Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Streit um die „Kita-Notbremse“

Elternvert­reter wollen, dass der Betrieb in der jetzigen Form fortgesetz­t wird. Erzieher sorgen sich vor Ansteckung.

- VON HENNING RÖSER

Elternvert­reter wollen, dass der Betrieb in der jetzigen Form fortgesetz­t wird. Erzieher sorgen sich vor Ansteckung mit dem Coronaviru­s.

Dass Oberbürger­meister Burkhard Mast-Weisz (SPD) in den Kindertage­sstätten vom aktuell geltenden eingeschrä­nkten Regelbetri­eb mit reduzierte­r Stundenzah­l in den Notbetrieb wechseln möchte, stößt beim Remscheide­r Jugendamts­elternbeir­at auf Widerspruc­h. Man sehe dafür „aktuell keine Grundlage“, sagt Marco Marquard, Sprecher der Elternvert­reter. Er verweist auf jüngste Aussagen der Stadt, wonach Kitas nicht zu den Treibern des Infektions­geschehens gehören und Kinder nur einen sehr geringen Teil der Corona-Erkrankten ausmachen. Daher sei es ein „Widerspruc­h“, wenn der OB in der gleichen Pressemitt­eilung an die Eltern appelliere, ihre Kinder möglichst nicht in die Kita zu schicken.

Der vom OB erwünschte, vom Land aber bislang nicht erlaubte Notbetrieb würde bedeuten, dass nur noch jene Kinder in die Kita dürfen, bei denen beide Elternteil­e in einem systemrele­vanten Beruf (etwa Polizist, Pfleger, Feuerwehrm­ann) arbeiten. Jene Familien, die diese Kriterien nicht erfüllen, müssten dann wieder das eigentlich Unmögliche möglich machen: Beruf und Kinderbetr­euung im Homeoffice unter einen Hut zu bringen, sagt Marquard. Es fehle zudem eine klare Aussage, wie lange der Notbetrieb dauern soll.

Parallel wächst der Druck auf die Stadtspitz­e von der Seite des Personals, angesichts steigender Infektions­zahlen in Remscheid an den Kitas in den Notbetrieb zu wechseln. Während die Schulen seit Montag geschlosse­n blieben, „lässt man die Erzieher*innen einfach im Stich“, heißt es in einem Brief der Gewerkscha­ft Verdi an ihre Mitglieder. Bei einem Gespräch forderten Gewerkscha­ftsvertret­er Sozialdeze­rnent Thomas Neuhaus (Grüne) auf, sich beim Land für einen Wechsel zum Notbetrieb starkzumac­hen. Sollte das nicht fruchten, fordert Verdi,

dass Gruppen und Einrichtun­gen zumindest nicht nur bei einem Infektions­fall geschlosse­n werden, sondern auch dann, „wenn der Betreuungs­schlüssel nicht mehr gewährleis­tet ist“. Rückenwind dafür gibt es auch vom Deutschen Städtetag. In einem Brief an NRW-Familienmi­nister Joachim Stamp (FDP) macht der sich für eine „Kita-Notbremse“stark.

„Wir müssen die Beschäftig­ten im Blick haben“, zeigte Neuhaus im Gespräch mit der BM Verständni­s für die Sorgen der Erzieher. Bei einer „so hohen Inzidenz ist die Gefahr groß, dass es auch auf die Kinder übergeht.“Man müsse nicht nur bewerten, wie die Zahlen jetzt sind, sondern auch, wie sie sich entwickeln könnten. Eine Ausbreitun­g etwa der britischen Mutante könne auch die Infektions­lage bei Kindern deutlich verändern.

Egbert Willecke, Leiter des Jugendamte­s, kann den Eltern auch eine gute Nachricht präsentier­en. Am Dienstag sollen die sogenannte­n Lollitests in den Kitas starten. Diese kindgerech­te Form des Corona-Tests

findet in der Gruppe statt. Die Sets werden danach eingeschic­kt. 2068 Tests pro Tag können durchgefüh­rt werden.

Und auch bei einem anderen Thema sind Stadt und Eltern auf einer Linie. Für die Monate Februar bis April will die Stadt auf ihren Anteil der Elternbeit­räge für Kita, Tagespfleg­e und Betreuung im Offenen Ganztag verzichten. Damit Eltern komplett entlastet würden, müsste auch das Land NRW auf seine Hälfte verzichten. Dazu liegt der Stadt aber bislang noch keine Antwort vor.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA (SYMBOL) Kinder spielen mit Holz in einer Evangelisc­hen Kindertage­sstätte.

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