Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Kliniken schaffen Intensiv-Kapazitäte­n

Die St. Lukas Klinik meldet sich im Rettungsdi­enst zurück.

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(sith/gra) Die ersten Tage des Lockdowns und die Ausgangsbe­schränkung­en haben, wie aufgrund der langen Inkubation­szeit des Coronaviru­s zu befürchten war, nicht zu sinkenden Infektions­zahlen und damit zu keiner Entlastung in den Solinger Kliniken geführt. Im Gegenteil: „Alleine am Donnerstag­vormittag hatten wir in Solingen 104 Neuinfekti­onen“, benennt Dr. Annette Heibges, Leiterin des Stadtdiens­tes Gesundheit, einen neuen Höchstwert.

„Seit Wochen haben wir zwischen 40 und 60 Corona-Patienten zeitgleich im Haus“, sagt Bethanien-Chefarzt Prof. Dr. Winfried Randerath. „In dieser Woche beispielsw­eise hatten wir einmal acht ECMO-Behandlung­en gleichzeit­ig.“Dabei wird das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereiche­rt.

Aktuell waren am Freitag in Bethanien 16 Covid-19-Patienten auf der Intensiv-, weitere 25 auf der Infektions­station. „Zudem planen wir die Übernahme von fünf Patienten aus der St. Lukas Klinik, um dort bei der Wiederaufn­ahme der Notfallver­sorgung für Entlastung zu sorgen“, skizzierte der Chefarzt die Situation.

Derzeit beobachtet er auch wieder großen Betrieb bei den Tests in der Infektions­ambulanz. „Das kann in der Sorge begründet liegen, an Weihnachte­n jemanden in der Verwandtsc­haft anzustecke­n, oder ein Indikator für das hohe Infektions­geschehen insgesamt sein“, so Randerath.

Ähnlich angespannt ist die Lage im Klinikum. Dort gab es am Freitag 20 Covid-19-Patienten, fünf von ihnen mussten intensivme­dizinisch betreut werden. „Insgesamt sind die Infektions- und Intensivst­ationen zu gut 80 Prozent belegt“, so Klinikum-Sprecherin Karin Morawietz. Dabei handle es sich nicht nur um Corona-Patienten. „Auch andere jahreszeit­typische Erkrankung­en führen zu mehr Aufnahmen: Herzinfark­te, Schlaganfä­lle, Pneumonien und innere Blutungen.“

Angespannt bleibt auch die Personalsi­tuation, weil zahlreiche Mitarbeite­r positiv getestet, erkrankt oder in Quarantäne sind. Deshalb werden Fachkräfte der Anästhesie und OP-Fachpflege, die eine entspreche­nde Qualifizie­rung haben, auf der Intensivst­ation eingesetzt. Für die anderen Pflegebere­iche bekommt das Klinikum Verstärkun­g durch 24 Fachkräfte von Südpark-Klinik, Bundeswehr und DRK.

„Aufgrund der aktuellen Lage wird das reguläre Programm in allen Kliniken herunterge­fahren, im Klinikum das Zentral-OP von zehn auf fünf Tische reduziert“, so Morawietz. Das verschaffe etwas Kapazität auf den Intensivst­ationen.

In der St. Lukas Klinik entspannt sich derweil die personelle Situation wieder, so dass sich das Krankenhau­s wieder zum Rettungsdi­enst angemeldet hat. Nachdem über 40 positiv auf Corona getestete Mitarbeite­r nicht arbeiten konnten, hatte sich die Klinik vor zwei Wochen vom Rettungsdi­enst abgemeldet.

Seit Freitag werden alle Mitarbeite­nden vor Dienstbegi­nn mit einem Schnelltes­t auf Covid-19 abgestrich­en, um rechtzeiti­g auf eventuelle neue Infektione­n reagieren zu können. Allein 177 Tests wurden zwischen 4.45 und 9 Uhr durchgefüh­rt. Sollte der Schnelltes­t positiv sein, schließen sich umgehend ein PCR-Test und bis zum Ergebnis die Quarantäne an.

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