Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Ein Seelentröster auf vier Pfoten.
Juna ist der Schulhund der Hilda-Heinemann-Schule in Lennep. Die Golden-Retriever-Hündin ist ein Seelentröster und hat noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Die Schüler lernen durch Juna, Verantwortung zu übernehmen.
Außen an der Türklinke wird bereits klar, wer heute in der Klasse OC ist: „Juna ist bei uns! Bitte tritt leise ein!“, steht auf einem Schild, wie man es vom „Bitte nicht stören!“im Hotel kennt. Nur hat dieses Schild hier noch ein hübsches Foto dabei: Juna, zwei Jahre alt, ganz viel weiches Fell.
Denn Juna ist der Schulhund der Hilda-Heinemann-Schule in Lennep. Das Golden-Retriever-Mädchen lebt bei Sonderschullehrerin Kimberly Baldes – und die nimmt Juna jeden Tag mit in die Schule. Der Begleiter auf vier Pfoten ist speziell für seinen Einsatz hier ausgebildet worden. Juna wuchs von Anfang an mit den Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf auf.
Laute Geräusche machen ihr nichts aus.
„Sie läuft auf jeden Rolli zu. Und hat auch keine Angst, wenn einer unserer Schüler einen epileptischen Anfall hat“, sagt Baldes. Dann legt sich Juna sogar beschützend daneben. So auch an jenem Tag, als sich Max (17) an der Augenbraue verletzte und blutete. „Sie ist dann bei mir geblieben“, erzählt der Schüler stolz. Juna und er sind ein Herz und eine Seele. Und so geht es vielen Schülern an der Hilda-Heinemann. „Alle passen sehr auf sie auf“, sagt Baldes.
Und Juna auf die Schüler. Fehlt jemand, sucht die Golden-Retriever-Hündin die Klasse ab. „Juna ist sehr feinfühlig“, erklärt ihre Besitzerin. Der Schulhund hat dabei eine therapeutische Wirkung auf die Kinder und Jugendlichen: Juna entspannt nicht nur die Situation in der Klasse, sondern gibt den Schülern auch Stabilität, schafft Vertrauen und fördert ihr Selbstbewusstsein.
„Sie ist zudem Stressreduzierer und Tränentrockner“, sagt Kimberly Baldes. Denn zuletzt seien die Themen Liebeskummer und Abstandhalten bei den Jugendlichen aufgekommen – es flossen Tränen. Sofort war Seelentröster Juna mit ihrer freundlichen, offenen Art zur Stelle. Und stellte ihr weiches Fell gerne für beruhigende Streicheleinheiten zur Verfügung.
Die Schulhündin hat noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: „Unsere Schüler lernen durch Juna, Verantwortung zu übernehmen.“Aufpassen, wo man herläuft, versuchen, nicht zu stolpern, sich in seiner Lautstärke mäßigen – das gelingt sogar schwer mehrfachbehinderten Schülern, wenn Juna da ist. „Wir haben einen Schüler, der immer recht angespannt ist und seine Handlungen wiederholt. Durch Juna kommt er aus diesen Handlungen heraus, ohne, dass wir etwas sagen müssen“, sagt die Lehrerin.
Juna ist nicht nur gern dabei, sondern am liebsten mittendrin. Mit ihren 28 Kilo legt sie sich auf die
Füße im Sitzkreis statt dort hinein. Was gerne für Kichern sorgt. Auch bei Niklas (16), der im Rolli sitzt und schwer mehrfach behindert ist, sorgt die Hündin an diesem Tag für ein Lächeln im Gesicht: Als Niklas auf einer Matte kniet, kommt Juna schwanzwedelnd mit ihrem Glücksschweinchen im Maul anspaziert und grummelt – sie will spielen. Als Niklas nicht reagiert, versucht sie es mit Küsschen. Alle müssen unweigerlich lachen, auch Niklas. Als sich der Schüler auf die Seite legt, legt sich auch Juna hin – und legt ihre Pfote auf seinen Arm.
Juna bekommt bald eine Assistentin: Mascha. Sie ist ein Welpe. Doch schon bald soll die Magyar-Vizsla-Hündin das tierisch bunte Schulleben an der Hilda-Heinemann-Schule bereichern.
„Juna hat auch keine
Angst, wenn einer unserer Schüler einen epileptischen
Anfall hat“
Kimberly Baldes Sonderschullehrerin