Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

So haben Kinder Spaß am Gärtnern

Beim Gemüseanba­u im Garten können Kinder oft schon selbst Hand anlegen. Das schult die motorische­n Fähigkeite­n.

- VON ALEXANDRA DULINSKI

Frühlingsz­eit bedeutet Gartenzeit. Gerade in der Pandemie hielten viele Familien sich bereits im vergangene­n Sommer oft im heimischen Garten auf. Bei der Bepflanzun­g des Gartens können Kinder ganz einfach helfen.

Für Kinder solle dabei nicht das Gärtnerisc­he im Vordergrun­d stehen. „Kinder wollen etwas mit der Hand berühren, sich schmutzig machen“, sagt Jörg Liesendahl, Diplom-Biologe und Pädagogisc­her Leiter der Natur-Schule Grund. Erst, wenn die Kinder etwas älter sind, könnten sie sich auf den gärtnerisc­hen Aspekt einlassen. „Ein Ergebnis gibt es oft nicht von jetzt auf gleich, es ist nicht sofort etwas zu sehen.“Das erfordere Geduld.

Das Gärtnern schule aber die motorische­n Fähigkeite­n. Samen auszusäen fördere beispielsw­eise das Verständni­s für die Größe einer Pflanze. Denn die Samen müssten in ausreichen­dem Abstand zueinander liegen, damit die Pflanze Platz zum Wachsen hat. „Man sollte nichts säen, was sechs Wochen zum Wachsen braucht“, sagt Jörg Liesendahl.

Zwei Dinge würden Kinder beim Gärtnern begeistern, berichtet Jörg Liesendahl – alles Ess- und Genießbare und alles, was eine Hilfe für andere Lebewesen darstelle. So eigne sich beispielsw­eise Kresse gut für den Verzehr. „Die Kinder können bei der Vorbereitu­ng des Beetes helfen und ein Gefühl dafür entwickeln, wie weich die Erde sein muss.“Die fertige Kresse können die Kinder schneiden und damit ihren Brotaufstr­ich garnieren.

„Im Augenblick gibt es den Hype, den Insekten helfen zu wollen“, sagt Liesendahl. Im Gartencent­er können Familien schon vorgezogen­e Stauden kaufen, die speziell für Schmetterl­inge geeignet sind und nur noch ins Beet eingebrach­t werden müssten.

Das Einsetzen der Pflanze – zunächst ein Loch zu buddeln – sei nicht von der Kraft und somit vom Alter eines Kindes abhängig. Werden die Stauden im Sommer zur

Nahrungsqu­elle für Falter, habe das Gärtnern einen zusätzlich­en Naturforsc­heraspekt. „Beim Thema Naturund Artenschut­z gehen Kinder gerne mit. Das können sie schon gut verstehen“, sagt Jörg Liesendahl. Wichtig sei, den Kindern beim Gärtnern eine Anleitung zu geben.

Eine kleine Ecke im Garten oder ein kleines Beet sei für die Kinder besonders gut geeignet, sagt Helmut Holzhausen, Fachberate­r des Kreisverba­ndes Remscheid der Kleingärtn­er e.V. Angepflanz­t werden sollte nur, was Kinder gerne mögen würden, beispielsw­eise Möhren und Radieschen. Deren Samen werden langsam in eine Beetreihe eingestreu­t. „Radieschen- und Möhrensame­n sollte man mischen. Radieschen

gehen schneller auf, dann können die Kinder die Reihe sehen, die sie gepflanzt haben.“

Kinder unter sechs Jahren sollten aber erstmal nur Radieschen pflanzen. „Die Samen sind größer.“Ältere Kinder könnten sich derweil auch schon an Zwiebelsam­en probieren. Nur Unkraut sollte man die Kinder nicht rupfen lassen. „Das macht

ihnen keinen Spaß“, weiß Holzhausen. Erbsen und Bohnen könnten schon in den kommenden zwei Wochen gepflanzt werden. „Kinder können die Erbsen gut legen und Stöckchen einsetzen, an denen die Erbse hochranken kann.“Die fertigen Erbsen können die kleinen Gärtner dann selbst vom Strauch pflücken.

Über Kohlrabi, dem die Kinder beim Wachsen zusehen könne, solle zunächst noch eine Haube angebracht werden, weil es immer noch zu Nachtfrost kommen kann. Auch Erd-, Johannis-, Brom- und Heidelbeer­en sind Pflanzen, über deren Früchte sich Kinder sehr freuen, sagt Holzhausen.

Kinder könnten auch eine Blumenwies­e säen oder ein Bienenhäus­chen für Wildbienen basteln. „Acht oder neun Jahre alte Kinder kann man mit einem Bohrer begeistern“, sagt Holzhausen. Mit diesem können in einen Holzstamm zwei bis acht Millimeter große Löcher gebohrt werden, in die die Bienen Eier legen. Dabei ist aber Vorsicht geboten: „Die Bohrungen müssen sauber sein, sonst verletzen sich die Tiere ihre Flügel.“

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FOTO: MICHAEL SCHÜTZ (ARCHIV) Biologe Jörg Liesendahl gibt Tipps, was Kinder im Garten schon alles machen können.

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