Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Söder gewinnt Unterstützer
Die Kanzlerkandidatur der Unionsparteien ist offen, eine Entscheidung wird angesichts der sinkenden Umfragewerte immer drängender. Hinter CDU-Chef Armin Laschet stellen sich bisher vor allem Parteifreunde aus NRW.
Von einer Osterruhe ist in der Union nichts zu spüren. Im Gegenteil, die Unruhe in den Unionsparteien scheint angesichts der offenen Kanzlerkandidaten-Frage und der sinkenden Umfragewerte ständig zuzunehmen. Eine wachsende Zahl von CDU-Bundestagsabgeordneten sprach sich vor dem Osterwochenende für den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Markus Söder als Kanzlerkandidaten der Union aus. Unionspolitiker überwiegend aus Nordrhein-Westfalen hielten dagegen und warben für CDU-Chef Armin Laschet. Viele Unionspolitiker drängten Laschet und Söder, die
K-Frage nun unmittelbar nach Ostern zu klären.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Laschet und sein bayerischer Amtskollege hatten ursprünglich verabredet, über die Kandidatur zwischen Ostern und Pfingsten gemeinsam zu entscheiden. Angesichts der hohen Nervosität in den eigenen Reihen ist nun aber eine Entscheidung bereits in der kommenden Woche sehr wahrscheinlich geworden.
Ginge es nach der Meinung der Bundesbürger, fiele die Wahl eindeutig auf Söder: Nach dem jüngsten ARD-„Deutschlandtrend“des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap vom Donnerstag sind 54 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Söder ein guter Kanzlerkandidat wäre, das sind drei Prozentpunkte
mehr als Mitte März. Bei Laschet hingegen sind nur 19 Prozent dieser Meinung (minus drei). Auch an der CDU-Basis hat Söder Umfragen zufolge deutlich mehr Unterstützer als Laschet. Ob der CSU-Chef allerdings überhaupt zur Verfügung steht, weiß bisher nur er allein.
Mehrere weitere CDU-Abgeordnete outeten sich am Karfreitag als Söder-Fans. „Die Menschen aus meiner Heimat sehen in Markus Söder einen guten Kanzler“, sagte der sächsische Abgeordnete Marian Wendt dem „Spiegel“. „Markus Söder ragt heraus, seine hohen Zustimmungswerte sind gut für die ganze Union“, sagte auch der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz
„Armin Laschet ist der Richtige für die Nachfolge von Angela Merkel“
Thomas Jarzombek (CDU) Bundestagsabgeordneter aus Düsseldorf
(CDU).
Auch der nordrhein-westfälische CDU-Abgeordnete Markus Grübel sagte: „Markus Söder sollte unser Kanzlerkandidat werden.“Mit ihm habe die Union „bessere Aussichten, das Kanzleramt zu halten“. Er hoffe, dass auch Parteichef Laschet dies erkenne, sagte Grübel. CDU-Präsidiumsmitglied Norbert Röttgen sagte dem „Spiegel“: „Wie ich seit meiner Kandidatur für den CDU-Vorsitz konsequent vertreten habe, sollte die Union den Kandidaten aufstellen, mit dem wir die besten Siegchancen bei der Bundestagswahl haben.“
In der Debatte hatten sich bisher erst wenige Unionspolitiker hinter Laschet gestellt. Vor allem aus seinem eigenen Bundesland wagten sich nun aber mehr Unterstützer aus der Deckung. „Armin Laschet ist der Richtige für die Nachfolge von Angela Merkel“, sagte der Düsseldorfer CDU-Chef Thomas Jarzombek unserer Redaktion. „Das ist kein Votum gegen Markus Söder, sondern für Armin Laschet. Er ist ein sehr erfolgreicher Ministerpräsident. Er stellt die CDU breit auf, von harter Innenpolitik mit Herbert Reul bis zum Sozialflügel von Karl-Josef Laumann“, erklärte der Digitalbeauftragte der Bundesregierung. „Er bringt eine Eigenschaft mit, die selten ist bei Spitzenpolitikern: Er hört zu. Und trifft danach fundierte, abgewogene Entscheidungen“, sagte Jarzombek. „Sehr wichtig: Er kann Wahlkampf, das haben wir in NRW gesehen.“
Die jüngste Kritik der Bundeskanzlerin am Corona-Kurs Laschets in Nordrhein-Westfalen nannte Jarzombek eine „Momentaufnahme“, die man nicht überbewerten dürfe. Wenn Merkel auch Kritik an den eigenen Leuten übe, „bedeutet das nicht den Bruch mit ihren engsten Vertrauten, wozu Armin Laschet gehört“, sagte Jarzombek. Die Entscheidung in der K-Frage müsse zügig fallen. „Und das bedeutet lieber kurz nach Ostern als erst kurz vor Pfingsten“, sagte Jarzombek.
Ebenso setzte sich Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, der auch Vorsitzender des CDU-Arbeitnehmerflügels CDA ist, für Laschet ein. Dieser sei der richtige Kanzlerkandidat, „weil er aus meiner Sicht in der CDU ganz eindeutig eine Politik der Mitte und des Ausgleichs verkörpert“. Der Ministerpräsident habe „ein klares christliches Menschenbild“und sei „ein glühender Europäer“, sagte Laumann der Redaktion von „The Pioneer“.