Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Schüler erforschen die Welt über den Wolken
Beim Projekt des Werner-Heisenberg-Gymnasiums sammelt ein Stratosphärenballon in 36 Kilometern Höhe Daten und Filmaufnahmen.
Es sind noch zehn Minuten bis zum Start des Stratosphärenballons. Auf dem Schulhof des Werner-Heisenberg-Gymnasiums gehen die Schüler konzentriert ihrer Arbeit nach. Die Anspannung ist spürbar. Monate haben sie auf den Flug hingearbeitet. Jetzt darf nichts schiefgehen. „Ich habe vor Aufregung nicht gut geschlafen“, gibt Charlotte von Bonin zu, während sie zusieht, wie sich der Ballon mit Helium füllt. Noch schwebt die weiße Hülle knapp über dem Boden. Später soll sie eine Höhe von 36 Kilometern erreichen.
Neben dem Ballon umringen Schüler eine Styroporbox mit Flügeln. Der Kasten wirkt unscheinbar, birgt jedoch das technische Herz des Projektes: Messgeräte, Kameras und GPS-Sender. „Wir wollen Daten über die Strahlung, Temperatur und den Luftdruck in der Stratosphäre sammeln“, erzählt Lorenzo Fahr begeistert. Ein kleiner Computer soll alles speichern.
Max Hüter hat ihn programmiert und einige Einzelteile in der Box mit seinem 3D-Drucker angefertigt. „Normalerweise bastele ich Kleinigkeiten zuhause“, berichtet der 16-Jährige. Er möchte später einmal Elektrotechnik studieren, und das Projekt habe ihn darin bestärkt. „Es ist einfach super spannend.“
Ein letztes Mal kontrollieren er und die anderen Schüler alles: Sind die Geräte angeschaltet und sitzen sicher? Ist der Deckel fest verschlossen? Sorgfalt sei wichtig, betont Lorenzo. Weil der Raum zwischen Weltall und Wolken unwirklich und eiskalt ist.
Und weil es für das Projekt der Stratoballon AG und des Projektkurses Physik nur diese eine Chance gibt: „Aufgrund des abnehmenden Luftdrucks nimmt der Ballon an Volumen zu, bis er schließlich platzt“, erklärt Physiklehrer Frank Hill. Die Messinstrumente kann man dagegen retten: Ein Fallschirm soll ihren Sturz abfangen.
Als die Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird es ernst: Vorsichtig wird der Ballon nach oben gelassen. Er soll nicht gegen das Schulgebäude prallen. „Ich hoffe, dass alles funktioniert“, sagt Conrad von Bonin. Der Vater wirkt aufgeregt, hält sein Handy in die Luft, um den Start zu fotografieren. „Es ist ein großartiges Projekt. Vor allem weil es trotz Corona auf die Beine gestellt wurde“, betont er stolz.
Auch Schüler halten den Start fest. Sie haben Kameras im Einsatz, übertragen einen Livestream ins Internet und verwenden sogar eine Drohne.
„So ein Start muss aufgezeichnet werden“, sagt Frederick, während er die fliegende Kamera ausrichtet.
Kurz darauf beginnt der Ballon seine Reise. Schnell steigt er in Richtung Wolken, fünf Meter pro Sekunde. Die Schüler und Lehrer Hill gucken erleichtert zu, wie er langsam aus dem Sichtfeld verschwindet. Zeit zum Entspannen bleibt ihnen nicht: In etwa drei Stunden wird der Ballon wieder landen. Deswegen macht sich die Gruppe sofort auf den Weg in Richtung Rheinland-Pfalz. Auf Grundlage von Wetterdaten kann der Landeplatz ungefähr bestimmt werden.
Einige Stunden später wird das gute Stück geborgen: „Er ist in der Nähe von Esch in einem Baum gelandet. Zum Glück hatte ein Vater eine Angel dabei und hat die Box runtergeholt“, sagt Markus Grashof, der mit Hill für das Projekt verantwortlich ist. Der Technik sei nichts passiert. In den kommenden Tagen werden die Aufnahmen und Daten ausgewertet. Einige Schüler wollen auf ihrer Basis sogar eine wissenschaftliche Projektarbeit schreiben.