Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Corona: Sparzwang und digitaler Aufbruch
Die Pandemie wirkt sich auf die Stadtverwaltung aus: Sie leert die Kassen und verändert die Amtswelt.
Die Pandemie kommt die Kommunen teuer zu stehen und hat auch in Leverkusen ein großes Loch in die Stadtkasse gerissen. Stadtkämmerer Markus Märtens bezifferte es kürzlich im Finanzausschuss auf 35 Millionen Euro durch Ausfälle bei der Gewerbesteuer. Demgegenüber nehmen sich die erwartete Erstattung des Landes nachdem Gewerbesteuer ausgleich gesetz von kalkulierten 2,5 bis 3,4 Millionen Euro vergleichsweise bescheiden aus. Zudem hat die Stadt Leverkusen aus den Stärkungspa kt mitteln eine Sonder ausschüttung in Höhe von mehr als 5,5 Millionen Euro zur Minderung der coronabedingten Mehrbelastungen erhalten. Davon wurde bereits ein Betrag in Höhe von 2,3 Millionen Euro ausgegeben. 1,5 Millionen Euro flossen allein ins Budget der Feuerwehr, um coronabedingte Anschaffungen finanzieren zu können.
Damit wächst die Verschuldung der Stadt. Die Kassenkredite betragen laut Kämmerer aktuell 244,1 Millionen Euro. Zum Vorjahres zeitpunkt standen 212,1 Millionen Euro in den Büchern. Der relativ hohe Wert umfasst 16 Millionen Euro für Gehälter und Sozialleistungen. Das ist eine Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr in Höhe von
32 Millionen Euro. Die Höchstsumme der Kassenkredite beträgt laut Haushaltssatzung 2020 insgesamt
350 Millionen Euro, damit sind etwa
70 Prozent ausgeschöpft. Unterdessen wächst durch die Pandemie der Druck zur Digitalisierung der Stadtverwaltung. Das macht zusätzliche Investitionen nötig. 84 Mitarbeiter befanden sich bereits vor der Pandemie im Home-Office, 100 weitere Mitarbeiter sind nun durch sogenannte Igel-Sticks (in Verbindung mit der Nutzung eigener Hardware) ausgestattet worden, weitere rund 400 Anträge sind in der Bearbeitung. Für digitale Konferenzen wurden 47 iPads beschafft. Die iPads sind als Poolgeräte den jeweiligen Dezernaten zugeordnet und werden den Mitarbeitern als Leihgeräte zur Verfügung gestellt. Künftig sollen diese Geräte auch für Online-Seminare nutzbar gemacht werden.
Seit Mitte November läuft ein Home-Office-Pilotprojekt im Fachbereich Schulen. Dabei soll die neue Arbeitsform auf ihre Anwendbarkeit in verschiedenen Konstellationen – unterschiedliche Gerätetypen, Arbeitsanteile Home-Office – getestet werden. Im Laufe des Projekts sol lauch Desk-Sha ring–eine Organisationsform, beider innerhalb einer Organisation s einheit weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter existieren – erprobt werden.
„Ein wesentlicher Bestandteil der Digitalisierung innerhalb der Verwaltung ist die Einführung eines Dokumenten managementsyste ms( DMS)“,be richtet der Kämmerer im Rats infodienst„z.d.a. Rat“weiter. Weil der Schwellenwert von
214.000 Euro netto für diesen Auftrag überschritten wird, ist eine europaweite Ausschreibung nötig. Zur Vorbereitung und Unterstützung des Vergabeprozesses wurde eine Unternehmens beratung beauftragt.