Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Sicher in die Motorrad-Saison
Mit den Temperaturen steigt auch der Anteil an Motorrädern auf den Straßen. Für Fahrer und Beifahrer gibt es einiges zu beachten.
(rps) Der Start in die Motorradsaison im März und die Aussicht auf warme Frühlingstage lockt zunehmend mehr Biker auf die Straßen. Nach der langen Winterpause sollten Motorradfahrer jedoch besonders aufpassen. Dazu rät der ADAC Nordrhein. „Direkt nach den Wintermonaten passieren oft die meisten Unfälle. Defensiv und vorausschauend fahren ist deshalb das A und O“, erklärt ADAC-Motorrad-Experte Peter Bredol.
„Gerade zu Beginn der Saison macht es Sinn, mit kürzeren Fahrten auf sicherem Terrain wieder einzusteigen. Außerdem lässt sich die Kondition durch gezieltes Training aufbauen.“Eine gute Möglichkeit, wieder mehr Sicherheit auf dem eigenen Motorrad zu bekommen, bieten auch die ADAC-Fahrsicherheitstrainings, zum Beispiel in Grevenbroich oder in Weilerswist.
Generell sind Motorradfahrer aufgrund der schmalen Silhouette für andere Verkehrsteilnehmer gerade beim Abbiegen oft schlecht zu sehen. Bredol empfiehlt, Blickkontakt zu Pkw-Fahrern zu suchen. Ebenfalls wichtig: Immer bremsbereit sein, in Kurven Abstand zum Mittelstreifen halten und die Geschwindigkeit stets dem Streckenverlauf, der Verkehrsdichte und dem eigenen Können anpassen. „Besonders gefährlich sind auch nicht behobene Fahrbahnschäden, Rollsplit sowie morgendliche Glätte nach einer frostigen Nacht“, weiß Bredol. Dies gilt gerade jetzt im März und April.
Nach den Wintermonaten, in denen Pkw-Fahrer die Straßen meist für sich allein hatten, müssen sich Auto-, Motorradund natürlich auch Fahrradfahrer erst wieder aneinander gewöhnen. Daher sieht der Fachmann des ADAC Nordrhein auch die Autofahrer in der Pflicht, die das Tempo der
Motorräder häufig unterschätzen: „Mehr Partnerschaftlichkeit und eine defensive Fahrweise aller Verkehrsteilnehmer können viele potenzielle Unfallsituationen schon im Vorfeld entschärfen und Kollisionen verhindern.“
Doch auch Motorradfahrer fordert der ADAC Nordrhein auf, Rücksicht zu nehmen. Ab dem Frühjahr beschäftigt das Dauerthema Motorradlärm die Anwohner an beliebten Motorradstrecken. Deshalb appelliert der ADAC an alle Biker, vernünftig, leise und umweltverträglich zu fahren. Vor allem ein starkes und damit lärmintensives Beschleunigen direkt nach einer Ortschaft ist zu vermeiden.
Bei Fahrten zu zweit gibt es umso mehr zu beachten. Rechtlich ist die Mitnahme eines Beifahrers, auch Sozius genannt, laut Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung
unter folgender Voraussetzung erlaubt: „Das Motorrad muss für eine zweite Person ausgelegt sein, das heißt, es ist ein eigener Sitz vorhanden“, erläutert Michaela Rassat, Juristin der ERGO Rechtsschutz-Leistungs-GmbH. Zusätzlich sind
Fußstützen sowie eine für den Beifahrer gut erreichbare Haltevorrichtung wie etwa Haltegriffe vorgeschrieben. Für Fahrer sowie Beifahrer gilt außerdem eine Helmpflicht.
Wer einen Motorradneuling auf dem Beifahrersitz mitnehmen möchte, sollte zunächst
Technik und Fahrdynamik erklären, damit sich der Begleiter mit der Maschine vertraut machen kann. Es kann außerdem die Sicherheit erhöhen, mit dem Sozius vorab zu üben, beispielsweise auf einem Parkplatz. Fahrer können sich so an die veränderte Fahrdynamik durch die zweite Person gewöhnen, während der Begleiter unter anderem das richtige Auf- und Absteigen üben oder die Sitzposition testen kann.
Nicht nur sich selbst und ihren Begleiter, sondern auch die Maschine sollten Fahrer auf die Tour zu zweit vorbereiten. Um die höhere Belastung auszugleichen, können sie die hinteren Federn und Dämpfer anpassen. ERGO-Fachmann Frank Mauelshagen empfiehlt zudem, wenn möglich, beim Federbein die Druck- und Zugstufendämpfung zu erhöhen und die Gabel härter einzustellen. Letzteres verhindert ein zu starkes Absinken des Vorderrads beim Bremsen.
Für die Sicherheit von Fahrer und Beifahrer ist ein angepasster Fahrstil das A und O. „Der Sozius sorgt dafür, dass sich der Schwerpunkt des Motorrads deutlich nach hinten verschiebt. Auf der Hinterachse lastet dadurch mehr Gewicht, während das Vorderrad leichter wird“, erläutert Mauelshagen. Dies hat ein verändertes Fahrverhalten zur Folge: Die Präzision der Lenkung sowie die Handlichkeit der Maschine nimmt ab. Durch das zusätzliche Gewicht verlängern sich zudem Bremsweg und Überholvorgang. „Fahrer sollten darauf achten, ruckartige und riskante Manöver zu vermeiden – besser sanft anfahren, schalten und bremsen“, rät der Kfz-Experte. Bei der Geschwindigkeit gilt: Nicht schneller als 160 km/h fahren. Denn die Nackenmuskulatur des Hintermanns ist einer stärkeren Belastung ausgesetzt.
Der Sozius kann den Fahrer mit seinem Verhalten während der Fahrt unterstützen: Er sollte darauf achten, aufrecht zu sitzen und nah an den Fahrer zu rücken, um den Schwerpunkt so weit wie möglich nach vorne zu verlagern. Beifahrer sollten sich außerdem immer gut festhalten. Die wichtigste Verhaltensregel lautet aber: Mit der Bewegung des Fahrers mitgehen. Das gilt vor allem in Kurven, also bei Schräglagen. „Dazu bei Rechtskurven über die rechte Schulter und bei Linkskurven über die linke Schulter des Fahrers blicken“, erläutert Mauelshagen. Wer sich in einer Kurve aufrichtet oder gegen die Schräglage bewegt, gefährdet die Fahrstabilität und riskiert damit einen Sturz. Vor allem bei längeren Strecken sind regelmäßige Pausen, bei denen sich Fahrer und Beifahrer die Beine vertreten können, wichtig.