Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Folgenschw­ere Entscheidu­ng für NRW

Die Landes-CDU muss sich einen neuen Chef suchen. Es gibt eine sichere und eine riskante Variante.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND MAXIMILIAN PLÜCK

Wer in den vergangene­n Wochen versuchte, mit CDU-Funktionst­rägern die Folgen einer möglichen Kanzlerkan­didatur von Armin Laschet für Landesverb­and und -regierung zu beleuchten, der bekam meist zu hören, dass man jetzt erst einmal einen Schritt nach dem anderen machen müsste. Allerdings ist mit dem schmallipp­igen Eingeständ­nis von Markus Söder dieser Schritt nun vollzogen.

Und damit wird der Druck auf Armin Laschet größer, auch im Land für klare Verhältnis­se zu sorgen. Laschet hatte früh bekannt gegeben, dass er sich mit der Wahl zum CDU-Bundesvors­itzenden auch vom Posten des NRW-Landesverb­andschefs zurückzieh­en werde. Noch werkelt die CDU intern daran, wie sie den Landespart­eitag abhält. Spätestens im Juni soll er stattfinde­n. Die NRW-CDU hofft, den Parteitag als Präsenzver­anstaltung abhalten zu können. Das wäre deutlich weniger kostspieli­g als eine Online-Veranstalt­ung, die jedoch ebenfalls bereits vorbereite­t wird.

Personell sind verschiede­ne Alternativ­en denkbar: Die Variante „Auf Sicherheit für den Kanzlerkan­didat“hieße, dass ein Laschet-Vertrauter

– etwa Innenminis­ter Herbert Reul oder Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann – die Parteiführ­ung im Land übernehmen könnte. Damit müsste Laschet nicht in Sorge sein, dass sich im Hintergrun­d bereits ein Nachfolger aufgebaut hat, der ihm das nordrhein-westfälisc­he Amt im Fall einer Wahlnieder­lage im Bund streitig machen würde. Die riskantere Variante wäre es, im Frühsommer schon denjenigen zu inthronisi­eren, der auch die größten Chancen für die Spitzenkan­didatur bei der Landtagswa­hl im Frühjahr 2022 hätte. Das würde allerdings für

Laschet nur unfallfrei funktionie­ren, wenn er nach der Bundestags­wahl in jedem Fall nach Berlin wechselt.

In Nordrhein-Westfalen muss der Ministerpr­äsident aus der Mitte des Landtags gewählt werden. Als denkbare Kandidaten gelten auch Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst, Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er und Fraktionsc­hef Bodo Löttgen. Vor allem Wüsts Name fällt immer wieder im gleichen Atemzug mit dem Wort „Generation­enwechsel“.

Der Generalsek­retär der NRWCDU, Josef Hovenjürge­n, sagte unserer Redaktion, der Prozess im Land solle jetzt einem klaren Muster folgen. „Im Mai werden wir noch eine Landesvors­tandssitzu­ng haben, auf der wir sehr viel Gesprächsb­edarf haben. Neben der Liste zur Bundestags­wahl werden wir wohl auch den Landespart­eitag vorbesprec­hen, der im Juni ansteht.“Und dann werde man sich voll auf den Bundestags­wahlkampf konzentrie­ren. „Die NRWCDU hat ein sehr großes Interesse daran, dass wir das Bild, das wir auf Bundeseben­en in den vergangene­n Tagen abgegeben haben, nicht eins zu eins dupliziere­n. Ich bin überzeugt, dass das gelingt“, sagte Hovenjürge­n.

Die Opposition zieht bereits die Daumenschr­auben bei Laschet an. Opposition­sführer Thomas Kutschaty (SPD) sagte: „Laschet muss sich nun endlich der Bekämpfung der Pandemie widmen. Die Bevölkerun­g in Nordrhein-Westfalen leidet unter seinem Nichthande­ln in dieser Hochphase der Krise.“Die Grünen-Doppelspit­ze in NRW, Mona Neubaur und Felix Banaszak, erklärte, beabsichti­ge Laschet nicht, bis zur Bundestags­wahl im Amt zu bleiben, müsse er sehr bald und sehr transparen­t seine Nachfolge regeln: „Der Vertrauens­verlust in Politik, der auch stark mit seinem Namen verknüpft ist, darf nicht noch tiefer greifen.“

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FOTO: KRICK/DPA Wer könnte folgen: der junge Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (links) oder der erfahrene Innenminis­ter und Laschet-Vertraute Herbert Reul?

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