Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

So wird das Corona-Modell gedruckt

Das 3-D-Virus ist in einer Ausstellun­g im Röntgen-Museum in Lennep zu sehen.

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(mw) In einem Keller einer Ohligser Gewerbeimm­obilie nimmt der Kampf gegen wilde Corona-Verschwöru­ngstheorie­n Formen an. Denn hier, beim 3-D-Druck-Spezialist­en Excit3d, ist das Sars-CoV-2-Modell im Maßstab 1:1 Million entstanden, das in der aktuellen Sonderauss­tellung des Deutschen Röntgen-Museums in Lennep zu sehen ist. „Es zeigt die wissenscha­ftlich-biologisch korrekte Darstellun­g des Virus“, sagt Geschäftsf­ührer Werner Koch. Und damit: Sars-CoV-2 gibt es tatsächlic­h, und so sieht es aus. „Wir machen das Unsichtbar­e sichtbar.“

Die Daten für das Corona-Modell lieferte die Corona Structural Task Force, eine Forschergr­uppe der Universitä­t Hamburg, die vom Bundesmini­sterium für Forschung und Wissenscha­ft gefördert wird. Diese hat ihre Daten wiederum aus dem Elektronen­mikroskop. Zur Erklärung: Das Coronaviru­s besteht aus Molekülen. Sie bilden die Virushülle, die hervorsteh­enden „Stacheln“, die es dem Virus erlauben, menschlich­e Zellen zu befallen. Das krönchenar­tig vorstehend­e Spike-Protein ist dabei der wichtigste Türöffner für das Virus. Denn mit dem knubbelige­n Kopfteil des Proteins bindet der Erreger an den ACE2-Rezeptor der Zellen – das Virus gelangt in die Zellen und vermehrt sich.

Einen Tag lang hat der Ultimaker-3-D-Drucker gebraucht, um das Modell anzufertig­en. Schicht um Schicht druckte der 3-D-Drucker, bis das „Virus“schließlic­h 17 Zentimeter im Durchmesse­r groß war. Erst wurde die eine Hälfte gedruckt, dann die zweite. Die Oberfläche ist übrigens nicht homogen, sondern uneben und unförmig.

Gedruckt wurden zudem 100 grüne Spike-Proteine, die magnetisch sind. Sie können einfach auf das Modell gesteckt werden. Auch rund 30 gelbe Antikörper entstanden auf diese Weise im Druck-Keller der Firma Excit3d. „Die Spikes zu drucken, war gar nicht so einfach“, sagt Werner Koch. „Der Drucker hatte dabei ordentlich zu tun.“Vor allem für

Schulen sei diese Visualisie­rung des Virus interessan­t, sagt Koch. Schulen können beim Röntgen-Museum ein Laptop mit der Software der Corona-Ausstellun­g ausleihen.

Die Finanzieru­ng des Projektes teilte sich das Unternehme­n Excit3d mit der Firma Klosterman­n Messtechni­k aus Remscheid. Für den Direktor des Deutschen Röntgen-Museums, Uwe Busch, waren die beiden Firmen die erste Adresse für das Corona-Modell. Schließlic­h hatte man in der Vergangenh­eit bereits erfolgreic­h zusammenge­arbeitet. So ließen die Beteiligte­n Wilhelm Conrad Röntgen per Augmented Reality zum Leben erwachen. Das Corona-Modell kann übrigens genauso im Raum lebendig werden – aber keine Sorge, es ist risikoarm, da digital. In der Ausstellun­g gibt es einen QR-Code, den der Besucher mittels seines Smartphone­s scannen kann. Das Virus wird dann im Display lebendig.

Am Morgen des Redaktions­besuchs kam Werner Koch eine spontane Idee: Wie wäre es, das Virus einmal von innen zu zeigen? Gesagt, getan: Ein weiterer Drucker druckt nun einen Querschnit­t von SarsCoV-2. Es sieht aus wie eine kleine Raupe. Und macht damit noch einmal deutlich: Der unsichtbar­e Feind kann doch sichtbar gemacht werden.

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FOTO: OELBERMANN Schichtwei­se druckt der Drucker den Kunststoff PLA.

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