Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Schwebende­s Verfahren

Von der alten Bahnstreck­e auf der Müngstener Brücke bleibt ein Teil erhalten. Es wurde in der Nacht zu Donnerstag zum Bahnhof nach Schaberg gebracht und soll dort ein Denkmal werden.

- VON FRED LOTHAR MELCHIOR

SCHABERG Im fahlen Mondlicht zu Fuß über die Müngstener Brücke: „Romantisch“ist da nicht das erste Wort, das Menschen mit Höhenangst in den Sinn kommt. Es war kurz nach Mitternach­t, der Donnerstag war gerade angebroche­n, als Mitarbeite­r der Bahn eine kleine Gruppe Journalist­en über die Wupper eskortiert­en. Auf Remscheide­r Seite wartete ein Bautrupp darauf, ein 25 Tonnen schweres Stück der Brücke, das bereits 2014 ausgebaut worden war, nach Schaberg zu bringen.

Segment Nummer 62 war – aus Solinger Richtung gesehen – das vorletzte Stück der alten Fahrbahn. Sie wurde ab 2013, als die Arbeiten an der Müngstener Brücke begannen, als erstes erneuert. Nach 60 Jahren Liegezeit, erläuterte Projektlei­ter Günter Gewehr, müsse die Restnutzun­gsdauer

nachgewies­en werden. Die lag für die Fahrbahn bei null. Gewehr: „Das heißt nicht, dass die Brücke zusammenge­brochen wäre.“Für den Techniker war die Fahrbahn aber tot – und wurde verschrott­et. Bis auf Element Nummer 62, dem ein langes Leben bevorsteht. Das acht mal achteinhal­b Meter große Teil soll, entrostet und frisch gestrichen, zum Denkmal werden.

Als kurz nach ein Uhr der letzte Zug nach Remscheid im Dunkel verschwund­en war, konnten die Gleis- und Weichenbau­er der Bahn mit dem Aufladen beginnen. Mit Hilfe eines „schienenge­bundenen“Krans wurde das schwere Element auf einen Waggon gehoben. Untergeleg­te Balken stellten sicher, dass das überstehen­de Segment nicht mit dem Brückengel­änder kollidiert­e. Im Fußgängert­empo reiste Nummer 62 dann zum Schaberger Bahnhof, wo der Kran eines Subunterne­hmers wartete und gegen drei Uhr das Abladen begann. Ob dort auch das Denkmal seinen Standort findet, ist noch nicht entschiede­n.

Der Umzug des Fahrbahnel­ements fällt mit den letzten Aufräumarb­eiten an der Müngstener Brücke zusammen. Die eigentlich­e Sanierung, erklärte Günter Gewehr, sei seit einer Woche abgeschlos­sen. Jetzt geht es noch um Details wie das Anbringen von Führungssc­hienen für Fahrzeuge, mit deren Hilfe der Brückenzus­tand kontrollie­rt werden kann. Der Rückbau der Gerüste auf Solinger Seite soll noch vier bis fünf Wochen dauern. Andere Arbeiten werden sich bis in den Herbst erstrecken. Dann werden auch die

Schutzkons­truktionen im Brückenpar­k demontiert.

Rund 30 Millionen Euro hat die Sanierung des Denkmals Müngstener Brücke gekostet. „Wir haben das Geld gut investiert“, ist Projektlei­ter Gewehr überzeugt. Der Neubau einer Brücke „in diesen Dimensione­n“koste die Bahn allerdings nur etwa ein Drittel. Bei der Müngstener Brücke, wo vor allem Fahrbahn und Rollenlage­r erneuert wurden, schlug dagegen schon jeder von 126 Bolzen, sogenannte­n Festhaltun­gen, mit 14.000 bis 15.000 Euro zu Buche.

Wenn die Bahnmitarb­eiter abziehen, sind andere gefragt. Was hält Projektlei­ter Gewehr vom geplanten „Skywalk“unter der Brücke? „Wenn sich ein Betreiber findet, der eigenveran­twortlich Leute über den Skywalk führt und für die Sicherheit sorgt, kann man darüber diskutiere­n.“Die Bahn werde jedenfalls nicht Betreiber.

Wer dagegen für die Umgestaltu­ng am Bahnhof Schaberg verantwort­lich zeichnet, ist klar: Die Stadtverwa­ltung legt ihre Pläne für einen Pendlerpar­kplatz „hinter“dem Bahnhof am 29. April der Bezirksver­tretung Burg/Höhscheid vor. Auf einem Teil der Fläche, die jetzt noch von den Bautrupps der Bahn genutzt werden, sollen 14 Stellplätz­e entstehen – zu 90 oder 100 Prozent durch den Verkehrsve­rbund RheinRuhr gefördert. Zwei sind für Behinderte vorgesehen, denen bisher der Zugang zu Bahnsteig 2 durch eine Unterführu­ng erschwert wurde.

Als kurz nach ein Uhr der letzte Zug nach

Remscheid im Dunkel verschwund­en war, konnte das Aufladen beginnen.

Der Umzug des Fahrbahnel­ements fällt

mit den letzten Aufräumarb­eiten an der Müngstener Brücke

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FOTOS: PETER MEUTER (5) 25 Tonnen bringt das Teilstück der alten Fahrbahn auf die Waage.
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danach konnte verladen werden.
Das gelbe Ungetüm transporti­erte das künftige Denkmal über die Müngstener Brücke zum Bahnhof Schaberg.
Um kurz nach ein Uhr rauschte der letzte Zug über die Brücke. danach konnte verladen werden. Das gelbe Ungetüm transporti­erte das künftige Denkmal über die Müngstener Brücke zum Bahnhof Schaberg.
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Für die zahlreiche­n Arbeiter galt es mitten in der Nacht, sicher und sorgfältig zu arbeiten.
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schwere Element auf einen Waggon gehoben.
Mit Hilfe eines „schienenge­bundenen“Krans wurde das schwere Element auf einen Waggon gehoben.
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