Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Keine Ehrenamtler bei Schul-Tests erwünscht
Die frühere Krankenschwester Ute Zander würde sich in der Corona-Krise gerne engagieren und bietet Hilfe an.
Sie hätte die Zeit dazu und auch das medizinische Knowhow: Ute Zander würde sich in Zeiten der Corona-Pandemie gerne ehrenamtlich engagieren und speziell bei den Testungen in Schulen Unterstützung leisten. Die Solingerin arbeitete früher als Krankenschwester und befindet sich inzwischen im Ruhestand. „Ich habe doch Tagesfreizeit und könnte beispielsweise Grundschulkindern gut helfen, die mit den Tests allein vielleicht nicht so gut zurechtkommen.“Das Problem dabei: Sie darf es nicht. Nachdem die Rentnerin zunächst bei der Stadt und bei den Schulen erfolglos versuchte, ihr Angebot loszuwerden, wandte sie sich an die Redaktion.
Die Antwort des NRW-Schulministeriums auf eine Anfrage der Redaktion fällt daraufhin knapp aus: „Die Einbeziehung außerschulischer, ehrenamtlicher Helfer ist derzeit nicht vorgesehen“, teilt eine Sprecherin schriftlich mit und verweist auf eine Schulmail vom 14. April, aus der hervorgeht, dass die Selbsttests für die Schüler ausschließlich vom schulischen Personal beaufsichtigt werden dürfen. Warum eine Unterstützung durch Ehrenamtliche – sofern diese selbst vorher getestet wurden und sich an die Schutzbestimmungen halten – nicht erwünscht ist, begründet das Ministerium nicht.
Bei Jens Merten, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung ( VBE) Solingen, stößt diese Haltung auf wenig Verständnis. „Die Hauptsache ist doch, dass umfangreich getestet wird. Unterstützung durch Personal von außen könnten die Schulen sicherlich gut gebrauchen. Ich habe mir aber schon gedacht, dass so etwas wegen des Betretungsverbots der Schulen zurzeit problematisch sein dürfte.“Auch er kenne den Fall einer Ärztin aus den Reihen der Elternschaft einer Schule, die gerne bei den Testungen mit ihrer Erfahrung unterstützt hätte und vor dem gleichen Problem stand.
Generell müssen die Kinder die Antigen-Tests unter Anleitung komplett selbstständig durchführen. „An einigen Schulen funktioniert das wunderbar, andere haben damit Probleme. Gerade Grund- und Förderschüler tun sich mit den Tests gelegentlich schwer“, erklärt Merten. Tendenziell gelte: „Was am Gymnasium funktioniert, funktioniert an der Förderschule noch lange nicht.
Wir sollten da pragmatische Lösungen finden.“
Auch Anna Fröhlich, Schulleiterin an der Grundschule Westersburg, bedauert die strikte Linie des Landes. „Wir wünschen uns ausdrücklich Unterstützung, zumal die Testungen der Schüler nicht zu den originären Aufgaben der Lehrenden gehören, sondern zusätzlich bewältigt werden müssen.“Zwar könne sie nachvollziehen, dass die Schüler die eigentlichen Tests allein durchführen müssen, doch könne Hilfe bei der Vor- und Nachbereitung durchaus entlastend wirken. Konkret wünsche sie sich „kind- und altersgerechte Lösungen“etwa durch eine Ausweitung der Lolli-Tests auf Schulen, die für Kinder in der Handhabung vergleichsweise einfach seien. Die Aufgabe der Testungen sei für das schulische Personal zeitintensiv und aufwendig. Die Schulleiterin nimmt es mit Humor: „Mein Büro sieht gerade aus wie ein Testlabor.“
Ute Zander könnte sich vorstellen, auch in Testzentren ehrenamtlich zu helfen, und hat sich unter anderem bei der Einrichtung im Walder Stadtsaal gemeldet. „Ich hoffe, dass noch irgendetwas klappt.“