Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Beuys’ Werk betrachten und diskutieren
Der Skulpturenpark Waldfrieden in Unterbarmen startet eine Vortragsreihe, in der Wissenschaftler und Wegbegleiter von Joseph Beuys zu Wort kommen. Sie sollen den Zuhörern neue Perspektiven auf den Künstler ermöglichen.
Nicht viele konnten bislang die Ausstellung „Joseph Beuys. Perpetual Motion“sehen. Seit dieser Woche ist der Skulpturenpark Waldfrieden zudem wieder geschlossen. Also weicht das Park-Team in die digitale Welt aus, bringt dort mit Führungen und Vorträgen Leben und Werk des Jahrhundertkünstlers näher. „Ziel ist eine Neubetrachtung und Diskussion zu Beuys, zumal seine Ideen aktueller denn je sind’“, erklärt Cora Faßbender, die zusammen mit den Kuratoren Tony Cragg und Corinna Thierolf das Konzept erarbeitet hat.
Cora Faßbender arbeitet an der Verwirklichung des Beuysschen Credos, dass jeder Mensch ein Künstler sei: „Als Kunstvermittlerin fühle ich mich aufgerufen, das schöpferische Potenzial im Menschen zu wecken und zu fördern. Es wirkt aus dem Museum hinaus direkt in die Gesellschaft hinein.“Sie beginnt am Donnerstag, 22. April, um 19 Uhr und hört zwei Tage vor dem Ausstellungsende am 20. Juni auf. Dabei kommen Wissenschaftler und Wegbegleiter zu Worte.
Den Anfang macht der Philosoph Wolfgang Zumdick, der unter dem Titel „Der Tod hält mich wach. Über Tod und Auferstehung im Werk von Joseph Beuys und Rudolf Steiner“spricht. Die „Innsbrucktafel“, die 1979 zu einem Vortrag entstand, und die von Beuys, Klaus Staeck, Georg Meistermann und Willi Bongard 1973 gegründete Freie internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung sind Thema am 12. Mai, dem hundertsten Geburtstag von Beuys. Den Vortrag hält Linde Rohr-Bongard, die mit dem Künstler befreundet war und die Tafel der Ausstellung geliehen hat. Am 20. Mai kommt der Steiner-Experte und Erziehungswissenschaftler Walter Kugler zu Wort, der sich mit der Adaption des Steinerschen „Dreigliederungsmodells“(Freiheit im Geistesleben, Gleichheit im Rechtsleben und Brüderlichkeit in der Wirtschaft) durch Beuys auseinandersetzt.
Um das Erbe der sozialen Plastik in Kunst und Bildungseinrichtungen geht es am 2. Juni. Die Kuratorin und Kunstwissenschaftlerin Karen van den Berg geht der Frage nach, inwieweit Beuys’ Vorstellung umgesetzt worden ist. Eugen Blume ist Kurator (Hamburger Bahnhof) und künstlerischer Leiter des Jubiläumsprojekts „Beuys 2021“. Am Beispiel der legendären Eröffnung der Ausstellung „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“1965 in der Düsseldorfer Galerie Schmela beschäftigt er sich am 9. Juni mit Beuys’ Beziehung zum Tier.
Sein „Stuhl mit Fett“steht im Zentrum des letzten Vortrages am 17. Juni. Das Kunstwerk gehörte der Wuppertaler Sammlerin Stella Baum, bevor sie es - auf Bitte des Künstlers - für die Werksammlung „Block Beuys“ans Hessische Landesmuseum Darmstadt gab. Unter dem Titel „,Der is doll’ aber: ‚Dat kauft doch keiner’“(Schmelas Urteil zum besagten Kunstwerk) setzt sich Gabriele Mackert vom Landesmuseum mit dem heute als zentrales Werk im Schaffen von Beuys und Ikone der Kunstgeschichte geltenenden „Stuhl“auseinander.
Ergänzend bietet der Skulpturenpark zwei digitale, auf 25 Personen begrenzte Führungen zur Ausstellung an, die am 2. und 16. Mai in Form von Livevorträgen Aufschluss über Exponate und Auswahl geben. Fragen sind erwünscht. Interessierte erwerben für fünf Euro ein Ticket (und damit den Zoomlink) auf der Website.