Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Ken Follett kündigt neuen Roman an
„Never“ist ein Spionagethriller unserer Zeit und erscheint weltweit im November.
Ken Follett ist ein gut gelaunter Mensch. Einer der Gründe dafür ist – platt gesagt – sein Erfolg. Wobei dazu nicht allein sehr beliebte Bücher gehören, sondern eben auch eine gut geölte Vermarktungsmaschinerie. Die wurde jetzt schon mal angeschmissen für die Ankündigung eines neuen Follett-Epos. Das ist auf allen Buchmärkten dieser Welt eine große Nachricht, selbst wenn Leser auf den neuen Roman noch einige Monate warten müssen.
Das neue Werk mit dem zunächst wenig stimulierenden Titel „Never“soll erst im November erscheinen und soll etwas ganz und gar Neues bieten. Nachdem Follett seine erste Erfolgsspur mit Spionageromanen verließ und auf die noch größere Erfolgsspur der historischen Romane einschwenkte (allein „Die Säulen der Erde“verkauften sich weltweit mehr als 27 Millionen Mal), soll er nun nach Auskunft seines New Yorker Verlags Penguin Viking ein weiteres Mal ganz neue Wege eingeschlagen haben. Nicht sonderlich konkret heißt das: „Mehr als ein Thriller, ein actiongeladenes, weltumspannendes Drama, das in der Gegenwart spielt.“
Und so begegnen wir bei der ersten Video-Präsentation Ken Follett live in seinem sehr englischen Arbeitszimmer, das natürlich bis unter die Decke voller Bücher steht in dunkelbraunen, antiquarisch anmutenden Regalen. Zwischendurch kommt ein alter, großer Globus ins Bild – Sinnbild des Gelehrtentums –, daneben lehnt wie nebenbei eine gelbe E-Gitarre an der Wand – Ikone des Modernen.
Was ist nun das Neue: ein Thriller oder doch eine Art historischer Roman? Solche Fragen interessieren den 71-Jährigen weniger. Es komme gar nicht aufs Genre an, sagt er, sondern allein auf die Story, also die gute Story, die spannende. Und die hat Follett im Terrorismus unserer Zeit ausgemacht.
Der Autor hat wieder einmal sehr umfangreich und bienenfleißig recherchiert und dann alles durch die große Maschinerie der Fiktion gedreht. Ausgehend von der Menschheitskatastrophe des
Ersten Weltkriegs schreibt sich Follett in unsere Zeit hinein. Wir werden ins Weiße Haus geführt, nach Beijing, in die Sahara. Es gibt Drohnen-Attentate, Spione auf unterschiedlichen Seiten und eine sehr tapfere US-amerikanische, moderne republikanische Präsidentin. Alles erfunden, sagt Follett, aber alles auch realistisch. Das ist ihm wichtig, auch darum hat er seinen Roman von Politikern vorab gründlich lesen und in gewisser Weise beglaubigen lassen. Wie Catherine Ashton, die einst für die EU-Außenpolitik zuständig war und im Video Buch und Autor rühmt.
Gewalt über Gewalt! Leben wir also mehr oder weniger in einem modernen Mittelalter? Na ja, nicht ganz, und dann rückt Ken Follett seine Brille zurecht und erklärt, dass der Wein heute weit besser sei. Aber klar: Ein Weltkrieg heute wäre furchtbarer als alles, was die Menschheit erleiden musste. Das dürfe „niemals“geschehen, sagt Follett in Anlehnung an den Titel „Never“. Doch insgesamt sei die Welt heute weit ungefährlicher und nur in wenigen Punkten gefährlicher, bedenkt man, wie leicht es sei, mit modernen Waffen Menschen aus großer Distanz zu töten. Nach 30 Romanen dann diese nicht ganz so überraschende Selbsteinschätzung des britischen Bestsellerautors: „Es ist mein bester Roman, der beste, den ich je geschrieben habe.“