Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Bilder, die im Kopf bleiben
Ein Volk trauert um seinen Prinzgemahl, ein anderes um seine Corona-Toten.
Die Queen, die mit Maske einsam auf der Kirchenbank sitzt. Allein in ihrer Trauer – aller königlichen Privilegien zum Trotz. Eine alte Dame, die Abschied von ihrer großen Liebe nimmt. Und zurückbleibt. Es ist ein trauriges, dennoch würdiges Bild. Und es zeigt sinnbildlich, dass die Einsamkeit der Trauer in der Corona-Pandemie jeden Menschen gleichermaßen betrifft. Auch das Bild von Kanzlerin Angela Merkel, die mit geschlossen Augen Teilen der Rede des Bundespräsidenten bei der Gedenkfeier lauscht, wird sich einprägen. Ebenso die Bilder der Angehörigen, die den Corona-Toten endlich ein öffentliches Gesicht und eine Geschichte gaben. Die Tränen in ihren Augen. Damit rücken die unsäglichen Bilder von Corona-Leugnern und ihren Demonstrationen in den Hintergrund. Es wurde wirklich Zeit. Was folgt aus dem Gedenken, dem gemeinsamen Innehalten? Es geht um mehr als um Strichlisten, um mehr als Tabellen, um mehr als die technische Diskussion um Intensivbetten. Das wurde am Wochenende deutlich. Es geht um Menschen und um deren Leben und Sterben.
Nun aber richtet sich der Blick nach vorne. Es sollte in dieser Woche schnell zu einer Verabschiedung des Infektionsschutzgesetzes kommen, der Staat muss (hoffentlich) nur noch ein letztes Mal konsequent handeln. Die Frage, ob Ausgangssperren nun um 21 oder 22 Uhr beginnen, ist dabei nachrangig. Aber eine klare, gemeinsame Regelung von Bundestag und Bundesrat ist wichtig. Es ist auch ein Zeichen.
Damit jeder Bürger in diesem Land immerhin die Chance hat, dass Ärzte und Pfleger um sein Leben kämpfen können – und es nicht von vornherein verloren geben müssen. Diesem Minimalziel sollten sich alle staatlichen Ebenen verschreiben. Damit das Leid nicht noch größer wird.