Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Ich bin noch immer so positiv bekloppt“
Thomas Bothe, der frühere Fußballer des SV 09 Wermelskirchen, lebt mittlerweile in Andernach.
Thomas Bothe, der frühere Oberliga-Fußballer des SV 09 Wermelskirchen, lebt mittlerweile mit seiner Frau in Andernach.
Er war ein Typ. Ein wirklicher Typ. Wenn Thomas Bothe bei einem Fußballspiel auf dem Platz stand, hat er niemanden geschont. Nicht den Gegner, schon gar nicht sich selbst. Der Blondschopf hat polarisiert. Immer und überall. Weil er es so wollte, angetrieben von außergewöhnlicher Emotionalität. Stellen sich die Fragen: Wie geht es dem heute 57-Jährigen, der in seiner Laufbahn alleine dreimal in unterschiedlichen Zeitphasen für den SV 09 Wermelskirchen gespielt hat? Und wo ist er abgeblieben? Antwort: Thomas Bothe lebt in Andernach, und es geht ihm gut.
„Schön aus Remscheid zu hören“, sagt er beim Telefonat. Gerade hat er seinen Dienst beendet. Er arbeitet hart. Wie man es nicht anders von ihm erwartet hätte – in einer Styroporfirma, wo er für die Verladung zuständig ist. Bothe hat schon immer die körperliche Präsenz geliebt. Als Mittelfeldmann, der in Defensive und Offensive gleichermaßen Qualität ins Spiel gebracht hat. Sich dabei wegen seines manchmal eher rustikalen Auftretens oft genug an der Grenze zur Roten Karte bewegend. Die droht ihm in der Recyclingfirma in Rheinland-Pfalz nicht. Er macht seinen Job zuverlässig.
Seit bald 20 Jahren lebt der gebürtige Remscheider im Andernacher Ortsteil Miesenheim. Der Liebe wegen. Mit seiner Kerstin passt es „wie Topf auf Deckel“, wie es das Kraftpaket beschreibt. Sie, die Ruhige, weiß ihn zu nehmen. Ihn, den Poltergeist. „Ich bin noch immer so positiv bekloppt wie früher“, betont Bothe. Bis vor acht Jahren hat er noch für die Sportfreunde Miesenheim Fußball gespielt. Als eine Art Libero in der Kreisliga. Info vorweg: Er hat auch im Alter von knapp 50 Jahren auf dem Feld seinen Mann gestanden.
Inzwischen hat er zwei neue Kniegelenke, „eingebaut“im Jahr 2020. Im März das erste, sechs Monate später das nächste. Ja, er ist immer noch hart im Nehmen. Wobei sein neuer Lieblingssport eher filigranerer Natur ist. Thomas Bothe spielt seit drei Jahren Tennis, gemeinsam
mit seiner Ehefrau. Er sagt: „Schade, dass ich nicht schon früher damit begonnen habe.“Um es mal gelesen zu haben: Sein Club heißt TC Nickenich.
Ein weiteres Hobby ist das Motorradfahren. Auch das teilen beide. Eine geführte Tour durch Amerika dauerte 16 Tage. Davon schwärmen sie noch heute. 5600 Kilometer,
der komplette Wilde Westen – Harley-Davidson-Fahrer Bothe sagt: „Das vergesse ich nicht.“Im Sommer 2018 war das.
In diesem Jahr soll es nach Mallorca
gehen. Ebenfalls mit der „Karre“. Wo er früher am Ballermann den Wodka mit Strohhalmen getrunken hat, hat man nun den kompletten Robinsonclub Cala Serena mit einer Harley-Gruppe reserviert. Ende Oktober wird das sein. Dann werden Kilometer auf der Insel gefressen. Sofern Corona das zulässt.
Bothe ist angekommen in Andernach, wo er nach eigenen Angaben inzwischen mehr Leute kennt als seine Frau, die aus der Gegend stammt. Was nicht verwundert angesichts von Weinfesten und anderen Festivitäten, die in der Region gang und gäbe sind. Kontaktscheu war er noch nie. Und ein Stubenhocker ist er auch nicht.
Seinen Kontakt zur Heimat hat er indes nicht abgebrochen. Letztmals war er in Wermelskirchen, als sein früherer Mannschaftskamerad Rainer Wolff beerdigt worden ist. „Verdammt traurig und viel zu früh“, findet er. Bothe ist aus der Jugend des BV 08 Lüttringhausen hervorgegangen, hat es sogar zu zwei Zweitligaeinsätzen gebracht.
Die schönste Zeit aber sei die beim SV 09 Wermelskirchen gewesen: „Als Jürgen Wellmann Trainer gewesen ist und wir den Aufstieg in die Oberliga geschafft haben.“Dreimal hat es ihn insgesamt ins Eifgen gezogen, wo der längst verstorbene Jürgen Betz für ihn so etwas wie ein Ziehvater gewesen war. Zwischendurch machte er Station bei TuRU Düsseldorf, Bayer Uerdingen und beim VfB Langenfeld. Aber das Eifgen blieb stets in seinem Herzen. Keinesfalls zufällig hat er zu Akteuren wie Andreas Drysch und Michael Haldenwang auch heute noch Kontakt.
Der gelernte Kfz-Mechaniker („Bremsen würde ich heute noch hinbekommen, aber sonst hat sich doch viel verändert“) hat so manches ausprobiert. Beruflich (in Blankenheim in der Eifel hat er mal 13 Pferde besessen) und auch fußballerisch. Nur seinen Charakter, den hat er nie verändert. Direkt ist er geblieben. Geradeheraus. Kein Duckmäuser. Kein Schleimer. Dafür haben ihn nicht alle geliebt, aber doch sehr viele. Das Wichtigste: Seine Kerstin tut es.