Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Auf den Spuren Jesus spazieren
Die Evangelische Kirchengemeinde Lennep hat sich etwas einfallen lassen, um die österliche Botschaft trotz Corona zu verkünden.
Ein großes hölzernes Kreuz ragt inmitten der grünen Wiese vor dem Evangelischen Gemeindehaus an der Hardtstraße 14 gen Himmel. Die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres scheinen kräftig darauf. Es wirkt fast wie ein natürliches Scheinwerferlicht auf den Mittelpunkt der Szenerie, das wichtigste Symbol der Christen. An ihm starb Jesus für die Sünden der Menschen und durch ihn wurden sie erlöst, heißt es in der Bibel.
Daran – an die Kreuzigung und Auferstehung des Gottessohns – gedenken gläubige Christen dieser Tage weltweit. Das Osterfest ist schließlich die Hochzeit der christlichen Kirchen. Doch erneut ist es ein Fest, das aufgrund der noch immer wütenden Corona-Pandemie ohne menschliche Begegnungen innerhalb der Gemeinde auskommen muss, bedauert Anita Benecke, Küsterin der Evangelischen Gemeinde.
„Leider können wir keine Präsenzgottesdienste feiern und auch die Familienkirche fällt aus“, sagt Benecke. Um den Gemeindemitgliedern, anderen Gläubigen und Interessenten dennoch ein wenig Hoffnung zu spenden und vor allem den Kindern die Geschichte etwas näherzubringen, hat sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Conny Turk vor dem Gemeindehaus einen wunderschönen Ostergarten erstellt, einen kleinen Kreuzgarten, der die vier wichtigsten Stationen Jesus auf seinem letzten Weg darstellt. „Das können Besucher dann beim Spazieren an der frischen Luft erleben.“
Das hölzerne Kreuz auf der Gemeindewiese befindet sich, wie in der Bibel beschrieben, auf einem kleinen Hügel. Zu seinen Füßen erstrecken sich in alle vier Himmelsrichtungen vier rechteckige Beete. Nur eines davon blüht mit bunten Veilchen. Dieses ist die letzte Station und symbolisiert die Auferstehung Jesus und die Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles endet. Um bis dahin zu gelangen, muss sich der Besucher allerdings auf eine kleine spirituelle, zumindest körperliche Reise begeben, die an der ersten Station mit der Verratsszene beginnt, erklärt Benecke.
Ein großer Hahn aus Draht gebaut steht hier neben einer kleinen Feuerstelle. Im Hintergrund sind zwei Speere über Kreuz in den Boden gerammt. Dieses Beet soll an den Moment erinnert, als Jesus verhaftet wurde, nachdem ihn Petrus verleugnete, wie es Jesus prophezeit hatte: „Wahrlich ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“(Matthäus 26:34).
Die zweite Station zeigt ein Kreuz liegend auf einem gepflasterten Weg, eingewickelt in einen purpurnen Umhang und mit einer Dornenkrone versehen. „Das stellt Jesus Weg zur Kreuzigung dar“, erklärt Benecke: „An der vorletzten Station ist dann ein offenes Grab mit einem Leichentuch zu sehen.“Der Moment also, als drei Tage nach Jesus Tod sein Leichnam aus der Grabhöhle verschwand und ein Engel verkündete, dass Jesus auferstanden sei.
Für die Evangelische Gemeinde Lennep sei es nicht das erste Mal, dass sie die Passionsgeschichte nachstellen, berichtet die Küsterin. „Diese Initiative gab es schon mal vor einigen Jahren. Damals haben wir einige Szenen im Gemeindehaus aufgestellt.“Der Oster- oder Kreuzgarten sei also keine neue Erfindung, die durch die Corona-Pandemie entstanden sei. „In anderen Gemeinden wird das schon sehr lange gemacht.“
Neu ist allerdings die Darstellung, für die Benecke und Turk auf nachhaltige Naturmaterialien zurückgegriffen haben. Damit wurde nicht nur Geld gespart, sondern auch der aktuelle Zeitgeist aufgegriffen, die Schöpfung zu bewahren.