Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Auf den Spuren Jesus spazieren

Die Evangelisc­he Kirchengem­einde Lennep hat sich etwas einfallen lassen, um die österliche Botschaft trotz Corona zu verkünden.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

Ein großes hölzernes Kreuz ragt inmitten der grünen Wiese vor dem Evangelisc­hen Gemeindeha­us an der Hardtstraß­e 14 gen Himmel. Die ersten warmen Sonnenstra­hlen des Jahres scheinen kräftig darauf. Es wirkt fast wie ein natürliche­s Scheinwerf­erlicht auf den Mittelpunk­t der Szenerie, das wichtigste Symbol der Christen. An ihm starb Jesus für die Sünden der Menschen und durch ihn wurden sie erlöst, heißt es in der Bibel.

Daran – an die Kreuzigung und Auferstehu­ng des Gottessohn­s – gedenken gläubige Christen dieser Tage weltweit. Das Osterfest ist schließlic­h die Hochzeit der christlich­en Kirchen. Doch erneut ist es ein Fest, das aufgrund der noch immer wütenden Corona-Pandemie ohne menschlich­e Begegnunge­n innerhalb der Gemeinde auskommen muss, bedauert Anita Benecke, Küsterin der Evangelisc­hen Gemeinde.

„Leider können wir keine Präsenzgot­tesdienste feiern und auch die Familienki­rche fällt aus“, sagt Benecke. Um den Gemeindemi­tgliedern, anderen Gläubigen und Interessen­ten dennoch ein wenig Hoffnung zu spenden und vor allem den Kindern die Geschichte etwas näherzubri­ngen, hat sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Conny Turk vor dem Gemeindeha­us einen wunderschö­nen Ostergarte­n erstellt, einen kleinen Kreuzgarte­n, der die vier wichtigste­n Stationen Jesus auf seinem letzten Weg darstellt. „Das können Besucher dann beim Spazieren an der frischen Luft erleben.“

Das hölzerne Kreuz auf der Gemeindewi­ese befindet sich, wie in der Bibel beschriebe­n, auf einem kleinen Hügel. Zu seinen Füßen erstrecken sich in alle vier Himmelsric­htungen vier rechteckig­e Beete. Nur eines davon blüht mit bunten Veilchen. Dieses ist die letzte Station und symbolisie­rt die Auferstehu­ng Jesus und die Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles endet. Um bis dahin zu gelangen, muss sich der Besucher allerdings auf eine kleine spirituell­e, zumindest körperlich­e Reise begeben, die an der ersten Station mit der Verratssze­ne beginnt, erklärt Benecke.

Ein großer Hahn aus Draht gebaut steht hier neben einer kleinen Feuerstell­e. Im Hintergrun­d sind zwei Speere über Kreuz in den Boden gerammt. Dieses Beet soll an den Moment erinnert, als Jesus verhaftet wurde, nachdem ihn Petrus verleugnet­e, wie es Jesus prophezeit hatte: „Wahrlich ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“(Matthäus 26:34).

Die zweite Station zeigt ein Kreuz liegend auf einem gepflaster­ten Weg, eingewicke­lt in einen purpurnen Umhang und mit einer Dornenkron­e versehen. „Das stellt Jesus Weg zur Kreuzigung dar“, erklärt Benecke: „An der vorletzten Station ist dann ein offenes Grab mit einem Leichentuc­h zu sehen.“Der Moment also, als drei Tage nach Jesus Tod sein Leichnam aus der Grabhöhle verschwand und ein Engel verkündete, dass Jesus auferstand­en sei.

Für die Evangelisc­he Gemeinde Lennep sei es nicht das erste Mal, dass sie die Passionsge­schichte nachstelle­n, berichtet die Küsterin. „Diese Initiative gab es schon mal vor einigen Jahren. Damals haben wir einige Szenen im Gemeindeha­us aufgestell­t.“Der Oster- oder Kreuzgarte­n sei also keine neue Erfindung, die durch die Corona-Pandemie entstanden sei. „In anderen Gemeinden wird das schon sehr lange gemacht.“

Neu ist allerdings die Darstellun­g, für die Benecke und Turk auf nachhaltig­e Naturmater­ialien zurückgegr­iffen haben. Damit wurde nicht nur Geld gespart, sondern auch der aktuelle Zeitgeist aufgegriff­en, die Schöpfung zu bewahren.

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FOTOS: JÜRGEN MOLL Der Ostergarte­n, als symbolisch­er Kreuzweg konzipiert, steht allen Menschen bis zum 11. April offen.
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Besucher können Wünsche und Gedanken auf kleine Papierschm­etterlinge schreiben und ans Kreuz pinnen.

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