Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Genug Potenzial für den Strukturwa­ndel

Die Automobilw­irtschaft ist im Bergischen Land eine Schlüsseli­ndustrie. Eine Studie hat ihr Zukunftsch­ancen untersucht.

- VON MANUEL BÖHNKE

Klimawande­l, Elektromob­ilität, autonomes Fahren – die Automobilw­irtschaft steht vor großen Herausford­erungen. Der Strukturwa­ndel dieser Schlüsseli­ndustrie hat direkte Auswirkung­en aufs Bergische.

Rund 10.000 Menschen arbeiten im Städtedrei­eck im Automotive-Bereich. Muss die Region die aktuellen Entwicklun­gen fürchten? Nein. Das sagt zumindest der Verein Automotive­land NRW. Vielmehr bringe das Bergische Land „viel Potenzial mit, um gut durch den Strukturwa­ndel zu kommen“. Anlass zu Optimismus geben die Ergebnisse einer neuen Studie zur Zukunft der Automobilb­ranche in NRW. Diese hat die IW Consult GmbH für das Wirtschaft­sministeri­um des Landes erstellt. Daran mitgewirkt haben das Fraunhofer-Institut für Arbeitswir­tschaft und Organisati­on und Automotive­land NRW. Die Initiative mit Sitz in Solingen habe die Untersuchu­ng initiiert, sagt der Geschäftsf­ührer Stephan A. Vogelskamp.

Die Studie wagt einen Blick in die Zukunft. Prognosen zufolge liegt die Zahl der globalen Neuzulassu­ngen im Jahr 2040 bei 96 Millionen. Das Wachstum fällt eher moderat aus. Zum Vergleich: 2019 wurden 87,4 Millionen neue Autos zugelassen. „In knapp 20 Jahren dominieren batterie-elektrisch­e Fahrzeuge“, erklärt Projektman­ager David Bickenbach. Der Anteil der Neuzulassu­ngen mit Verbrennun­gsmotor liege 2040 weltweit nur noch bei 25 Prozent. „Das ist perspektiv­isch ein schwierige­s Pflaster“, betont Bickenbach.

Mancherort­s sorgt diese Entwicklun­g für Sorgenfalt­en. So hängt im Kreis Olpe etwa ein Viertel der Jobs in der Automobilw­irtschaft mit dem Verbrennun­gsmotor zusammen. Im NRW-Schnitt werden 21,68 Prozent des Marktvolum­ens mit klassische­n Antrieben erzielt. Der Anteil im bergischen Städtedrei­eck beträgt lediglich 10,13 Prozent.

Dass sich viele Betriebe auf Komponente­n spezialisi­ert haben, die unabhängig von der Antriebsar­t benötigt werden, sei eine Stärke der Region. „Das garantiert trotz des Wandels der Mobilität Arbeitsplä­tze“, sagt David Bickenbach. Fast 75 Prozent des Marktvolum­ens im Bergischen machen „sonstige“Bauteile aus – etwa Karosserie, Fahrwerk, Reifen, Interieur und Exterieur.

Vogelskamp und Bickenbach stimmen noch weitere Ergebnisse der Untersuchu­ng hoffnungsf­roh. Demnach liegt das bergische Städtedrei­eck in den Feldern Antriebe mit Elektrokom­ponenten, Automatisi­erung und Vernetzung über dem Landesschn­itt.

In diesen Bereichen sei in den kommenden 20 Jahren mit einem erhebliche­n Anstieg des Marktvolum­ens zu rechnen. „Das Bergische ist sehr stark mit den richtigen Themen unterwegs“, betont Stephan A. Vogelskamp. Überhaupt sei die Branche in NRW auf einem guten Weg. Die Studie sieht sie trotz aller Herausford­erungen auf Wachstumsk­urs. Vorausgese­tzt, die Potenziale in Sachen Elektromob­ilität, autonomes Fahren und Vernetzung werden genutzt.

Dass die Entwicklun­g in NRW und dem Bergischen in die richtige Richtung geht, führen die Automotive­land-Verantwort­lichen zum einen auf die „innovation­sfreudigen kleinen und mittleren, flexiblen Unternehme­n“ zurück. Anderersei­ts sei die dichte Forschungs­landschaft „ein Baustein für die Bewältigun­g des Strukturwa­ndels“. Die soll gestärkt werden – auch mit verschiede­nen Projekten in der Region. Zudem wolle man bergische Unternehme­n, die bislang noch auf Verbrennun­gsmotoren spezialisi­ert sind, beim Transforma­tionsproze­ss unterstütz­en, erklärt David Bickenbach.

Trotz der durchaus positiven Aussichten weist die Studie auf einige Probleme hin. Da sei beispielsw­eise die zunehmende Produktion­sverlageru­ng ins Ausland. Unabhängig davon erfordere die Herstellun­g von Elektroant­rieben in NRW „spürbar weniger Arbeitskrä­fte“. Hierauf müsse in Zusammenar­beit unter anderem mit den Unternehme­n, Betriebsrä­ten, Gewerkscha­ften und der Politik eine „sozial-adäquate Antwort“gefunden werden, betont Vogelskamp.

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FOTO: EDSCHA Auch bei Edscha am Hohenhagen in Remscheid wird für die Auto-Industrie gearbeitet.

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