Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Bistum drängt zu Gottesdiensten
Aachen will Weihnachtsmessen, Essen stellt den Gemeinden die Entscheidung frei.
Nach den ersten Absagen katholischer Gottesdienste zu Weihnachten in Mönchengladbacher Gemeinden hat das Bistum Aachen dazu aufgerufen, an Präsenzgottesdiensten festzuhalten. Prinzipielle Absagen seien nicht im Sinne von Bischof Helmut Dieser, teilte das Bistum mit. Weihnachten sei das Fest, an dem Gott den Menschen nahekomme, gerade auch in Zeiten besonderer Distanz. Die Feier von Gottesdiensten verstehe die katholische Kirche als einen ihrer Grundaufträge. „Das Bistum Aachen hält auch in der Krise an den Gottesdiensten als Zeichen der Hoffnung, ganz in der Erfüllung des christlichen Auftrages, fest“, sagte Generalvikar Andreas Frick in einer Mitteilung des Bistums. „Unser Auftrag ist, bei den Menschen zu sein.“
Am Dienstag hatte ein Sprecher des Bistums auf Anfrage unserer Redaktion mitgeteilt: „Die Gemeinden entscheiden frei vor Ort, ob sie Gottesdienste durchführen wollen, das Bistum bittet aber darum, frühzeitig in die Entscheidungen eingebunden zu werden.“Eine Reihe Gemeinden haben ihre Gottesdienste daraufhin abgesagt. In der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Mönchengladbach-West sind jetzt alle Kirchen im Lockdown, ebenso in der GdG Mönchengladbach-Ost, in Giesenkirchen und weiteren Stadtteilen. „Haben wir als Kirche als Bestandteil der Gesellschaft das Recht, Kontakte beispielsweise an Heiligabend herbeizuführen, oder erklären wir uns solidarisch?“, sagte Harald Josephs, Pfarrer der GdG West. „Wir haben für uns entschieden, keine kontaktfördernden Maßnahmen durchzuführen und auf alle Gottesdienste zu verzichten.“Der Giesenkirchener Pfarrer Achim Köhler wurde im Internet für Absagen indes harsch kritisiert.
Der Mönchengladbacher Regionalvikar Klaus Hurtz hält an seinen Gottesdiensten, unter anderem im Stadion Sparkassenpark, fest: „Ich bin von unserem Hygienekonzept überzeugt. Aber ich habe Verständnis, wenn Zelebranten, die selbst höchstgefährdet sind, Gottesdienste absagen.“Generalvikar Frick verwies darauf, dass sich die Gottesdienste „selbstverständlich nach den geltenden Verordnungen, nach denen sich die verantwortungsvollen Konzepte vor Ort richten“, orientieren würden. Jeder sei aber auch aufgerufen, seine Teilnahme zu überprüfen.
Derweil hat Franz-Josef Overbeck aus Essen als erster katholischer Bischof in NRW seinen Gemeinden freigestellt, auf Weihnachtsgottesdienste in der Corona-Krise zu verzichten. Im Zweifel sollten die öffentlichen Feiern lieber abgesagt werden, schreibt der Ruhrbischof in einem Brief an Seelsorger, Kirchenvorstände und Pfarrgemeinderäte. „Wenn die Verantwortlichen einer Pfarrei zu der Einschätzung kommen, dass die Feier von Präsenzgottesdiensten vor Ort nicht gefahrlos möglich ist, dann ist ein Verzicht geboten.“Das gelte auch, wenn es zu wenig Personal gebe, um die verschärften Auflagen umzusetzen. Ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 300 rate das Bistum Essen seinen Gemeinden in jedem Fall zu einer Absage von öffentlichen Gottesdiensten, hieß es.