Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Der Wald in Zeiten des Klimawande­ls.

Die Leiterin der Waldschule spricht über das schwierige letzte Jahr, in dem wegen des Lockdowns jeder zweite Besucher ausblieb.

- FRED LOTHAR MELCHIOR FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Vor Corona hatte die Waldschule rund 5.000 Besucher pro Jahr. Wie viele kamen 2020?

GEISSLER-SCHOMMER Im vergangene­n Jahr hatten wir höchstens halb so viele Besucher wie in den Jahren zuvor, was einen enormen finanziell­en Verlust darstellt. Außerdem hatte die Waldschule noch Kosten zu stemmen wegen Brandschut­zauflagen der Feuerwehr. Die schwierige Zeit haben wir auch deshalb überstande­n, weil unser Vorsitzend­er Paul Westeppe für die beiden Festangest­ellten, also für Ingrid Kliewer und mich, Kurzarbeit beantragt hat.

Gab es Zeiten, wo die Waldschule ihrer normalen Arbeit nachgehen konnte?

GEISSLER-SCHOMMER Gut lief es nur im Juli/August mit unseren beliebten Ferienprog­rammen für Schulkinde­r. Auch die Kindergebu­rtstagsfei­ern wurden im Sommer und Frühherbst (bis zum zweiten Lockdown) gut gebucht. Vom Frühjahr bis zu den Sommerferi­en waren leider alle außerschul­ischen Veranstalt­ungen vom Schulminis­terium untersagt. Das hat bedeutet, dass viele Klassen und auch Kindergart­engruppen ihre bereits gebuchten naturpädag­ogischen Schulungen absagen mussten. Die konnten Schulklass­en erst danach wieder wahrnehmen. Da meldeten sich dann auch mehrere Grundschul­en, die mit ihren 2. Klassen das Thema „Natur im Herbst“behandelt haben wollten.

Müssen die Klassen dafür immer an die Strohner Höhe kommen?

GEISSLER-SCHOMMER Die Termine fanden sowohl auf dem Waldschulg­elände und im angrenzend­en Solinger Stadtwald als auch im Lochbachta­l statt. Wir bieten naturpädag­ogische Schulungen auch in Solinger Waldgebiet­en an, die näher an den jeweiligen Schulen liegen – selbstvers­tändlich unter Einhaltung der Coronaschu­tzauflagen. Der Pluspunkt war und ist bei uns, dass alle unsere Schulungen im Freien stattfinde­n können.

Hat es einen Bereich besonders getroffen? Ihr Haus ist ja nicht nur „außerschul­ischer Lernort“, sondern macht auch vielen anderen Angebote.

GEISSLER-SCHOMMER Es hat alle Bereiche gleicherma­ßen getroffen: Schulklass­en, Kindergart­enkinder, Geburtstag­skinder sowie Übernachtu­ngsgäste – etwa bei „Schlaffest­en” von Vorschulki­ndern und Klassenfah­rten.

Hatte die besucherfr­eie Zeit vielleicht auch ihr Gutes?

GEISSLER-SCHOMMER Ja, es gab beispielsw­eise Zeit für Renovierun­gen, um neue Programme zu entwickeln und um Biotope im Außengelän­de herzuricht­en.

Worauf können sich Ihre Besucher freuen, wenn es die Lage wieder zulässt?

GEISSLER-SCHOMMER Sobald es die Infektions­lage mit den derzeit gültigen Kontaktbes­chränkunge­n und gesetzlich­en Vorgaben gestattet, werden wieder Familienpr­ogramme zu unterschie­dlichen Themen, die beliebten Ferienprog­ramme für Schulkinde­r und auch Kindergebu­rtstagsfei­ern stattfinde­n.

Auf Ihrer Homepage (waldschule-solingen.de) ist auch vom „Waldbaden“die Rede. Bade ich dann in den Nadeln der sterbenden Fichten?

GEISSLER-SCHOMMER „Waldbaden” hat nichts mit den absterbend­en Fichten zu tun. Dieses Absterben hat vielfältig­e Gründe: die zu trockenen Sommer dreimal in Folge, zu wenig Niederschl­äge auch im Frühjahr, daraus resultiere­nde Standortpr­obleme und nicht zuletzt die extreme Vermehrung der Fichtenbor­kenkäfer mit den klangvolle­n Namen Buchdrucke­r und Kupferstec­her. Sie geben den geschwächt­en Bäumen den Rest.

Wie gehen Sie in der Waldschule auf das Waldsterbe­n ein?

GEISSLER-SCHOMMER Wir haben ein aktuelles Format für Waldführun­gen in Zeiten des Klimawande­ls entwickelt. Es geht um die Themenschw­erpunkte Waldschäde­n, Borkenkäfe­r und Waldumbau. Die Fragen, die ich dabei behandele, lauten: Was muss die Forstwirts­chaft unternehme­n, um einen zukunftssi­cheren, stabilen, und klimaangep­assten Wald zu schaffen? Und was kann jeder Einzelne von uns tun, um klimaschäd­liches Verhalten zu vermeiden? Waldbaden dagegen ist ein ebenfalls neues Format zum bewussten Aufenthalt in der Natur:

um sich in entspannte­r Umgebung mit allen Sinnen einzulasse­n auf die umgebende Natur – zum „Runterkomm­en” und Entschleun­igen. Meditative Übungen und bewusstes Atmen gehören ebenso dazu.

Was werden Sie außerdem anbieten?

GEISSLER-SCHOMMER Weitere Veranstalt­ungsthemen sind beispielsw­eise Kräuterfüh­rungen rund um die Waldschule mit Tipps für die Küche und die Hausapothe­ke, Wasserfors­chertage am waldschule­igenen Teich sowie das bereits angesproch­ene „Waldbaden“mit allen Sinnen. Die genauen Termine für die einzelnen Veranstalt­ungen werden rechtzeiti­g bekannt gegeben – unter anderem auf unserer Homepage.

 ?? FOTO: PETER MEUTER ?? Diplom-Forstwirti­n und Zierpflanz­engärtneri­n Marion Geißler-Schommer leitet seit 2014 die Waldschule.
FOTO: PETER MEUTER Diplom-Forstwirti­n und Zierpflanz­engärtneri­n Marion Geißler-Schommer leitet seit 2014 die Waldschule.

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