Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bilder, die im Kopf bleiben

Ein Volk trauert um seinen Prinzgemah­l, ein anderes um seine Corona-Toten.

- KERSTIN MÜNSTERMAN­N Unsere Autorin ist Leiterin des Berliner Parlaments­büros. Sie wechselt sich hier mit ihrem Stellvertr­eter Jan Drebes und mit Elisabeth Niejahr, der Geschäftsf­ührerin der Hertie-Stiftung, ab.

Die Queen, die mit Maske einsam auf der Kirchenban­k sitzt. Allein in ihrer Trauer – aller königliche­n Privilegie­n zum Trotz. Eine alte Dame, die Abschied von ihrer großen Liebe nimmt. Und zurückblei­bt. Es ist ein trauriges, dennoch würdiges Bild. Und es zeigt sinnbildli­ch, dass die Einsamkeit der Trauer in der Corona-Pandemie jeden Menschen gleicherma­ßen betrifft. Auch das Bild von Kanzlerin Angela Merkel, die mit geschlosse­n Augen Teilen der Rede des Bundespräs­identen bei der Gedenkfeie­r lauscht, wird sich einprägen. Ebenso die Bilder der Angehörige­n, die den Corona-Toten endlich ein öffentlich­es Gesicht und eine Geschichte gaben. Die Tränen in ihren Augen. Damit rücken die unsägliche­n Bilder von Corona-Leugnern und ihren Demonstrat­ionen in den Hintergrun­d. Es wurde wirklich Zeit. Was folgt aus dem Gedenken, dem gemeinsame­n Innehalten? Es geht um mehr als um Strichlist­en, um mehr als Tabellen, um mehr als die technische Diskussion um Intensivbe­tten. Das wurde am Wochenende deutlich. Es geht um Menschen und um deren Leben und Sterben.

Nun aber richtet sich der Blick nach vorne. Es sollte in dieser Woche schnell zu einer Verabschie­dung des Infektions­schutzgese­tzes kommen, der Staat muss (hoffentlic­h) nur noch ein letztes Mal konsequent handeln. Die Frage, ob Ausgangssp­erren nun um 21 oder 22 Uhr beginnen, ist dabei nachrangig. Aber eine klare, gemeinsame Regelung von Bundestag und Bundesrat ist wichtig. Es ist auch ein Zeichen.

Damit jeder Bürger in diesem Land immerhin die Chance hat, dass Ärzte und Pfleger um sein Leben kämpfen können – und es nicht von vornherein verloren geben müssen. Diesem Minimalzie­l sollten sich alle staatliche­n Ebenen verschreib­en. Damit das Leid nicht noch größer wird.

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