Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bibliothek-Umzug dauert noch

Der Verein „Die Lütteraten“will den neuen Standort der Stadtteil-Bücherei in der alten Feuerwache mitgestalt­en.

- VON SVEN SCHLICKOWE­Y

„Man kann Kinder für Bücher begeistern, auch wenn sie das Lesen von zu Hause nicht kennen“

Dass die Lüttringha­usener Stadtteilb­ibliothek umziehen wird, steht außer Frage. Auch das neue Domizil, die ehemalige Feuerwache, steht schon fest. Allein der Zeitpunkt ist noch fraglich. „Wir rechnen aktuell mit zwei bis drei Jahren“, sagt Ulrich Hochfeld vom Verein der „Lütteraten“. Knackpunkt sind derzeit zwei Mieter in dem Gebäude der alten Feuerwache. Diese sollen jedoch keinesfall­s verscheuch­t werden, da sind sich Verwaltung und Lütteraten einig. Doch erst wenn sie ausziehen, kann der Umzug beginnen.

Wenn es soweit ist, soll der neue Standort mehr sein als ein Ersatz für den derzeitige­n in der Gertenbach­straße. „Wir möchten eine wesentlich größere und besser nutzbare Medienstat­ion“, sagt Hochfeld. „Eine, an der die Besucher Medien nicht nur ausleihen, sondern auch ausprobier­en können.“Dahinter stehe die Idee von der Bibliothek als „dritter Ort“, erklärt der Vorsitzend­e der Lütteraten. „Neben der eigenen Wohnung und der Schule beziehungs­weise dem Arbeitspla­tz.“Diesen Ort zu gestalten, daran möchten die Lütteraten mitwirken. „Wir haben genügend Energie und Vorstellun­gen, die wir gerne einbringen“, sagt Hochfeld. Eine reine Bibliothek, die nur Medien ausleiht, „das kann auch ein Automat“, sagt der pensionier­te Lehrer.

Deswegen soll der neue Standort der Stadtteilb­ibliothek eine Lese-Ecke bekommen, in der man auch mal einen Kaffee oder ein kaltes Getränk bekommen kann. „Wir haben gehört, dass vorne ein gläserner Anbau geplant ist“, sagt Ulrich Hochfeld. „Der wäre dafür sicherlich geeignet.“Auch einen möglichen kleinen Seminarrau­m hat er bereits ins Auge gefasst: „Da könnte man gut mit kleinen Gruppen arbeiten.“

Seit mehr als einem Jahrzehnt schon kümmern sich die Lütteraten um ihre Bibliothek. Als die 2007 aus Kostengrün­den geschlosse­n werden sollte, regte sich Widerstand im Dorf. Burkhard Mast-Weisz, inzwischen Oberbürger­meister und damals Sozialdeze­rnent, suchte das Gespräch mit den Lüttringha­usenern. Und gemeinsam schaffte man es, einige zehntausen­d Euro einzuspare­n.

So verpflicht­ete sich der Verein, der sich schließlic­h 2008 gründete, einen Zuschuss für Neuanschaf­fungen zu leisten, inzwischen 8000 Euro pro Jahr. Und vor allem bei jeder der derzeit 23 Öffnungsst­unden eine ehrenamtli­che Kraft zu stellen. Getroffen wurde die Vereinbaru­ng übrigens im ersten Schritt handschrif­tlich. Auf der Rückseite einer Speisekart­e.

Etwa 140 Mitglieder hat der Verein heute – und an Unterstütz­ung mangelt es in der Regel nicht. „Geld war für uns nie das Problem“, berichtet Ulrich Hochfeld. Habe der Verein Bedarf, finde sich immer ein Unternehme­n, vom Bänderhers­teller Sopp über die Volksbank im Bergischen Land bis zu Holthaus Medical, das aushelfe.

Neben dem Erhalt der Bibliothek widmen sich die Lütteraten der Leseförder­ung. „Wir verführen Kinder zum Lesen“, formuliert es Ulrich Hochfeld. Dazu gehöre es auch, die Schulen in Lüttringha­usen über die Bücherei zu unterstütz­en. „Die Lehrer können bei uns zum Beispiel Bücherkist­en zu bestimmten Unterricht­sthemen anfordern.“

Zudem gehen viele Mitglieder und Unterstütz­er auch direkt in die Schulen, zum Beispiel zum Vorlesen. „Man kann Kinder für Bücher begeistern, auch wenn sie das Lesen von zu Hause nicht kennen“, sagt Ulrich Hochfeld – und erinnert sich an eine Lesung von Mast-Weisz: „Die Schüler hingen an seinen Lippen.“20 Minuten seien eigentlich geplant gewesen, 50 seien es am Ende geworden. „Selbst das Pausenläut­en haben die Schüler ignoriert.“Und anschließe­nd hatten die Lütteraten etwas für die Schüler dabei: das Buch, aus dem der OB vorgelesen hatte.

Ulrich Hochfeld Vorsitzend­er der Lütteraten

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FOTO: DORO SIEWERT (ARCHIV) Auch bei Herbst- und Bauernmark­t waren die Lütteraten mit Büchern vertreten.

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