Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Ingenuity“schwebt über dem Mars

Der Nasa-Hubschraub­er ist zum ersten Mal von der Oberfläche des Roten Planeten aufgestieg­en. Aufgrund der dünnen Atmosphäre war es ein äußerst schwierige­s Unterfange­n. Der Flug krönt die Leistung der Ingenieure.

- VON CHRISTINA HORSTEN UND BENNO SCHWINGHAM­MER

(dpa) Mit dem Mars-Hubschraub­er „Ingenuity“hat erstmals ein Luftfahrze­ug einen Flug auf einem anderen Planeten absolviert. Der mit Lithium-IonenAkkus betriebene und rund 1,8 Kilogramm schwere „Ingenuity“(auf Deutsch etwa: Einfallsre­ichtum) stieg bei seinem ersten Testflug am Montag auf, schwebte dann auf der Stelle und landete schließlic­h wieder auf der Oberfläche des Planeten, wie die US-Raumfahrtb­ehörde Nasa mitteilte. Wegen technische­r Probleme war der Testflug zuvor seit Anfang April mehrfach verschoben worden.

„Es ist wahr, es ist wirklich wahr“, jubelte „Ingenuity“-Projektman­agerin Mimi Aung im Nasa-Kontrollze­ntrum im kalifornis­chen Pasadena während das Team applaudier­te, nachdem die Daten des Hubschraub­ers auf der Erde angekommen und ausgewerte­t worden waren – rund drei Stunden nachdem der Flug auf dem Mars stattgefun­den hatte. „Wir können jetzt sagen, dass Menschen einen Drehflügle­r auf einem anderen Planeten geflogen haben.“Auch erste Bilder lagen Mission Control schon vor: der Schatten von „Ingenuity“aus der Luft gesehen und der Hubschraub­er in der Schwebe aus der Perspektiv­e des Nasa-Rovers „Perseveran­ce“.

Der Hubschraub­er muss auf dem Mars extremen Bedingunge­n trotzen: Nachts ist es bis zu minus 90 Grad Celsius kalt, was für Batterien und andere Elektronik leicht das Todesurtei­l bedeuten kann. Wegen der dünnen Atmosphäre, die grob gesehen nur ein Prozent so dicht ist wie die auf der Erde, müssen die Rotoren von „Ingenuity“auf 2537 Umdrehunge­n pro Minute beschleuni­gen – ein Vielfaches von Hubschraub­ern auf der Erde. Die Energie für diese Kraftanstr­engung zieht „Ingenuity“aus seiner durch Sonnenener­gie gefütterte­n Batterie.

Der Mini-Helikopter war in Bord des Nasa-Rovers „Perseveran­ce“(auf Deutsch etwa: Durchhalte­vermögen) Ende Februar – nach

203 Flugtagen und 472 Millionen zurückgele­gten Kilometern – mit einem riskanten Manöver in einem ausgetrock­neten Mars-See namens „Jezero Crater“aufgesetzt. Diesen See mit einem Durchmesse­r von etwa 45 Kilometern soll „Perseveran­ce“in den kommenden zwei Jahren untersuche­n.

Entwicklun­g und Bau des rund

2,5 Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro) teuren Rovers hatten acht Jahre gedauert. Er soll auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiell­en Lebens fahnden sowie das Klima und die Geologie des Planeten erforschen.

„Ingenuity“soll nun in den kommenden Wochen weiter getestet werden. „Lasst uns diesen Moment genießen, und danach lasst uns wieder an die Arbeit gehen“, sagte Projektman­agerin Aung. „Mehr Flüge.“

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FOTO: NASA/AP/DPA Der Mars-Hubschraub­er „Ingenuity“sendete dieses Bild von seinem eigenen Schatten auf der Mars-Oberfläche zur Erde.

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