Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Wir sind nicht gut aus der Pause gekommen“
Der BHC-Kapitän über die Niederlage und die Thematik, ohne Publikum auskommen zu müssen.
Hatten Sie den Eindruck, dass die Bergischen Löwen eigentlich besser als die Füchse Berlin waren?
Das weiß ich nicht. Was ich weiß, ist, dass wir in vielen Situationen am Berliner Torhüter gescheitert sind. Wir spielen im Angriff fast über die komplette Spielzeit sehr gut und dynamisch, und bekommen oft genau die Würfe, die wir haben wollen. Aber die Quote war zu schlecht. Der andere Teil ist, dass wir viel zu lange brauchen, um in unsere Abwehr zu kommen. Das haben wir dann besser in den Griff bekommen, und Christopher Rudeck hat auch ein paar Bälle gehalten. Deshalb kann man den Grund für die Niederlage letztlich auf die Chancenauswertung herunterbrechen.
Das Tempospiel hat hingegen sehr gut funktioniert.
Das war auch schon gegen Kiel deutlich verbessert. Nichtsdestotrotz bekommen wir in der Phase, in der wir immer über hohes Tempo antworten, viel zu viele Tore über
Eins-gegen-Eins-Situationen. Wir wollten eng stehen, schaffen das aber nicht, und die Berliner haben das erfolgreich ausgenutzt.
Unmittelbar nach Wiederanpfiff häuften sich die Ballverluste. Hat Berlin etwas Entscheidendes verändert?
Sie haben es in unserem Parallelspiel über die Halbpositionen anders gelöst. Wir sind natürlich überhaupt nicht gut aus der Pause gekommen, und darüber müssen wir auch sprechen. Aber das ist aus meiner Sicht nicht die Kernproblematik, sondern eben die Chancenverwertung.
Wie haben Sie die Szene gesehen, nach der es zu einer Rudelbildung kam?
Aus meinem Blickwinkel sah es nach einer Tätlichkeit von Mijajlo Marsenic gegen Csaba Szücs aus. Er benutzt da seinen Ellenbogen. Grundsätzlich bin ich Fan davon, dass Schiedsrichter nur das pfeifen, was sie sehen. Und sie haben es wohl nicht gesehen. In so einem engen Spiel hätte ich sicher einige Dinge anders gepfiffen, aber ich bin auch nicht objektiv – das muss man ja auch ehrlich sagen.
In einer ausverkauften Klingenhalle wäre die Publikumsreaktion wohl enorm gewesen. Zu Hause hat der BHC bislang – auch gegen sehr starke Gegner – lediglich 2:8-Punkte geholt. Hätten Zuschauer in diesen Spielen und speziell gegen die Füchse geholfen?
Grundsätzlich mit Sicherheit. Aber ich bin es leid, darüber zu sprechen. Mich nervt es inzwischen brutal. Keiner von uns hat einen Impfstoff im Keller und kann die Situation ändern. Daher ist es müßig, darüber zu sprechen. Wir würden uns alle Zuschauer in der Halle wünschen, aber müssen es so annehmen, wie es ist. Unser Job ist es, derzeit auch ohne Zuschauer erfolgreich zu sein.
Das heißt, Ihre volle Konzentration gilt dem Sportlichen.
So ist es. Es ist auch das Einzige, das wir tun können. Wir müssen unseren Job machen und Punkte holen. Das haben wir heute nicht geschafft in einem Heimspiel, in dem wir die Möglichkeit dazu hatten und nicht viel schlechter waren. Das nervt – ob mit oder ohne Zuschauer, ist dabei völlig unerheblich.