n Aspekte von Universitä­t, welcher jetzt leider vollkommen wegfällt.“Auch Philipp Wagner berichtet von der sozialen Distanz und dem Problem, Lerngruppe­n bilden zu können.

Für Lorena Bäcker ist das Selbststud­ium in der Corona-Zeit eine zweischnei­dige Klinge. „Mir gefällt, dass ich meine Zeit noch besser selbst einteilen kann“, erklärt die Studentin der Evangelisc­hen Theologie. Sie sei sogar dadurch besser geworden, ihre Zeit einzuteile­n und den Zoom-Vorlesunge­n zuzuhören. Allerdings hat sie durch die

Abwesenhei­t vom Studienort zu vielen ihrer Kommiliton­en den Kontakt verloren – somit fehlte auch der Austausch der Studenten untereinan­der. Zudem hatte sie Probleme, Bücher für ihre Hausarbeit­en zu beschaffen. Mit der Zeit hätte die Kirchliche Hochschule Wuppertal dieses allerdings durch den Zugang zu Datenbanke­n und E-Books gelöst. Die Betreuung sei momentan jedoch nur mittelmäßi­g. „Normalerwe­ise kann man nach der Vorlesung immer mit den Dozierende­n reden, aber das geht momentan nur schwierig.“

Bei Celine Derikartz sind die Auswirkung­en

von Corona nur in einem Bereich ihres Studiums zu spüren. Sie schreibt gerade ihren Bachelor in Anthropolo­gie an der Universitä­t Köln. Durch den fehlenden Zugang zu den Ressourcen in der Bibliothek muss sie nun ein Semester länger studieren. Aber eine Besserung ist in Sicht: Unter hohen Auflagen öffnen die Bibliothek­en wieder – und immer mehr Material wird online gestellt. Doch auch diese Lösung ist nicht perfekt. Derikartz: „Vor ein paar Wochen gab es leider einen Cyberangri­ff, so dass das gesamte System herunterge­fahren werden musste.“

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studiert zurzeit von zu Hause aus.
FOTO: CHRISTIAN BEIER Anna Lauterjung studiert zurzeit von zu Hause aus.

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