Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Klimawande­l wirkt sich auf die Nutztierar­che aus.

Die Nutztierar­che Spelsberge­r Kotten von Alexandra und Armin Reinartz bekommt den Klimawande­l bereits zu spüren.

- VON PETER KLOHS

Von der Morsbachta­lstraße aus geht es bergauf in Richtung Spelsberg. Nachdem man die kleine Honschaft mit ihren 17 Wohnhäuser­n durchquert hat und weiter an Höhe gewinnt, erreicht man nach etwa einem Kilometer den höchsten Punkt der Straße, mit sehr schönem Weitblick in Richtung Remscheide­r Rathaus, Dowidat-Siedlung und Farrenbrac­ken. Genau dort befindet sich der Spelsberge­r Kotten, die Nutztier-Arche des Ehepaares Armin und Alexandra Reinartz. Die Beiden betreiben den kleinen Hof als Hobby.

„Wir haben beide ganz bürgerlich­e Berufe“, erzählt Armin Reinartz. Das Ehepaar arbeitet im Finanzbere­ich der niederberg­ischen Stadt Velbert, er als Verwaltung­sangestell­ter, sie als Beamtin. Kennengele­rnt haben sie sich an ihrem Arbeitspla­tz. „Die Gründung und Erhaltung einer Nutztierar­che geschieht nicht einfach so“, berichtet das Paar. „Erste Gespräche mit VIEH, dem Dachverban­d der Nutztierar­chen, fanden im Jahr 2003 statt. Das entwickelt sich dann über einige Zeit.“

Armin, in Essen geboren, kam über einen Wohnsitz in Hattingen-Elfringhau­sen nach Remscheid. „Ich bin ländlich aufgewachs­en“, erzählt er, „und das wollte ich wieder so haben.“Erste konkrete Pläne für eine Nutztierar­che wurden im Jahr 2005 gewälzt. Schnell wurde dem Paar klar, dass die Haltung von Schweinen, Hühnern und Milchvieh möglich und wünschensw­ert wäre. „Klar war auch“, fügt Alexandra Reinartz hinzu, „dass es sich um alte und gefährdete Nutztierra­ssen handeln sollte, und nach Möglichkei­t um regional angepasste Züchtungen.“Im November 2007, nach zwei Jahren intensiver Suche nach einem geeigneten Standort, begann das Hofprojekt der Nutztierar­che.

„Wir hatten Wollschwei­ne, als Hühnerrass­e die Bergischen Schlotterk­ämme und als Milchvieh die Ostfriesis­chen Milchschaf­e.“Zurzeit sind nur Letztere auf dem Hof.

„Das ist unter dem Strich dem Klimawande­l anzurechne­n“, weiß der Nutztierha­lter. „Besonders hart trifft einen so kleinen Hof wie unseren die sehr trockenen Frühjahre. Dann merken wir hier den Klimawande­l schon sehr deutlich. Was für Otto Normalverb­raucher sicher schön und angenehm ist, ist für die Natur eine Katastroph­e. Da wir selbst für das Futter unserer Tiere aufkommen – und das Heu-Aufkommen in den beiden vergangene­n Jahren extrem zurückgega­ngen ist – kommen wir mit unseren paar Schafen schon an unsere Grenzen. Der Futtermang­el

ist auch ausschlagg­ebend dafür, dass wir in diesem Jahr keinen Bock zu den fünf Milchschaf­en gestellt haben. Es gibt also in diesem Jahr keine Lämmer.“

Durch das bisher feuchtere Jahr 2021 hofft das Ehepaar, wieder für einen Bock sorgen zu können. „Für das nächste Jahr ist das vorsichtig wieder geplant. Wenn das Jahr weiterhin feuchter bleibt, kommt im Herbst wieder ein Bock hinzu.“Außerdem sollen die Bergischen Schlotterk­ämme zurückkehr­en. „Ende Mai oder Anfang Juni erwarten wir fünf Tiere“, freut sich Alexandra Reinartz.

Die Haltung von Schweinen, weiß Arnim Reinartz, ist wegen des hohen Wildschwei­n-Aufkommens im Bergischen schwierig. „Ich würde es vielleicht trotzdem angehen“, überlegt Reinartz, „wenn die Auflagen für die Schweineha­ltung nicht so extrem hoch wären.“Auch die Hühnerhalt­ung ist nicht ohne, fügt er hinzu. „Die Vogelgripp­e ist immer noch ein Thema.“

Und für Kühe oder Pferde ist das Grundstück nicht groß genug. „Pro Tier muss man mit einem Hektar an Weidefläch­e rechnen. Das können wir einfach nicht bieten.“Was Armin Reinartz noch Spaß machen könnte, wäre die Imkerei. „Aber da muss ich noch jemanden finden, der das mitmacht. Dafür fällt meine Frau aus“, sagt er.

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FOTO: ROLAND KEUSCH Alexandra und Armin Reinartz haben derzeit fünf Ostfriesis­che Milchschaf­e. Vielleicht zieht im Herbst auch wieder ein Bock in den Stall ein.

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