Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Angst vor dem Abbruch
Nachdem mehrere Teams in der Zweiten Liga bereits komplett in Quarantäne mussten, verschärft die Deutsche Fußball-Liga ihr Hygienekonzept.
Deutschland wird derzeit von einer dritten Corona-Welle überrollt. Die Inzidenzwerte steigen massiv an und damit auch der Anteil an Infizierten mit den deutlich gefährlicheren Mutationen des Virus. Nun geht auch in der Fußball-Branche die Angst um, die Entwicklung könne dramatische Folgen für den Saisonverlauf haben. In der Zweiten Liga mussten bereits mehrere Partien abgesagt werden. Die Teams von Holstein Kiel und Hannover 96 sind noch immer komplett in Quarantäne.
Die Gesundheitsämter gehen nun deutlich restriktiver mit positiven Fällen um als bislang. Heißt im Klartext: Ein infizierter Spieler in einer Mannschaft kann ausreichen, dass die gesamte Mannschaft aus dem Verkehr gezogen wird. Bisher ist man davon ausgegangen, es sei ausreichend, nur die Betroffenen zu isolieren – sofern ausgeschlossen werden konnte, dass sie nicht länger Kontakt zu anderen im Verein in einem geschlossenen Raum hatten. Bei den Mutationen ist die Ansteckung deutlich leichter, weshalb direkt alle in Quarantäne müssten.
Bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) geht nun die Angst um, die Saison nicht ordnungsgemäß zu Ende spielen zu können. Alleine durch den Ausfall von Kiel und Hannover ergeben sich Probleme bei der Terminierung, denn durch die immer noch geplante Europameisterschaft im Sommer gibt es zeitliche Grenzen. Besonders für Aufstiegskandidat Kiel kann das im Saisonendspurt zu einem Wettbewerbsnachteil werden, weil man die ausgefallenen Begegnungen wohl in englischen Wochen im April und Mai nachholen muss. Viele Termine sind allerdings schon durch Länderspielpausen, DFB-Pokal (in dem Kiel noch vertreten ist) und die internationalen Wettbewerbe geblockt.
Nach Informationen unserer Redaktion will die DFL nun eine erst für den 1. April geplante Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen vorziehen. Zunächst hatte die „Bild“berichtet. Demnach sind die Klubs dazu angehalten, vor jeder Zusammenkunft auch nur von Teilen der Mannschaft zunächst einen Corona-Schnelltest durchzuführen. Eine offizielle Mitteilung des Verbands gibt es aber noch nicht. Zweitligist Fortuna Düsseldorf bestätigt indes auf Anfrage unserer Redaktion, dass man zusätzliche Tests schon jetzt einführen würde, um maximale Sicherheit zu bekommen.
Konkret bedeutet das: Alle Spieler und das Funktionsteam müssen in ihren Autos auf das Gelände fahren und werden noch im Wagen getestet. Erst bei einem negativen Befund dürfen sie herauskommen. Zudem wird mindestens zwei Mal die Woche mit dem deutlich sichereren PCR-Test ebenfalls kontrolliert. Dieses Prozedere soll auch noch weiter ausgedehnt werden. Durch eine möglichst engmaschige Testung sollen weitere langfristige Ausfälle gleich eines kompletten Kaders verhindert werden.
Max Eberl, Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach sagt: „Wir sind vorbereitet, wenn eine Ansage der DFL kommt. Es ist ein sinnvoller Weg, wenn durch Schnelltests täglich sichergestellt wird, dass der Kreis von Spielern und Betreuerstab ohne Infektionen ist.“
In den vergangenen Wochen war es wiederholt und zum Teil öffentlich zu massiven Verstößen der selbstverordneten Hygiene-Regeln gekommen. Nach dem Derby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund hatten etliche Spieler des BVB ohne Maske im Bus gefeiert, nachdem sie von Fans empfangen wurden. Dortmund wurde zu einer Geldstrafe von 75.000 Euro verdonnert.
Die DFL will künftig deutlich rigoroser eingreifen. Denn es steht für die komplette Liga viel auf dem Spiel. Frank Schmidt, Trainer des FC Heidenheim, hält einen vorzeitigen Abbruch der Saison nicht für unrealistisch. „Wenn man die letzten Ereignisse nimmt, dann könnte es mit dem Spielplan eng werden“, sagt der 47-Jährige dem „Hamburger Abendblatt“. Keiner könne garantieren, dass es die letzten Fälle gewesen seien. „Man weiß nicht, was bis zum Ende der Saison noch alles passieren kann.“
Sonntag