Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„In der Corona-Pandemie ist Wut allgegenwä­rtig“

Der neue Thriller von Horst Eckert ist erschienen. In einer Online-Lesung erzählt der Schriftste­ller, was ihn zu seinem Buch inspiriert­e.

- VON CHRISTOPH WEGENER

Die digitale Lesung des Thrillers „Die Stunde der Wut“beginnt unsanft. Sofort werden die Zuhörer mit einem Mord konfrontie­rt, der sie durch gekonnten Spannungsa­ufbau an die Geschichte fesselt und die folgenden Minuten nicht mehr loslässt.

Grund dafür ist vor allem die Ausgestalt­ung der Szenerie, die Autor Horst Eckert mit viel Liebe zum Detail beschreibt. So werden die letzten Lebensminu­ten der 19-jährigen

Schülerin Klara greifbar, wirken trotz ihrer Fiktivität real. Da kann Eckerts Stimme noch so warm sein, die Kälte der Situation ist spürbar, wenn Klara trotz Stichwunde­n mit der Notrufzent­rale telefonier­t und die Sanitäter anschließe­nd versuchen, ihr junges Leben zu retten.

„Die Malteser am Fürstenwal­l haben mich unter anderem für das Buch beraten. Das war auch nötig, weil ich am Anfang gerne ins Detail gehe, und das muss natürlich sitzen“, erzählt Eckert. Über die Jahre habe er zwar durch Recherchen viele Kenntnisse aus dem Bereich der Polizei- und Notarztarb­eit angesammel­t und erfragt, doch es sei wichtig, immer wieder mit fachkundig­en Ansprechpa­rtnern zu reden.

Kulisse für Eckerts Roman ist erneut Düsseldorf, die beiden Charaktere Kriminialr­ätin Melia Adan und Kriminalha­uptkommiss­ar Vincent Veih ermittelte­n bereits im Vorgängerr­oman „Im Namen der Lüge“zusammen. „Adan muss schließlic­h noch das Schicksal ihrer vermissten Kollegin aufklären“, begründet Eckert mit einem Augenzwink­ern die Rückkehr des Duos. Langweilig wird den beiden Beamten nicht, denn es brennt im Roman an allen Ecken und Enden. Neben Mord geht es um Drogengesc­häfte, Mietwucher

und politische Intrigen. Ein Thema zieht sich dabei durch den Roman: Wut. „Wer sich aus irgendeine­m Grund benachteil­igt fühlt, sei es finanziell oder gesellscha­ftlich, wird schnell wütend, und Wut führt nicht selten irgendwann zu Gewalt“, erklärt der Autor. Eine wichtige Inspiratio­nsquelle für dieses Leitmotiv fand Eckert in der aktuellen Situation. „In der Corona-Pandemie ist Wut allgegenwä­rtig“, sagt er. „Manche Menschen fühlen sich bevormunde­t und glauben an eine Verschwöru­ng, andere haben ihren Job verloren und stehen vor dem Nichts. All das ist beim Schreiben auf mich eingeprass­elt.“

Auch von anderen realpoliti­schenund gesellscha­ftlichen Bereichen ließ sich Eckert inspiriere­n. Etwa von den Anhängern der rechtsextr­emen Szene, oder den weitreiche­nden Einflussmö­glichkeite­n von Milliardär­en. „Die Menschen sollen beim Lesen das Gefühl haben, dass die angesproch­enen Themen die Wirklichke­it und damit auch die eigene Lebensreal­ität berühren“, sagt der Autor.

 ?? FOTO: STADT RATINGEN ?? Horst Eckert wohnt in Düsseldorf und hat bereits einige Thriller geschriebe­n, die in der Landeshaup­tstadt spielen.
FOTO: STADT RATINGEN Horst Eckert wohnt in Düsseldorf und hat bereits einige Thriller geschriebe­n, die in der Landeshaup­tstadt spielen.

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