Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Das Empfangsgebäude läuft grün an
Feuchtigkeit zieht in die Steinplatten und sorgt dafür, dass sich Algen bilden können.
Die juristische Auseinandersetzung um die Döppersberg-Mauer ist noch nicht beendet, da entwickelt sich die neue Fassade am historischen Empfangsgebäude des Wuppertaler Hauptbahnhofes zum nächsten Sorgenkind. Die unteren Steinplatten am Boden des Gebäudes sind dunkelgrün angelaufen. Das gleiche Phänomen ist auch im oberen Bereich der Mauer zu sehen, überall dort, wo sich Feuchtigkeit bilden kann. Naturstein-Experte Thomas Lange kann den unschönen Effekt erklären: „Dieser verbaute Stein saugt Wasser wie ein Schwamm.“
Die grüne, pelzige Schicht auf dem Stein sei das Ergebnis von Algenbildung. Diese dauerhafte Durchfeuchtung sei nicht gut für das Material. Langes Urteil zu dem verbauten Sandstein: „Für Mallorca ist der super. Aber für den vielen Regen in Wuppertal und die Temperatur-Schwankungen ist dieser Stein nicht gemacht.“Dass einige Steine der Bahnhofs-Fassade bereits anderthalb Jahre nach Einbau so aussehen wie angeschimmelt, ist auch an der Stadt nicht vorbeigegangen.
Döppersberg-Projektleiterin Martina Langer sagt: „Das haben wir bereits auf die Mängelliste gesetzt.“Diese werde sukzessive von der Arge, dem Zusammenschluss der am Döppersberg im Hochbau tätigen Unternehmen, abgearbeitet. Langer stimmt allerdings nicht zu, dass der Stein generell ungeeignet ist. „Das ist ein ganz anderer Fall als bei der Mauer“, sagt sie. Das Ganze sei ein „Imprägnierungsproblem“. Da sei beim Einbau ein Fehler passiert, doch der chemische Wasserschutz soll noch nachgeholt werden. Dazu müsse der Stein dann zunächst gesäubert werden. „Bevor wir das machen können, muss es erst einmal lange trocken sein“, sagt Langer. Daher werde es mit der Maßnahme noch etwas dauern.
Natursteinexperte Thomas Lange ist von der Imprägnierungslösung nicht überzeugt. Er sagt: „Das ist nur Augenwischerei.“Dieser Weg sei nicht nachhaltig und führe dazu, dass die Mauer alle drei bis vier Jahre neu geschützt werden muss. Zudem sorge die Imprägnierung dafür, dass sich Feuchtigkeit hinter dem Stein bilden kann, weil sie nicht mehr nach vorne austreten kann. Das könne wiederum den Stein schädigen.
Thomas Lange kann nicht verstehen, warum der Stein am Empfanggebäude einem 900 Kilometer entfernten Steinbruch kommt, wenn es doch hier in der Region den Ruhrsandstein gebe – der exakt zu dem historischen Stein des Gebäudes passen würde. Lange betreibt einen Steinbruch in Sprockhövel, beteuert aber: „Ich wollte diesen Auftrag gar nicht.“Er ärgere sich nur über die Fehler bei diesem Projekt, zumal er seine Bedenken bereits damals rechtzeitig mitgeteilt habe.