Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Diskussionen um die Testpflicht an den Schulen
Die meisten Solinger Schüler lernen auch in dieser Woche von zu Hause aus. Weil die Inzidenz seit Tagen über 200 liegt, werden nur Abschlussklassen in Präsenz beschult. Für den Schulbesuch müssen sie sich zweimal pro Woche testen. Das Friedrich-List-Berufskolleg hat dafür in einem Gebäudeteil einen Testbereich eingerichtet. Dort führten gestern unter anderem die Oberstufe der Höheren Handelsschule vor einer Klausur Corona-Selbsttests durch.
Schulleiterin Marie-Louise Behrens hat ein Einbahnstraßen-System entworfen. Die Schüler kommen zum Seiteneingang hinein, testen sich in einem Raum und verlassen das Gebäude wieder, sobald das Ergebnis vorliegt. Mit einem negativen Ergebnis können sie dann an der Klausur teilnehmen. Die
Aufsicht übernehmen Behrens sowie die Lehrer Torsten Küster und Dr. Regina Schreiber. Sollten Tests positiv ausfallen, stünden Schulsozialarbeiter bereit. „Zum Schutz des Kollegiums wollten wir so wenig Leute wie möglich einbinden“, erklärt Behrens. Manche Schüler nutzten die Möglichkeit, das negative Ergebnis eines Bürgertests vorzulegen, das maximal 48 Stunden alt sein darf. „Diesen Weg empfehlen wir auch.“
An der Theodor-Heuss-Schule (THS) werden derzeit nur die Zehntklässler vor Ort unterrichtet – wechselweise in halber Klassenstärke. „Das System funktioniert sehr gut“, betont Schulleiter Joachim Blümer. Bei den Antigen-Schnelltests habe es auch schon positive Ergebnisse gegeben. „In diesen Fällen haben wir die Eltern um Erlaubnis gebeten, das Ergebnis direkt dem Gesundheitsamt melden zu dürfen.“Das sei sinnvoll, um unnötige Verzögerungen
zu vermeiden.
Bislang habe es keine weiteren Quarantänen an der THS gegeben. „Nach den jüngsten Beratungen zwischen den Schulen und dem
Gesundheitsamt wurde die ganz strenge Quarantäne-Regelung etwas gelockert“, erklärt Blümer, der Sprecher des Schulleiter-Sprecherrates ist. Jetzt werde genau geschaut, welcher Schüler wo im Klassenoder Kursraum saß.
Wer kein negatives Testergebnis vorlegen kann, darf nicht zum Unterricht zugelassen werden und hat auch kein Anrecht auf Distanzunterricht. An der Geschwister-Scholl-Gesamtschule sei es ein Zehntklässler, der sich nicht testen lassen wolle, sagt Leiterin Elke Mosebach-Garbade. Auch an der Alexander-Coppel-Gesamtschule verweigere ein Schüler den Test, berichtet Leiter Andreas Tempel. 400 Schüler der zehnten Klassen, der Q1 und des Abiturjahrgangs haben dort derzeit Wechselunterricht. Hundertprozentigen Schutz geben die Schnelltests aber nicht. Der Schule sei gestern die Corona-Infektion einer Schülerin gemeldet worden, so Tempel. „Am Mittwoch war ihr Schnelltest noch negativ.“Fünf Schüler müssten nun in Quarantäne. „Dennoch geben uns die Schnelltests eine Form von Sicherheit“, betont Elke
Mosebach-Garbade.
Manche Eltern üben Kritik an der Testpflicht. Maya Wiegands Kinder besuchen die Grundschule und die fünfte Klasse und sind deshalb im Distanzunterricht. Die Selbsttests gehörten nicht in Kinderhände, kritisiert die Solingerin. „Es ist auch nicht gesund, sich regelmäßig Stäbchen in die Nase zu schieben.“Durch die Testung in der Klasse seien die Kinder zudem psychischem Stress ausgesetzt. Bleibe die Pflicht, wolle sie ihre Töchter weiter zu Hause behalten.
Kritik gibt es auch an der Art der Umsetzung. Die Schnelltests seien prinzipiell eine sehr gewünschte Maßnahme, schreibt Dr. Anna Rosenthal-van Wijk, selbst Ärztin. Da sich die Kinder beim Selbsttest im Klassenraum alle die Masken absetzten, seien sie einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Es sei sinnvoller, Tests draußen durchzuführen.