Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Gastronomen vor Herausforderungen
Der Remscheider Dehoga-Vorsitzende Markus Kärst beurteilt die aktuelle Lage in der Gastronomie als sehr schwierig.
Der Remscheider Dehoga-Vorsitzende Markus Kärst beurteilt die aktuelle Lage der Gastronomie wegen Corona als sehr schwierig.
Gastronomie und Corona – dem geselligen Zusammensein bei gutem Essen und Trinken in schöner Atmosphäre eines Restaurants oder einer Kneipe steht das Virus und dessen Bekämpfung sowie Maßnahmen zur Eindämmung im Weg. Und dabei für massive Probleme bis hin zur Existenzangst bei Gastronomen und Hoteliers sorgt.
Markus Kärst ist Geschäftsführer des Lüttringhauser Hotels Kromberg und zudem Vorsitzender des Remscheider Dehoga-Ortsverbands. Den Kopf in den Sand zu stecken, ist zwar definitiv nicht die Art und Weise des Kochs, dennoch muss auch er nach dem Jahreswechsel und den zurückliegenden Corona-Monaten mit zwei harten Lockdowns, dem Lockdown light sowie zwischenzeitlichen Lockerungen im Sommer konstatieren: „Man kann es nicht schön reden“.
Im Moment ist im Hotel Kromberg eine kleine, zweiwöchige Ruhephase eingekehrt. Bewusst, wie Kärst es sagt. „Wir haben jetzt erst einmal ein wenig runtergefahren, um einmal durchschnaufen zu können. Es ist auch mental eine enorm schwierige Lage für uns alle“, sagt er. In seinem Betrieb, in dem mit allen Aushilfen 65 Menschen arbeiten, habe man die vergangenen Wochen und Monate unter Dauerspannung gestanden.
„Wir haben bewusst versucht, unseren Mitarbeitern nach Möglichkeit Arbeit zu geben und sie nicht nach Hause zu schicken“, sagt Kärst. So hätte zwar im ersten Lockdown im Frühjahr bis auf die Auszubildenden die meisten Mitarbeiter in Kurzarbeit gehen müssen, im Sommer sei das aber bereits wieder aufgehoben gewesen. „Im Hotellerie-Bereich ist es natürlich nach wie vor schwierig, Arbeit zu finden. Da ist auch jetzt noch Kurzarbeit. Aber die Köche sind beispielsweise wieder voll in Arbeit“, sagt Kärst. Er habe seinen Mitarbeitern nicht zumuten wollen, vier oder fünf Monate zu Hause sitzen zu müssen. „Vielleicht wäre dann ja auch der eine oder andere auf die Idee gekommen, dass die Gastronomie doch keine gute Branche ist – und wir brauchen doch unsere Mitarbeiter“, sagt der Gastronom.
Dennoch – wo keine Arbeit ist, kann auch nicht gearbeitet werden, kann auch kein Lohn gezahlt werden. Daher sei er von den Hilfsangeboten der Bundesregierung grundsätzlich überzeugt und halte sie für sehr richtig. Allerdings mit einer Einschränkung. „Das ‚Sofort‘ in der ‚Soforthilfe‘ fehlt ein wenig. Wenn die November- und Dezemberhilfe angekündigt werden, dann muss das Geld auch zeitnah fließen – die Kosten sind ja auch pünktlich. „Da muss die Regierung dringend ein bisschen Gas geben“, betont Kärst.
Blickt der Lüttringhauser in die nahe Zukunft, ist er wenig zuversichtlich, dass sich die Branche schon bald erholt haben wird. „Es wird sich ein wenig verbessern, wenn die Impfungen mehr werden und die Zahlen sich normalisieren. Und der normale Restaurant-Gast wird auch bald wieder kommen, da bin ich mir sicher“, sagt Kärst. Aber für die anderen Standbeine – Tagungen, Großveranstaltungen und die Business-Hotellerie – sieht er noch kein direktes Licht am Horizont. „Ich weiß auch nicht, ob es noch im August oder September da wieder eine Normalisierung geben wird.“
Überhaupt glaubt der Gastronom nicht, dass es insgesamt wieder wie früher werden wird. „In Remscheid leben wir in den Hotels zu 90 Prozent oder mehr von Geschäftskunden. Durch virtuelle Lösungen werden sich viele Firmen denken, dass sie ihre Mitarbeiter nicht mehr durch die Weltgeschichte schicken müssen“, sagt Kärst. So sehe er etwa auch in drei Jahren nicht die Auslastung wie sie noch im November 2019 gewesen sei. „Der Hotelmarkt wird sich zumindest im Businessbereich deutlich ändern.“
Als Grund dafür, dass die Hilfen für die Gastronomie nicht im nötigen Maße fließen – und etwa im Vergleich zur Lufthansa auch deutlich langsamer – sehe er auch Versäumnisse im DEHOGA. „Wir hätten in Berlin noch penetranter auftreten müssen. Schließlich sind wir mit den Partnerbranchen einer der größten Arbeitgeber Deutschlands. Aber wir haben eben auch nicht die Lobby wie etwa die Lufthansa“, sagt Kärst. Auch wenn es mit prominenten Fernsehköchen wie Tim Mälzer oder Frank Rosin durchaus präsente Fürsprecher gebe, bleibe für ihn als Fazit: „Wir werden zu selten gehört.“
Sicherlich ein Arbeitsfeld für die Zukunft. Zumal in der Zeit nach Corona durchaus noch das dicke Ende nachkommen dürfte, wie Kärst glaubt. „Es wird sicherlich auch in Remscheid der eine oder andere Betrieb dichtmachen müssen, weil die Reserven nicht für diese lange Durststrecke gereicht haben.“Das erste Opfer sei schließlich mit dem Brauhaus am Markt im Sommer schon zu beklagen gewesen.