Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Wolkenleuchten in hellen Nächten
Das astronomische Phänomen lässt sich derzeit an vielen Orten in NRW am Nachthimmel beobachten.
Am Himmel über NRW und dem Rest des Landes sind sie zu sehen und zu bestaunen: Wolken, die in der Nacht hell aufleuchten und dabei Muster und Wellen formen. In den sozialen Medien kursieren viele Fotos. Besonders gut kann man das Phänomen auf Sommerterrassen und Balkonen bestaunen.
Das Zeiss Planetarium Bochum hat jetzt die Antwort auf eine Frage geliefert, die sich wohl viele derzeit stellen dürften: Was ist das für ein Naturspektakel und wo kommt es her? Planetariumsleiterin Susanne Hüttemeister erklärt auf Youtube in der Serie „Streifzüge durch das Universum“, wie die sogenannten Leuchtenden Nachtwolken entstehen. „Der ganze Himmel ist voller ‚Leuchtender Nachtwolken’, die in über 80 Kilometern Höhe noch von der Sonne beschienen werden.
Jede Minute erscheinen sie kontrastreicher“, sagt Hüttemeister.
Durch die Erdatmosphäre ist die Tag-Nacht-Grenze im Sommer nicht scharf wie sonst. Deshalb gibt es eine langgezogene Dämmerung und die Nächte bleiben heller. In 80 Kilometern Höhe liegt die Mesosphäre, die im Sommer am kältesten ist. Dort leuchten auch Meteore
auf und Sternschnuppen lösen sich auf und verglühen – daher kann man im Sommer so gut bei klarem Himmel Sterne und Sternschnuppen beobachten.
Ist der Himmel bewölkt, leuchten nicht etwa die Sterne, sondern die Wolken. Denn genau da liegen auch die Nachtleuchtenden Wolken (Abkürzung NLC vom englischen noctilucent clouds). Durch Staubkörner und Wasser kommen sie zustande und sind „unglaublich hell“, sagt Hüttemeister. „Sie bilden tolle Formen, Strömungen und Wellen. Es ist ein auffallendes Phänomen.“
Hüttemeister zufolge wurde die erste Beobachtung einer Nachtleuchtenden Wolke 1885 historisch dokumentiert. Dennoch erscheinen die Ausbrüche immer häufiger. Hüttemeisters Erklärung: „Das kann mit der industriellen Revolution zusammenhängen. Denn wir schicken immer mehr und mehr Methan in die Atmosphäre.“
In diesem Jahr waren die ersten Nachtleuchtenden Wolken Ende Mai bereits sehr früh zu sehen. In den heißen Juli-Nächten ist die Chance, die eisigen silbrig-blauen Schimmer zu sehen, besonders gut. „Am Sonntagabend war bislang die beste Show des Jahres“, sagt Hüttemeister.