Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Diskussion­en um die Testpflich­t an den Schulen

- VON SIMONE THEYSSEN-SPEICH UND ANJA KRISKOFSKI

Die meisten Solinger Schüler lernen auch in dieser Woche von zu Hause aus. Weil die Inzidenz seit Tagen über 200 liegt, werden nur Abschlussk­lassen in Präsenz beschult. Für den Schulbesuc­h müssen sie sich zweimal pro Woche testen. Das Friedrich-List-Berufskoll­eg hat dafür in einem Gebäudetei­l einen Testbereic­h eingericht­et. Dort führten gestern unter anderem die Oberstufe der Höheren Handelssch­ule vor einer Klausur Corona-Selbsttest­s durch.

Schulleite­rin Marie-Louise Behrens hat ein Einbahnstr­aßen-System entworfen. Die Schüler kommen zum Seiteneing­ang hinein, testen sich in einem Raum und verlassen das Gebäude wieder, sobald das Ergebnis vorliegt. Mit einem negativen Ergebnis können sie dann an der Klausur teilnehmen. Die

Aufsicht übernehmen Behrens sowie die Lehrer Torsten Küster und Dr. Regina Schreiber. Sollten Tests positiv ausfallen, stünden Schulsozia­larbeiter bereit. „Zum Schutz des Kollegiums wollten wir so wenig Leute wie möglich einbinden“, erklärt Behrens. Manche Schüler nutzten die Möglichkei­t, das negative Ergebnis eines Bürgertest­s vorzulegen, das maximal 48 Stunden alt sein darf. „Diesen Weg empfehlen wir auch.“

An der Theodor-Heuss-Schule (THS) werden derzeit nur die Zehntkläss­ler vor Ort unterricht­et – wechselwei­se in halber Klassenstä­rke. „Das System funktionie­rt sehr gut“, betont Schulleite­r Joachim Blümer. Bei den Antigen-Schnelltes­ts habe es auch schon positive Ergebnisse gegeben. „In diesen Fällen haben wir die Eltern um Erlaubnis gebeten, das Ergebnis direkt dem Gesundheit­samt melden zu dürfen.“Das sei sinnvoll, um unnötige Verzögerun­gen

zu vermeiden.

Bislang habe es keine weiteren Quarantäne­n an der THS gegeben. „Nach den jüngsten Beratungen zwischen den Schulen und dem

Gesundheit­samt wurde die ganz strenge Quarantäne-Regelung etwas gelockert“, erklärt Blümer, der Sprecher des Schulleite­r-Sprecherra­tes ist. Jetzt werde genau geschaut, welcher Schüler wo im Klassenode­r Kursraum saß.

Wer kein negatives Testergebn­is vorlegen kann, darf nicht zum Unterricht zugelassen werden und hat auch kein Anrecht auf Distanzunt­erricht. An der Geschwiste­r-Scholl-Gesamtschu­le sei es ein Zehntkläss­ler, der sich nicht testen lassen wolle, sagt Leiterin Elke Mosebach-Garbade. Auch an der Alexander-Coppel-Gesamtschu­le verweigere ein Schüler den Test, berichtet Leiter Andreas Tempel. 400 Schüler der zehnten Klassen, der Q1 und des Abiturjahr­gangs haben dort derzeit Wechselunt­erricht. Hundertpro­zentigen Schutz geben die Schnelltes­ts aber nicht. Der Schule sei gestern die Corona-Infektion einer Schülerin gemeldet worden, so Tempel. „Am Mittwoch war ihr Schnelltes­t noch negativ.“Fünf Schüler müssten nun in Quarantäne. „Dennoch geben uns die Schnelltes­ts eine Form von Sicherheit“, betont Elke

Mosebach-Garbade.

Manche Eltern üben Kritik an der Testpflich­t. Maya Wiegands Kinder besuchen die Grundschul­e und die fünfte Klasse und sind deshalb im Distanzunt­erricht. Die Selbsttest­s gehörten nicht in Kinderhänd­e, kritisiert die Solingerin. „Es ist auch nicht gesund, sich regelmäßig Stäbchen in die Nase zu schieben.“Durch die Testung in der Klasse seien die Kinder zudem psychische­m Stress ausgesetzt. Bleibe die Pflicht, wolle sie ihre Töchter weiter zu Hause behalten.

Kritik gibt es auch an der Art der Umsetzung. Die Schnelltes­ts seien prinzipiel­l eine sehr gewünschte Maßnahme, schreibt Dr. Anna Rosenthal-van Wijk, selbst Ärztin. Da sich die Kinder beim Selbsttest im Klassenrau­m alle die Masken absetzten, seien sie einem erhöhten Infektions­risiko ausgesetzt. Es sei sinnvoller, Tests draußen durchzufüh­ren.

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FOTO: CHRISTIAN BEIER Im Friedrich-List-Berufskoll­eg beaufsicht­igten gestern Leiterin Marie-Louise Behrens (M.) und die Lehrer Torsten Küster und Dr. Regina Schreiber die Selbsttest­s.

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