Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Die Erfolgsgeschichte beginnt im Kuhstall
Vor 30 Jahren hat Klaus Stöcker seine Firma für Metallbearbeitung gegründet – seitdem wächst sein Unternehmen. Das Erfolgsrezept: Leidenschaft für sein Handwerk und Entscheidungen auch mal aus dem Bauch heraus treffen.
Auf dem Kuchen liegt eine große, bedruckte Oblate: „Das war damals, als er mit der Firma angefangen hat“, sagt Lieselotte Stöcker und deutet auf das Foto ihres Sohnes. Wer genau hinsieht, der erkennt Klaus Stöcker im Blaumann, gut gelaunt und in die Kamera lachend – vor genau 30 Jahren. Lieselotte und Siegbert Stöcker erinnern sich an diesen Tag im Dezember 1990, als ihr Sohn im Kuhstall in Emminghausen zum ersten Mal die Maschinen ans Laufen brachte. Damals begann seine Erfolgsgeschichte.
30 Jahre später stehen Lieselotte und Siegbert Stöcker gemeinsam mit Stöckers Lebensgefährtin Susanne Burghoff im Büro an der Wustbacher Straße. Gleich zwei stattliche Kuchen haben sie mitgebracht, mit Schraubenschlüsseln aus Fondant und der 30 aus Marzipan. Sie haben sich im Sekretariat unter falschem Namen einen Termin geben lassen – um Klaus Stöcker zu überraschen, genau 30 Jahre nach der Gründung seines Unternehmens für Metallbearbeitung. Und die Überraschung gelingt: Die Rührung ist dem 55-Jährigen ins Gesicht geschrieben – genauso wie dem Rest der Familie. Sie blicken gemeinsam auf die bedruckte Oblate und dann beginnen sie, in Erinnerungen zu schwelgen.
„Es war eine Kneipenlaune“, sagt Klaus Stöcker lachend, „mindestens
1,5 Promille.“Damals saß er mit seinem Freund Ralf Kirschsieper zusammen und entwarf eine Idee: Sie wollten die verlängerte Werkbank der Unternehmen sein und Metallarbeiten fast jeder Art als Dienstleistung anbieten. Schließlich hatte er Universalfräser gelernt und die Arbeit immer mit Leidenschaft gemacht. Einen Tag später, wieder nüchtern, trugen sie die Idee ihren jeweiligen Eltern vor und baten um Unterstützung. „Die waren nicht so begeistert“, sagt Klaus Stöcker und blickt schmunzelnd zu seinem Vater. Er hatte damals schon mit 1000 verschiedenen Sachen sein Glück versucht. „Aber bei dieser Geschichte war ich mich sicher, dass wir die Idee nicht einfach verstreichen lassen durften“, sagt er.
Seine Beharrlichkeit überzeugte schließlich auch seine Eltern. Sie gaben die Bürgschaft, um die ersten Maschinen kaufen zu können, legten den Boden im alten Kuhstall tiefer und ermöglichten ihrem Sohn und seinem Geschäftspartner den Anfang. „Wir haben an ihn und seine Idee geglaubt“, sagt Siegbert Stöcker. „Drehen, Fräsen und Schleifen nach Feierabend, das war unser Plan“, erinnert sich sein Sohn dann, „eigentlich nur nebenberuflich.“Der erste Auftrag sei so aufregend gewesen, dass er die Arbeiten dreimal erledigte, bis sie perfekt waren. Und das Ergebnis überzeugte.
Bereits einen Monat später kündigte er seine Stelle und war Vollzeit im alten Kuhstall im Einsatz. „Seitdem sind wir eigentlich immer weiter gewachsen“, sagt er. Nach und nach wurde der Betrieb um Schweinestall und Pferdestall erweitert, dann waren die Hühner dran. 2000 baute er an, fünf Jahre später kaufte er eine Halle in Dabringhausen. Als Stöcker und sein Team bereits 2014 den 3D-Druck für sich entdeckten, wuchs das Unternehmen weiter – bis 2016 der Umzug in das alte Steinco-Gebäude an der Wustbacher Straße möglich wurde. „Wenn ich heute mit meinen Eltern über Zahlen spreche, dann sehe ich, wie es bei ihnen routiert“, sagt er lachend.
Wie er sich den Erfolg erkläre? „Ich entscheide aus dem Bauch raus, verlasse mich auf mein Gefühl“, sagt Stöcker, „und wir machen unsere Arbeit wirklich gerne.“Viele heimische Firmen setzen heute auf die Dienstleistungen seiner Firma. „Wir machen alles, was mit Metall möglich ist – außer Geländerbau“, sagt Stöcker. Und obwohl die Methoden spätestens seit dem 3D-Druck ganz andere seien als vor 30 Jahren, gehe es doch immer noch um das Gleiche: Drehen, Fräsen, Schleifen.“