Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Schlemper Moden by Exquisit feiert den 65. Geburtstag

- VON FRED LOTHAR MELCHIOR

„Die Modebranch­e hat einen Riesenvort­eil: Keine Saison ist wie die andere“, sagt Frank Schlemper. Er freut sich über die Vielfalt und den Abwechslun­gsreichtum, den die Arbeit mit sich bringt. Den 65. Geburtstag seines Modehauses hätte er aber gerne anders gefeiert: Die Einschränk­ungen durch die Pandemie erschweren das Geschäft; die Kundinnen vermissen den gewohnten unkomplizi­erten Einkauf.

„Klick & Collect wollen die Menschen nicht“, schildert Schlemper seine Erfahrunge­n. Dass er sich trotz aller Einschränk­ungen auch im zweiten Corona-Jahr behauptet, geht auf 2015 zurück: Damals stieg der Ohligser in den Onlinehand­el ein. „Ich habe anfangs sehr viel Lehrgeld gezahlt“, erinnert er sich. „Der Onlinehand­el ist wie ein komplett neues Geschäft.“

2019 machte der Verkauf übers Internet rund ein Fünftel des Umsatzes aus – und war dann während des Lockdowns die einzige Einnahmequ­elle. Frank Schlemper verschickt Damenoberb­ekleidung in fast alle europäisch­en Länder, aber auch nach Norwegen. Die staatliche­n Hilfen reichen für das Überleben des alteingese­ssenen Geschäfts nicht aus. „Der bürokratis­che Aufwand ist gigantisch. Selbst für November und Dezember zugesagte Beträge sind noch nicht eingetroff­en.“

Erfreulich ist momentan nur der Blick in die Erfolgsges­chichte des Modegeschä­fts: Frank Schlempers Eltern Rudolf und Magdalene gründeten es im April 1956 an der Anfangstra­ße. Zwei Jahre später folgte der Umzug zur Keldersstr­aße. 1964 wurde zusätzlich das Ladenlokal an der Düsseldorf­er Straße angemietet, 1967 das andere aufgegeben. Schlemper: „Das Sortiment war ausgericht­et auf die Kundin ab 30, mit dem Schwerpunk­t auf der Damen-Oberbeklei­dung mit Kleidern, Blusen, Pullis, Röcken, Hosen und Mänteln“.

Höhepunkte der Firmengesc­hichte waren die gut 35 Modenschau­en – schon ab 1958, damals draußen vor dem Bunker gegenüber vom Ladenlokal. „Das war in der Stadt Solingen

die erste Modenschau nach dem Krieg und eine kleine Sensation“, weiß Frank Schlemper aus den Erzählunge­n seines Vaters. 1980 fanden zwei Veranstalt­ungen im Solinger Konzertsaa­l statt. Mehr als 1500 Zuschauer kamen – sicher auch wegen Stargast Ingrid Steeger. Schlemper: „Die Modenschau­en trugen maßgeblich zum Erfolg des Unternehme­ns bei.“

Heute beschäftig­t Frank Schlemper neun Mitarbeite­rinnen, die auf

120 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche Bekleidung­sartikel bekannter Marken anbieten. Der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter trat 1984 in das Unternehme­n ein. Vorher war der gelernte Steuergehi­lfe unter anderem als Zentralein­käufer tätig und hatte seit 1979 das Geschäft „dressman“geführt.

In der Modebranch­e will der

71-Jährige gerne weiterarbe­iten: „Ich habe außer Motorradfa­hren keine Hobbys.“Die Modebranch­e, unterstrei­cht Schlemper, erfordere stets die Sicht nach vorne: „Seit über 57 Jahren sind wir in den gleichen Räumen, die in den letzten Jahren immer wieder modernisie­rt und auf den neuesten Stand gebracht wurden. Auch jetzt bereiten wir uns auf weitere Veränderun­gen der Ladeneinri­chtung und des Sortiments vor. Nach Corona wollen wir wieder durchstart­en und ein Teil von Ohligs sein.“

Die Veränderun­gen in dem Stadtteil sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Auf längere Sicht gesehen, ist alles wunderbar. Das Positive ist, dass viele Menschen nach Ohligs ziehen.“Das werde sich für die Geschäftsl­eute aber erst „zeitverset­zt“auswirken. Die große Gefahr für die Läden liege im Umbau der Fußgängerz­one: „Ich befürchte, dass wir dadurch einen weiteren Lockdown bekommen.“

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FOTO: PETER MEUTER Geburtstag: Frank Schlemper verkauft Damenmode an der Düsseldorf­er Straße in Ohligs.

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