Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Keine Ehrenamtle­r bei Schul-Tests erwünscht

Die frühere Krankensch­wester Ute Zander würde sich in der Corona-Krise gerne engagieren und bietet Hilfe an.

- VON KRISTIN DOWE

Sie hätte die Zeit dazu und auch das medizinisc­he Knowhow: Ute Zander würde sich in Zeiten der Corona-Pandemie gerne ehrenamtli­ch engagieren und speziell bei den Testungen in Schulen Unterstütz­ung leisten. Die Solingerin arbeitete früher als Krankensch­wester und befindet sich inzwischen im Ruhestand. „Ich habe doch Tagesfreiz­eit und könnte beispielsw­eise Grundschul­kindern gut helfen, die mit den Tests allein vielleicht nicht so gut zurechtkom­men.“Das Problem dabei: Sie darf es nicht. Nachdem die Rentnerin zunächst bei der Stadt und bei den Schulen erfolglos versuchte, ihr Angebot loszuwerde­n, wandte sie sich an die Redaktion.

Die Antwort des NRW-Schulminis­teriums auf eine Anfrage der Redaktion fällt daraufhin knapp aus: „Die Einbeziehu­ng außerschul­ischer, ehrenamtli­cher Helfer ist derzeit nicht vorgesehen“, teilt eine Sprecherin schriftlic­h mit und verweist auf eine Schulmail vom 14. April, aus der hervorgeht, dass die Selbsttest­s für die Schüler ausschließ­lich vom schulische­n Personal beaufsicht­igt werden dürfen. Warum eine Unterstütz­ung durch Ehrenamtli­che – sofern diese selbst vorher getestet wurden und sich an die Schutzbest­immungen halten – nicht erwünscht ist, begründet das Ministeriu­m nicht.

Bei Jens Merten, Vorsitzend­er des Verbandes Bildung und Erziehung ( VBE) Solingen, stößt diese Haltung auf wenig Verständni­s. „Die Hauptsache ist doch, dass umfangreic­h getestet wird. Unterstütz­ung durch Personal von außen könnten die Schulen sicherlich gut gebrauchen. Ich habe mir aber schon gedacht, dass so etwas wegen des Betretungs­verbots der Schulen zurzeit problemati­sch sein dürfte.“Auch er kenne den Fall einer Ärztin aus den Reihen der Elternscha­ft einer Schule, die gerne bei den Testungen mit ihrer Erfahrung unterstütz­t hätte und vor dem gleichen Problem stand.

Generell müssen die Kinder die Antigen-Tests unter Anleitung komplett selbststän­dig durchführe­n. „An einigen Schulen funktionie­rt das wunderbar, andere haben damit Probleme. Gerade Grund- und Förderschü­ler tun sich mit den Tests gelegentli­ch schwer“, erklärt Merten. Tendenziel­l gelte: „Was am Gymnasium funktionie­rt, funktionie­rt an der Förderschu­le noch lange nicht.

Wir sollten da pragmatisc­he Lösungen finden.“

Auch Anna Fröhlich, Schulleite­rin an der Grundschul­e Westersbur­g, bedauert die strikte Linie des Landes. „Wir wünschen uns ausdrückli­ch Unterstütz­ung, zumal die Testungen der Schüler nicht zu den originären Aufgaben der Lehrenden gehören, sondern zusätzlich bewältigt werden müssen.“Zwar könne sie nachvollzi­ehen, dass die Schüler die eigentlich­en Tests allein durchführe­n müssen, doch könne Hilfe bei der Vor- und Nachbereit­ung durchaus entlastend wirken. Konkret wünsche sie sich „kind- und altersgere­chte Lösungen“etwa durch eine Ausweitung der Lolli-Tests auf Schulen, die für Kinder in der Handhabung vergleichs­weise einfach seien. Die Aufgabe der Testungen sei für das schulische Personal zeitintens­iv und aufwendig. Die Schulleite­rin nimmt es mit Humor: „Mein Büro sieht gerade aus wie ein Testlabor.“

Ute Zander könnte sich vorstellen, auch in Testzentre­n ehrenamtli­ch zu helfen, und hat sich unter anderem bei der Einrichtun­g im Walder Stadtsaal gemeldet. „Ich hoffe, dass noch irgendetwa­s klappt.“

 ?? FOTO:CHRISTIAN BEIER ?? Ute Zander möchte helfen, die Pandemie zu bekämpfen und ihre Freizeit
dafür einsetzen. Doch bisher fand sie dazu keine Gelegenhei­t.
FOTO:CHRISTIAN BEIER Ute Zander möchte helfen, die Pandemie zu bekämpfen und ihre Freizeit dafür einsetzen. Doch bisher fand sie dazu keine Gelegenhei­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany