Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Nicht alle Eltern wollen Lolli-Test
In manchen Kitas lehnen 30 bis 40 Prozent das Verfahren ab.
Seit Anfang März finden in den Solinger Kindertagesstätten die so genannten Lolli-Tests statt. Die Kinder lutschen dabei ein Wattestäbchen wie eine Süßigkeit und werden so auf das Coronavirus getestet. Das in Mitte gestartete Pilotprojekt wurde inzwischen auf alle Stadtteile ausgeweitet. Die Stadt Solingen verspricht sich viel von den schonenden Testungen, die bald auch in Grundschulen durchgeführt werden sollen. Doch längst nicht alle Eltern stimmen dem zu. In der Kita-Gruppe ihrer Tochter lehnten rund 40 Prozent der Mütter und Väter den Lolli-Test für ihr Kind ab, berichtet eine Solingerin, die anonym bleiben möchte. Sie betreut ihr Kind deshalb weiterhin zu Hause.
„Wir gehen davon aus, dass rund 60 Prozent der Kindergartenkinder teilnehmen“, bestätigt Stadtsprecherin Stefanie Mergehenn die Aussage
der Mutter. Die Testungen sind freiwillig, eine vom Land angeordnete Pflicht wie in den Schulen gibt es nicht. „Aber es ist natürlich umso sinnvoller, je mehr Kinder sich beteiligen“, betont Mergehenn.
Wenn viele Kinder gar nicht an den Tests teilnehmen, könnten sich Corona-Infektionen ungestört verbreiten, erklärt die Mutter, die sich an die Redaktion gewendet hat. Sie habe ihre Tochter in den vergangenen Monaten nicht oft in die Kita gebracht. Nach den Osterferien sollte das Mädchen wieder regelmäßig dort betreut werden. Doch angesichts der fehlenden Sicherheit durch die Tests verzichte die Familie nun darauf. „Niemand sollte zu einem Test gezwungen werden“, sagt die Mutter. „Aber dann muss man die Kinder bei der Betreuung trennen.“Das sei für die Erzieher jedoch nicht zu leisten. Sie habe das Gespräch mit Eltern gesucht, die keinen Test wollten. „Ich habe an die
Solidarität appelliert und gebeten, das zu überdenken.“
„Ich finde es unsolidarisch, die Tests abzulehnen“, sagt auch Dirk Wiebenga, Vorstand der Solinger Arbeiterwohlfahrt, die sieben Kitas betreibt. Die Lolli-Tests seien ein schonendes Verfahren. „Ich kann nicht nachvollziehen, dass man dagegen Einwände hat.“Kinder seien auch Überträger des Coronavirus. Die Mitarbeiter seien dem Risiko täglich ausgesetzt. „Die meisten sind erst einmal geimpft.“In den Awo-Einrichtungen sei es unterschiedlich: In einer Kita lehnten rund 30 Prozent der Eltern den Test ab. „In einer anderen haben wir aber eine Zustimmung von über 90 Prozent. Wo wir Eltern persönlich angesprochen haben, machen nur wenige nicht mit.“
94 von 96 Kitas nähmen am Lolli-Test-Verfahren teil, berichtet Stadtsprecherin Mergehenn. Mit zwei Einrichtungen liefen noch Gespräche.