Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Bastian Glumm: Aus Beobachtungen wurde das erste Buch
„Anderthalb Stunden später, Viertel vor elf, brettert bei drückender Hitze eine Ambulanz mit Blaulicht und Sirene durch die Innenstadt, mit mir hinten drin. Herzinfarkt. Am Fronhof direkt an der Evangelischen Stadtkirche. O Land Land Land, höre des Herren Wort Herzinfarkt. 3fach. Der Tag, an dem mein Herz zusammenkrachte, war ein Tag wie jeder andere. Mit dem Unterschied, dass mein Herz zusammenkrachte. Ein Herzinfarkt ist nichts anderes als ein Blitzlichtgewitter,
das einem einen kurzen Einblick gewährt in die Gewalttätigkeit des Universums.“
So beginnt auf Seite 266 Andreas Glumms zweiter Absatz der Kurzgeschichte „Einmal Diazepam läuft durch“. Er hat 2012 den Herzinfarkt überlebt und aus seiner Erfahrung eine Kurzgeschichte geschrieben. Dabei fängt sie so harmlos an – in der Küche mit seiner Lebensgefährtin Sanne.
Andreas Glumm hat jetzt, 35 Jahre nachdem er den Literaturpreis des Landes NRW für „Arnheim, der Blues“in der Kategorie Prosa entgegennahm, sein erstes Buch veröffentlicht. Seit 2005 schreibt er Texte und Miniaturen im Internet, zunächst im Blog „500beine“, seit 2007 im „Studio Glumm“. Jetzt hat ihm der Hamburger Blogger und Schriftsteller Oliver Driesen endlich Beine gemacht und ihm die Zusammenstellung der Kurzgeschichten abgenommen. Und den Titel designt. Warum? Weil er endlich auch einen Glumm in seinem Bücherregal stehen haben wollte.
Es ist Andreas Glumms Sprache und sein Blick, der die Leser fasziniert. Er schaut ganz genau darauf, was die Menschen machen, eingebettet in seine eigenen Gedanken und Reflexionen. Und in eine genaue Beobachtung seiner Umgebung. Es entstehen Bilder im Kopf des Lesers. Es sind kurzweilige Geschichten, die das Leben schrieb. Andreas Glumm sammelt sein Material auf der Straße, in Kneipen, auf dem Friedhof oder auch bei seinen Eltern.
Die Zeichnungen stammen aus der Feder seiner Lebensgefährtin Susanne Eggert. Sie sind seit 1987 ein Paar. Die beiden leben mit dem portugiesischen Straßenmischling
Leo in einer Wohnung des Spar- und Bauvereins.
Andreas Glumm schreibt täglich, auf seinen Spaziergängen mit dem Hund, später zu Hause auf dem Computer. „Für mich hat sich jetzt durch Corona gar nicht viel geändert“, sagt der 60-Jährige am Telefon. Beruflich war er schon Nachtportier des Turmhotels und Steuerfachangestellter.
Buch „Geplant war Ewigkeit – Geschichten vom räudigen Leben“. ISBN-Nummer: 978-3-7531-7845-5, Taschenbuch, 360 Seiten, 12,99 Euro