Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Gräfrather Vereine müssen Rücklagen nutzen
(jsl) Sie seien ohne finanziellen Verlust davongekommen, sagt Helmut Schurr. Der erste Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Gräfrather Vereine (Arge), der 2019 Dragan Denic an der Spitze abgelöst hat, konnte frühzeitig Künstlern und Bands absagen, die für die 34. Ausgabe des Marktfestes gebucht waren. „Wenn es gut läuft, sehen wir die alle im nächsten Jahr“, sagt Schurr, der sehr hofft, dass sich die Corona-Krise bis dahin entschärft hat.
Derzeit bleibe das Jahr kurios und irgendwie unwirklich, denn nun steht mit dem Martinszug das nächste Gräfrather Ereignis ins Haus, das wohl abgesagt werden muss. „Die Entscheidung wird in
Kürze gefällt, aber es sieht nicht gut aus“, sagt Schurr spürbar bekümmert. Eigentlich genießt er seine Arbeit für die Arge sehr, das war schon als Schriftführer so, als er sich als Teil des Vorstandes um Marktfest, Martinszug und Weihnachtsbeleuchtung gekümmert hat.
Seit Kurzem erst ist die Arge ein eingetragener Verein, zuvor war sie ein Unterausschuss des Heimatvereins. Aber das sei aus wirtschaftsrechtlichen Gründen nicht mehr klug gewesen, berichtet Schurr, der sich als Industriekaufmann gerne um Dinge wie Genehmigungen und Anträge kümmert. „Technische Fragen sind nicht so mein Ding, aber dafür sind wir ja in Gräfrath ein großes Team Aktiver, sozusagen eine Familie: Jeder hat seine Nische, die er bearbeitet. So wird aus vielen Puzzleteilchen ein schönes Ganzes.“
Der Vater eines erwachsenen Sohnes und einer erwachsenen Tochter hatte durch die Kinder mehr und mehr in Gräfrath Wurzeln geschlagen. Seine Frau Gabriele und er waren als junges Paar aus Höhscheid zugezogen. Über das Engagement in Kindergarten, Grundschule, Sportverein oder Kirchengemeinde entstand ein Freundeskreis, der anpackt. „Wichtig und schön ist, dass in der Arge zwölf Gräfrather Vereine und Institutionen Mitglied sind und auf diese Weise gemeinsam an einem Strang ziehen, wenn es um
Feste oder andere Aktivitäten im Stadtteil geht.“
Dass das Marktfest nicht stattgefunden hat, hat zwar keinen akuten finanziellen Schaden hinterlassen. „Wir haben gottlob Rücklagen“, sagt Schurr. Aber mit dem Wegfall der Gewinne aus Getränke- und Snackverkauf fiel der Bonus für die beteiligten Vereine weg. Ansonsten werde der Erlös aus dem Marktfest, das durch Bands, Technik und Genehmigungen natürlich auch Kostenfaktor sei und zunächst einmal sich selbst trage müsse, für die anderen Projekte der Arge verwendet. „Für Kleinigkeiten wie Weckmänner für die Kinder beim Martinszug oder vor Jahren für die neuen LED-Lampen
der Weihnachtsbeleuchtung“, sagt Schurr.
Jüngst wurde eine neue Bühne für das Marktfest angeschafft, die in diesem Jahr hätte Premiere feiern sollen. „Dafür hat sich noch mal ein eigener Verein gegründet, der für Aufbau, Aufbewahrung und Wartung zuständig ist.“Schurr hofft inständig, die Bühne im nächsten Jahr einweihen zu können. „Probelauf vor dem Marktfest sollte das Mai-Ansingen sein.“Ausgefallen sei übrigens auch die Hauptversammlung, die erste als Verein – just die hätte erstmalig nicht im Gemeindesaal stattfinden sollen, sondern auf Einladung von Jürgen Kaumkötter im Zentrum für Verfolgte Künste.