Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Fürs Live-Erlebnis gibt es keinen Ersatz“

Das Musikfesti­val c/o pop findet heute und morgen statt. Leiterin Elke Kuhlen spricht über das digitale Format.

- VON STEPHAN EPPINGER

Heute und morgen gibt es die zweite digitale Auflage des Kölner Musikfesti­vals c/o pop. Ab 12 Uhr beginnt der Kongresste­il und ab 17.30 Uhr die Konzerte. Miterleben kann man das Festival ganz einfach als Stream im Internet. Das diesjährig­e Angebot ist für die Nutzer kostenlos. Weitere Infos gibt es auf der Website der c/o-pop. Wir sprachen mit festivalle­iterin Elke Kuhlen.

Wie erleben Sie die aktuelle Situation im Lockdown bei den Klubs und Künstlern?

ELKE Kuhlen: Für die Klubs ist die Situation extrem bitter. Da hoffe ich, dass möglichst viele Klubbetrei­ber die angebotene­n Hilfen auch angenommen haben. Viele warten jetzt darauf, dass es nach der langen Zeit endlich wieder losgeht. Ich hätte selbst nie gedacht, dass wir auch die c/o pop 2021 noch digital machen werden. Jetzt hoffe ich, dass 2022 wieder alles live und vor Ort in den Klubs stattfinde­t. Bei den Künstlern ist die Situation vor allem bei den Newcomern schwierig, die viel Vorbereitu­ng in ihre Musik investiere­n und jetzt oft nicht zum Zug kommen.

Was ist bei der zweiten digitalen Ausgabe der c/o pop anders als im Oktober 2020?

KUHLEN: Wir haben uns die erste Ausgabe genau angeschaut und gesehen, dass sich bei der digitalen Ausgabe die Zielgruppe verändert hat. Es waren mehr jüngere Leute online dabei, als dies noch in den Vorjahren bei den Klubkonzer­ten vor Ort der Fall war. Dementspre­chend haben wir unser Programm auch angepasst und verändert. Es gibt zudem ganz praktische Dinge wie die Anfangszei­ten der Streams, bei denen wir aus dem Vorjahr auf

jeden Fall gelernt haben.

Wie fällt die Bilanz der ersten digitalen Ausgabe aus?

KUHLEN: Für uns war das eine neue Erfahrung. Wir sind es gewohnt, Konzerte zu organisier­en und jetzt bei der digitalen Ausgabe ging es darum, Filme ins Netz zu stellen. Bei den Clickzahle­n hatten wir bei der Premiere keine großen Erwartunge­n. Diese sind aber deutlich besser gewesen, als wir das vermutet hätten.

Wird es in Zukunft bei der c/o pop ein eher hybrides Format geben?

KUHLEN: Bei den Wortbeiträ­gen im Convention­bereich werden Onlineform­ate sicher auch im kommenden Jahr eine größere Rolle spielen. Dann muss man nicht unbedingt Referenten aus Übersee einfliegen lassen und kann sie digital dazuschalt­en. Bei der Musik gibt es für das Liveerlebn­is keinen adäquaten digitalen Ersatz. Da könnte man aber Auftritte aufzeichne­n oder spezielle Inhalte wie Workshops, Filme oder Interviews ins Netz stellen und so das Ganze nach hinten verlängern.

Wie lief für die zweite digitale Ausgabe die praktische Umsetzung ab?

KUHLEN: Wir haben einige Sachen schon vorab produziert, wie das Konzert mit Elif im Berliner Columbia-Theater. Das ist ein sehr gefühlvoll­es Set mit einer Künstlerin geworden, die sich deutlich weiterentw­ickelt hat. Es gibt besondere Erlebnisse wie den Auftritt von Chilly Gonzales vor leeren Betten, für den wir hier in Köln ein Bettenhaus gefunden haben. Bei Ok Kid gibt es ein Konzert auf dem Dach und mit Lari Luke erhält man Einblicke in einen Hundesalon. Mit der Kölner Band Bukahara gibt es eine Schnitzelj­agd und Mine nimmt die Zuschauer mit in die Welt der Tiny Trees. Diese zweite digitale Ausgabe hat uns die Chance gegeben, dass Künstler sich an Orten präsentier­en konnten, die sie sich schon immer gewünscht haben. Wir haben zudem Wert darauf gelegt, auch popkulture­lle Themen jenseits der Musik anzubieten.

Wie kann ich mir das Festival anschauen?

KUHLEN: Das ist ganz unkomplizi­ert und kostenlos. Für die Convention geht man einfach ab 12 Uhr online, die Konzerte beginnen ab 17.30 Uhr. Den Zeitplan dafür gibt es auf unserer Homepage. Manche Beiträge kann man auch noch nach dem Termin abrufen.

Wie schwer ist es, so ein Festival zu finanziere­n und wie waren die Reaktionen der Künstler?

KUHLEN: Ganz zentral sind öffentlich­e Fördermitt­el, die wir bekommen, weil wir junge Bands unterstütz­en und ihnen eine Plattform für Auftritte geben. Dazu kommen dann alte Bekannte wie OK Kid oder Chilly Gonzales. Gerade die Newcomer waren froh, dass sie sich und ihre Musik präsentier­en können und dass sie dafür auch eine Gage bekommen. Aber auch den Etablierte­n haben unsere Onlineform­ate Spaß gemacht, auch wenn man hier anders als beim Liveauftri­tt kein direktes Feedback des Publikums bekommt. www.c-o-pop.de

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FOTO: EPPINGER Elke Kuhlen ist die Festivalle­iterin der c/o pop.
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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Chilly Gonzales hat sich einen Auftritt im Kölner Bettenhaus ausgesucht.

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