Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Das große Gackern am Fuchsweg
Die Integrative Kita Fuchsweg hat sich etwas Besonderes einfallen lassen und fünf Hühner für die Kinder gemietet.
Seit Montag hat sich die Arbeitsroutine von Kita-Leiterin Monika Litz verändert: Wenn sie morgens zu ihrem Arbeitsplatz fährt, wird sie neuerdings von eifrigen Gackerlauten begrüßt. „Dann sitzen die Damen schon wach in ihrem Stall, gackern und warten, dass sich die Türen öffnen“, sagt Litz amüsiert. Die Damen, die sie meint, sind fünf handzahme Hennen, die seit dieser Woche auf dem Gelände der Kita am Lüttringhauser Fuchsweg leben und seitdem bei Kindern und Kitapersonal für Furore sorgen: „Wir sind alle verliebt. Das ist so herrlich“, schwärmt die Kita-Leiterin.
Für 14 Tage hat sich die integrative Kindertagesstätte die Hühner nun von einem Hof aus Ratingen gemietet. „Chicken on Tour“nennt sich das pfiffige Projekt von Betreiberin Inga Feige, das es Stadtmenschen und Einrichtungen ermöglicht, sich für eine geraume Zeit zwischen zwei und sechs Wochen Hühner im heimischen Garten zu halten und so allmorgendlich ein frisches Frühstücksei zu bekommen.
Geliefert werden die fünf Hühner samt Equipment, also Stall, Weidezaun, Futter- und Wasserautomaten, so dass sich die Übergangshalter lediglich um Pflege und Versorgung kümmern müssen und natürlich um die regelmäßige Säuberung des Geleges. Doch auch das, berichtet die Kita-Leiterin, funktioniere sehr gut. Als leckere Belohnung gibt es täglich mindestens drei frische Eier, die in der Kita auch gleich nach den Wünschen der Kinder zubereitet werden. Am beliebtesten seien natürlich die Eierpfannkuchen.
Am meisten Spaß bereite es den Kindern allerdings, die Hennen zu streicheln und zu füttern. Dafür werden Karotten sorgsam in Streifen geschnitten und auch mal Spaghetti gekocht. Die mögen die Hühner nämlich besonders gern, hat Monika Litz erfahren. „Spaghetti scheinen eine echte Delikatesse zu sein. Vermutlich verwechseln sie sie mit echten Würmern.“Anna (6) und
Felix (5) haben in den vergangenen Tagen längst Freundschaft mit den neuen Kita-Bewohnern geschlossen und schauen regelmäßig nach dem Rechten. Die wenigsten Kinder, erzählt die Kita-Leiterin, hätten Berührungsängste gehabt. „Manche haben am ersten Tag noch vom Zaun aus zugeschaut, andere sind gleich in den Stall.“
Der Besuch der Hühner verläuft im Übrigen ganz coronakonform, streng in den abgetrennten Gruppen. Die allmorgendliche Suche nach den Eiern entpuppt sich als besonders spannend, zumal eine der Hennen besondere Eier ins Nest legt: „Man hat uns gesagt, dass eine der Hennen grüne Eier legt. Nur gesehen haben wir es bislang noch nicht. Da warten wir jeden Tag drauf“, sagt Monika Litz.
Im Umgang mit den Tieren vermitteln die Erzieher den Kindern Grundlagen der gesunden Ernährung, ein Jahresthema, das sich die Kita selber gegeben hat und welches sie über verschiedene Projekte und Aktivitäten erarbeitet. Da Ausflüge dieser Tage pandemiebedingt sehr rar geworden sind, empfindet Monika Litz die Hühner auf dem Kita-Gelände als wahren Segen: „Wenn wir schon nicht auf den Hof können, dann holen wir uns den Hof zu uns“, sagt sie.
Um die Kosten von rund 300 Euro für die 14-tägige Miete der Hühner zu finanzieren, organisierte die Kita im Vorfeld einen Sponsorenlauf, der so erfolgreich war, dass sich die Kita dadurch gleich mehrere Aktivitäten leisten kann. Die Kinder bewiesen nämlich außerordentlich viel Kondition und die Sponsoren zeigten sich erfreulich spendabel: „Die Kinder sind insgesamt 595 Runden gelaufen. Damit haben wir viel mehr Geld eingesammelt, als wir beabsichtigt hatten.“
Mit dem restlichen Geld könnten die Hühner zu einem späteren Zeitpunkt erneut gemietet werden, denn Kinder und Kita-Personal haben Gefallen am Farmleben gefunden. Doch möglicherweise, verrät Monika Litz, könnte die integrative Kindertagesstätte Fuchsweg künftig dauerhaft Wohnort von Hühnern oder anderen Kleintieren werden. Denn diesen Gedanken verfolge die tieraffine Kita-Leiterin schon lange. „Es wäre schon toll, Hühner dauerhaft zu halten, dafür müssten wir allerdings das Gelände anders strukturieren.“
Denn derzeit können die Kinder kein Fußball spielen, um die Hühner mit den herumfliegenden Bällen nicht aufzuschrecken. Momentan kein Problem, weil die Hühner definitiv den Ball in den Schatten stellen.