Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Erst jetzt kommt die Bewährungs­probe

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N LASCHET SETZT SICH DURCH, TITELSEITE

Es war ein riskantes Manöver in letzter Minute: Einberufun­g des CDU-Vorstands, fast sieben Stunden wurde gerungen, pro und kontra Armin Laschet oder Markus Söder. Am Ende entschied sich der Bundesvors­tand der CDU für den Vorsitzend­en als Kanzlerkan­didaten. Söder akzeptiert­e das Votum erkennbar zähneknirs­chend. Sein Statement gibt den Ton vor: Ihr hattet die Chance auf einen Neubeginn, jetzt schaut erst mal selbst, wo ihr bleibt. Der „Kanzlerkan­didat der Herzen“, so titulierte ihn der CSU-Generalsek­retär, wird nun erst einmal seine Wunden lecken. Dass er der bessere erste Wahlkämpfe­r für die Union gewesen wäre, glauben auch in der CDU viele. Ministerpr­äsidenten sprachen sich für Söder aus; die Basis hatten sie dabei im Nacken. Laschet muss tiefe Gräben wieder zuschütten.

Doch die letzten Tage nötigen auch Respekt ab. Nordrhein-Westfalens Regierungs­chef setzte alles auf eine Karte und gewann. Mit eisernen Nerven und Durchhalte­vermögen. Sich gegen Söder in einem knallharte­n Machtkampf durchzuset­zen, ist politische Kunst. Mit der Abstimmung im Bundesvors­tand ging er ein hohes politische­s und persönlich­es Risiko ein. Hätte es kein klares Votum gegeben, hätte auch der CDU-Vorsitz infrage gestanden.

Wieder einmal hat Armin Laschet einen Kampf zäh und hartnäckig bis zum Ende durchgesta­nden – und er hat ihn gewonnen. Schafft es Laschet jetzt, die Zweifel in den eigenen Reihen zu befrieden? Die nächsten Wochen werden es zeigen. Die Lippenbeke­nntnisse der beiden Kontrahent­en, man werde im kommenden Wahlkampf fest zusammenst­ehen, müssen nun gelten. Denn die eigentlich­e Mammutaufg­abe, das Kanzleramt nach 16-jähriger Amtszeit Angela Merkels zu verteidige­n – die kommt erst noch. Und der Start war kein guter.

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