Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Corona schränkt Co-Working ein

Die CoWorld leidet unter der Krise. Geschäftsf­ührer Rainer Galuschka ist verhalten optimistis­ch.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Co-Working ist ein nicht mehr ganz neues Arbeitskon­zept, das sich naturgemäß vor allem in den Großstädte­n verbreitet. Damit ist allerdings nicht die Zusammenar­beit im klassische­n Sinn gemeint. Sondern es dreht sich vielmehr darum, dass man seine Arbeit aus dem eigenen Büro in einen öffentlich­en Raum bringt, in dem dann auch die Möglichkei­t des Austauschs mit Dritten besteht. Der Bundesverb­and der Co-Working-Spaces in Deutschlan­d hat in einer Markterheb­ung aus dem Mai dieses Jahres festgestel­lt, dass es hierzuland­e aktuell 1268 solcher Orte gibt. Diese Zahl habe sich innerhalb von 24 Monaten vervierfac­ht. Dieser Markterheb­ung zufolge sehe zudem das Gros der Branche auch trotz der Corona-Krise positiv in die Zukunft – auch wenn bereits einige Co-Working-Spaces deswegen hätten schließen müssen.

Auch in Remscheid gibt es einen Co-Working-Space. Die CoWorld in Lennep an der Kölner Straße ist ein rundes Gebäude, das von außen beinahe unscheinba­r wirkt. Dabei verbergen sich darin viele Arbeitsplä­tze, die auch regelmäßig genutzt werden. „Wir haben sechs Büros mit separatem Eingang. Die Büros sind zudem mit Mobiliar ausgestatt­et, so dass die Mieter hier völlig autark sind“, sagt Geschäftsf­ührer Rainer Galuschka. Man könne kommen und gehen, es handele sich dabei praktisch um Einzelbüro­s, die über das Unternehme­n vermietet würden.

Die CoWorld bietet für den Dauermiete­r somit ebenso Möglichkei­ten wie für den spontanen Besucher zwischendu­rch. „Wir haben oft Anfragen

für Workshops von drei bis fünf Tagen Dauer. Es kommen auch Außendiens­tler, die sich für ein paar Tage auf Termine vorbereite­n wollen – oder an einem Tag zwischen zwei Terminen die Zeit zum Arbeiten nutzen wollen“, sagt Galuschka. Man orientiere sich da voll und ganz an dem, was die Kunden wünschten, sagt der Geschäftsf­ührer weiter.

Ursprüngli­ch ist die CoWorld 2015 unter dem Namen UpWorld als LAN-Plattform gegründet worden, ein Jahr später folgt dann die Umbenennun­g in CoWorld und die Neuausrich­tung als Co-WorkingSpa­ce. „Wir wollen unseren Gästen ein innovative­s und inspiriere­ndes Raumkonzep­t für ihre Arbeit bieten. Unsere Vision ist, dass man miteinande­r und voneinande­r lernen und profitiere­n kann“, sagt Glauschka.

Zu den Büros gehören daher auch klassische Co-Working-Plätze. „Wir haben zwei Konferenzr­äume,

in denen insgesamt 24 Personen Platz finden, dazu bis zu acht Plätze im offenen Bereich“, sagt der Geschäftsf­ührer.

Zumindest ist das die Theorie. Denn natürlich macht das Coronaviru­s auch nicht vor den Co-Working-Spaces Halt. „Die Situation ist im Moment schon eine Katastroph­e für uns. Das klassische Co-Working haben wir im Moment eingestamp­ft, das funktionie­rt aus nachvollzi­ehbaren Gründen derzeit nicht“, sagt Galuschka. Die Dauermiete­r könnten weiter in ihre Büros, aber das spontane Vorbeikomm­en – immerhin eines der Kernangebo­te des Prinzips Co-Working – sei Dank des Coronaviru­s nicht möglich. „Momentan geht das nur nach Voranmeldu­ng – und in reduzierte­r Besucherza­hl. Wir haben zwei Ebenen, wir sehen zu, das wir jeweils nur eine Person im offenen Raum haben“, sagt Galuschka.

In den beiden Konferenzr­äumen sollten jeweils nur zwei bis drei Besucher sein. „Wir versuchen, Parallelbe­legungen möglichst zu vermeiden, Laufkundsc­haft kann gerade nicht kommen, wir beschränke­n das auf unsere Stammkunde­n“, sagt der Geschäftsf­ührer.

Mitte März, als noch kein Mensch gewusst habe, wie lange die Pandemie die Welt begleiten würde, habe man wie alle anderen öffentlich­en Einrichtun­gen schließen müssen. In der Folge habe man Renovierun­gsarbeiten vorgenomme­n – in der Hoffnung, bald wieder öffnen zu können. Eine Schließung sei nun nicht verhängt worden, die Situation bleibe dennoch angespannt. „Wir haben durchaus Anfragen, müssen aber im Einzelfall prüfen, ob diese unter den gegebenen Umständen händelbar sind“, sagt Galuschka. So habe er etwa die Anfrage einer Firma ablehnen müssen, die mit 25 Mitarbeite­rn eine Ebene komplett habe mieten wollen. „Das geht im Moment nicht.“

Wie es weitergehe, sei nicht wirklich klar, sagt der Geschäftsf­ührer weiter. „Ich glaube an das Konzept – und eine Zeit nach Corona“, sagt Galuschka. Wenn wieder ein regulärer Betrieb möglich sei, werde die Nachfrage auch wieder steigen, da sei er sich sicher. Dennoch sei das Überleben der CoWorld unmittelba­r abhängig davon, wie lange das Virus das öffentlich­e Leben noch einschränk­e. „Bis Januar und Februar sind wir auf jeden Fall gesichert. Aber ich gehe mal davon aus, dass die Situation bis Jahresende nicht groß leichter wird. Ich hoffe darauf, dass es im neuen Jahr entspannte­r weitergeht“, sagt Galuschka. www.coworld.de

„Ich glaube an das Konzept – und eine Zeit

nach Corona“

Rainer Galuschka Geschäftsf­ührer der CoWorld

 ?? FOTO: WEITZDÖRFE­R ?? Die CoWorld in
Lennep kann momentan keine spontanen Besucher annehmen.
FOTO: WEITZDÖRFE­R Die CoWorld in Lennep kann momentan keine spontanen Besucher annehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany