Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Der Untergang der „Goya“
Hunderttausende versuchten im Frühjahr 1945 über die Ostsee in den Westen zu fliehen. Sie kamen aus Ostpommern, Schlesien oder Ostpreußen und hatten oft erst nach wochenlanger Flucht einen der Häfen zwischen Hela (Foto) und Memel erreicht. Unter Hochdruck versuchte man, die teilweise eingekesselten Hafenstädte zu evakuieren. Eines der eingesetzten Transportschiffe war der Frachter „Goya“: ein norwegisches Schiff, das die deutsche Kriegsmarine fünf Jahre zuvor beschlagnahmt hatte. Nun sollte der Frachter helfen, die Menschen nach Westen zu bringen: weg von der näher rückenden Front, weg von der Roten Armee. Am 16. April 1945 startete die „Goya“vom Hafen Hela in der Bucht von Danzig aus. Wie die meisten Transportschiffe war auch sie völlig überladen. Mehr als 7000 Menschen harrten in Frachträumen und an Deck aus. Das Schiff fuhr im Verbund mit zwei Minensuchschiffen sowie dem Dampfer „Kronenfels“und dem Wassertanker „Aegir“, die ebenfalls Flüchtlinge an Bord hatten. In der Nacht wurde der Verbund angegriffen. Zwei Torpedos eines russischen U-Boots trafen die „Goya“und rissen riesige Löcher in die Außenhülle. Der Frachter sank in weniger als sieben Minuten. Die Menschen an Bord hatten kaum eine Chance. Die meisten ertranken unter Deck. Wer sich vom Schiff retten konnte, erfror im eisigen Wasser der Ostsee. Nur etwa 180 Menschen konnten von den Minensuchschiffen, die den Konvoi begleitet hatten, gerettet werden. Nur wenige Monate zuvor war auf einer ähnlichen Route die „Wilhelm Gustloff“versenkt worden. Beide Katastrophen zählen zu den verlustreichsten Schiffsuntergängen der Geschichte.