Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Über 40 Jahre lang war Pfarrer Helmut Faßbender für die katholische Kirche tätig,
32 davon in der Kirche Heilig Kreuz in Lüttringhausen. Nunmehr ist er im Alter von 70 Jahren am 30. Juni mit einer kleinen Feier unter Corona-Bedingungen in den Ruhestand eingetreten.
Dabei zögerte der in Wipperfürth geborene und aufgewachsene Faßbender lange mit der Entscheidung, seine Berufung in der Kirche zu sehen. „Ich wurde, hauptsächlich von meiner Mutter, sehr katholisch sozialisiert“, erzählt er, „und hatte eine tolle Kindheit. Ich war Chorknabe, Messdiener, eigentlich die typische Karriere. Aber die Überlegung, Pfarrer zu werden, habe ich erst einmal weit von mir gewiesen.“
Helmut Faßbender lernte Großund Außenhandelskaufmann und arbeitete auch in diesem Beruf. Aber die innere Stimme kam nicht zur Ruhe. „Und irgendwann muss man dann mal Nägel mit Köpfen machen.“Faßbender studierte von
1973 bis 1977 Theologie in Lantershofen oberhalb des Ahrtals, wo er einen Studiengang für Spätberufene besuchte. Und er bereute seine Entscheidung nie. „Die Kirche war immer meine Heimat“, erzählt er, „und sie bleibt es auch.“
In Lüttringhausen war er seit
1988 tätig und lernte die Gemeinde schnell schätzen. „Wie die Gemeinde aus eigener Kraft das Jugendfreizeitheim an der Richard-Pick-Straße gebaut hat, ist schon bemerkenswert.“Er schätzt das Charisma seiner Mitarbeiter sehr, das Leben im Ehrenamt. „Davon leben ja auch wir Pfarrer, vom Glauben und vom Ehrenamt. Man gibt viel, und man bekommt viel zurück. Vor den Menschen hier habe ich größten Respekt. Die Kraftquelle ist der Glauben.“
Dabei war Pfarrer Faßbender nicht immer im Frieden mit seiner Kirche. „Leider sind die konservativen Kräfte in der katholischen Kirche noch immer die Stärksten“, berichtet er. „Wir haben zu viele Probleme, die einfach ausgesessen werden, zu viele Menschen, die nicht reformwillig sind. Eine Erneuerung der katholischen Kirche wäre wirklich sinnvoll. Vor allem die Rolle der Frauen muss überdacht werden. Nein, man kann mit dem augenblicklichen Zustand der katholischen Kirche nicht zufrieden sein.“Aber er verzweifelt nicht und hofft, dass er noch in naher Zukunft eine spürbare Änderung miterleben wird.
Nach wie vor ist ihm die Ökumene wichtig. „Und die Bibel soll nicht vergessen werden“, fügt er an und bezieht sich auf die drei Säulen der katholischen Kirche: Die Schrift, die Tradition und das Lehramt. „Meine Aufgaben in der Kirche haben sich reduziert“, berichtet Helmut Faßbender, „auch durch meine Krankheit. Aber auch durch den Ruhestand wird es jetzt etwas ruhiger. Die Gottesdienste während der Urlaubszeit sind organisiert, und natürlich werde ich auch einige übernehmen. Denn so ganz ohne Kirche kann und will ich nicht.“
Faßbender hat mit seiner Kirche unter der Corona-Pandemie gelitten. Was er als Erstes macht, wenn der Spuk eines Tages vorbei sein wird? „Ich lasse mich impfen.“