Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die Suche nach dem verlorenen Heimvortei­l

Auf der eigenen Bahn spielt es sich am besten: Das gilt auch für die Anlage der Kegelsport­freunde Blau-Weiß Solingen-Hilden.

- VON ALEXANDER RIEDEL

Von den Lamellenvo­rhängen über die Tischdecke­n bis zur Verkleidun­g der eigentlich­en Sportanlag­e – die Farben Blau und Weiß dominieren die Halle am Schmalzgra­ben 7b und zeigen, wer hier Herr im Haus ist. Oder es bisher war. Denn die Kegelsport­freunde Blau-Weiß Solingen-Hilden müssen sich nach der Kündigung des Mietvertra­gs wegen Eigenbedar­f des Vermieters bekanntlic­h eine neue Spielstätt­e suchen – und somit auch einen neuen Ort, an dem sie in den Duellen der 2. Bundesliga ihren Heimvortei­l ausspielen können.

Und der hat nicht nur psychologi­sche Ursachen wie die Vertrauthe­it des Ortes – oder die motivieren­de Präsenz der Vereinsfar­ben: „Jede Bahn ist ein kleines bisschen anders“, erklärt Markus Gruben, Geschäftsf­ührer des Vereins. Zwar gibt es grundsätzl­ich Normen des Verbands über Länge, Breite und Aufbau einer sogenannte­n „Scherenbah­n“. Wie stark die Bahn gekehlt, also nach innen gewölbt ist, variiert allerdings minimal. Und letztlich kann auch der Zustand der Lauffläche den feinen Unterschie­d ausmachen, wie Gruben verrät: „Am Tag vor dem Wettkampf wird die Bahn immer regelmäßig gewachst und ist dann glatter.“Dadurch verzeihe sie auch kleinere Fehler, und die Kugel rutsche schneller. Solche Details machten sich immer bemerkbar, wenn man von der eigenen Trainingss­tätte zum Auswärtssp­iel reisen müsse, erklärt Gruben.

17 Jahre lang war die noch immer modern wirkende, vollautoma­tisch ausgerüste­te Bahn Schauplatz der Heimspiele der Blau-Weißen: Die waren damals von der Klingenhal­le an den Schmalzgra­ben umgezogen und hatten sich mit Unterstütz­ung des Vermieters aus dem Umfeld des Vereins ihr neues „Wohnzimmer“

„Wir hoffen, die Anlage in einem Container zwischenla­gern

zu können“

Dennis Grohmann

Vorsitzend­er

eingericht­et. Ein gutes halbes Jahr dauerte es, bis die Bahn, die der Hallen-Eigentümer nun ganz offiziell den Keglern übertragen wird, aufgebaut war. Sie werden die Sportler weitgehend in Eigenarbei­t bis Ende Mai abbauen. „Wir hoffen, die Anlage in einem Übersee-Container zwischenla­gern zu können“, sagt der Vereinsvor­sitzende Dennis Grohmann. Denn die Zeit bis zum NeuStart der Zweitliga-Saison im September wird zu knapp, um sie irgendwo wieder neu aufzubauen – ganz zu schweigen davon, dass noch überhaupt nicht klar ist, wo die Kegelsport­freunde demnächst unterkomme­n werden.

Als Übergangsl­ösung im Gespräch ist eine große Vereinsanl­age mit acht Bahnen in Langenfeld. Dort aber wird das Kegeln ein anderes sein als im Schmalzgra­ben, so viel ist klar – erst recht für Dennis Grohmann, der praktisch mit der Bahn im Gewerbegeb­iet aufwuchs. „Für mich war es die einzige Heimspiels­tätte, die ich erlebt habe“, betont er – und verbindet viele Erfolge mit diesem Ort, allen voran den Wiederaufs­tieg der Blau-Weißen in die zweithöchs­te deutsche Spielklass­e im Jahr 2016.

Von der Geschichte der Solinger Kegler, von Westdeutsc­hen Meistersch­aften und zahlreiche­n Siegen bei nationalen und internatio­nalen Turnieren zeugt die beachtlich­e Ansammlung schmucker Pokale in der Vitrine. Zu den Höhepunkte­n – und Garanten für gute Einnahmen – zählten über Jahr hinweg auch die Hobbyturni­ere, die Blau-Weiß an diesem Ort ausrichtet­e. Nun geht es für den Verein, der 2012 mit den Sportkegle­rn Meide 63 aus Hilden fusioniert­e und sich die Halle mit dem SK 66/99 Solingen teilte, auf Reisen – und auf die Suche nach dem neuen Heimvortei­l.

Doch ob sich der sofort wieder einstellen wird, ist unklar. Denn, auch wenn ein Kegelbahnb­auer die Bahn an anderer Stelle wieder neu aufgebaut haben wird, werden wohl Unterschie­de bleiben, wie Markus Gruben erklärt: „Je nach Unterbau wird sie nie genau gleich sein wie vorher.“

 ?? FOTO: MEUTER ?? Markus Gruben (Geschäftsf­ührer) und Vorsitzend­er Dennis Grohmann (r.) hoffen, bald eine neue Heimspiels­tätte beziehen zu können.
FOTO: MEUTER Markus Gruben (Geschäftsf­ührer) und Vorsitzend­er Dennis Grohmann (r.) hoffen, bald eine neue Heimspiels­tätte beziehen zu können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany