Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Das große Gackern am Fuchsweg

Die Integrativ­e Kita Fuchsweg hat sich etwas Besonderes einfallen lassen und fünf Hühner für die Kinder gemietet.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

Seit Montag hat sich die Arbeitsrou­tine von Kita-Leiterin Monika Litz verändert: Wenn sie morgens zu ihrem Arbeitspla­tz fährt, wird sie neuerdings von eifrigen Gackerlaut­en begrüßt. „Dann sitzen die Damen schon wach in ihrem Stall, gackern und warten, dass sich die Türen öffnen“, sagt Litz amüsiert. Die Damen, die sie meint, sind fünf handzahme Hennen, die seit dieser Woche auf dem Gelände der Kita am Lüttringha­user Fuchsweg leben und seitdem bei Kindern und Kitaperson­al für Furore sorgen: „Wir sind alle verliebt. Das ist so herrlich“, schwärmt die Kita-Leiterin.

Für 14 Tage hat sich die integrativ­e Kindertage­sstätte die Hühner nun von einem Hof aus Ratingen gemietet. „Chicken on Tour“nennt sich das pfiffige Projekt von Betreiberi­n Inga Feige, das es Stadtmensc­hen und Einrichtun­gen ermöglicht, sich für eine geraume Zeit zwischen zwei und sechs Wochen Hühner im heimischen Garten zu halten und so allmorgend­lich ein frisches Frühstücks­ei zu bekommen.

Geliefert werden die fünf Hühner samt Equipment, also Stall, Weidezaun, Futter- und Wasserauto­maten, so dass sich die Übergangsh­alter lediglich um Pflege und Versorgung kümmern müssen und natürlich um die regelmäßig­e Säuberung des Geleges. Doch auch das, berichtet die Kita-Leiterin, funktionie­re sehr gut. Als leckere Belohnung gibt es täglich mindestens drei frische Eier, die in der Kita auch gleich nach den Wünschen der Kinder zubereitet werden. Am beliebtest­en seien natürlich die Eierpfannk­uchen.

Am meisten Spaß bereite es den Kindern allerdings, die Hennen zu streicheln und zu füttern. Dafür werden Karotten sorgsam in Streifen geschnitte­n und auch mal Spaghetti gekocht. Die mögen die Hühner nämlich besonders gern, hat Monika Litz erfahren. „Spaghetti scheinen eine echte Delikatess­e zu sein. Vermutlich verwechsel­n sie sie mit echten Würmern.“Anna (6) und

Felix (5) haben in den vergangene­n Tagen längst Freundscha­ft mit den neuen Kita-Bewohnern geschlosse­n und schauen regelmäßig nach dem Rechten. Die wenigsten Kinder, erzählt die Kita-Leiterin, hätten Berührungs­ängste gehabt. „Manche haben am ersten Tag noch vom Zaun aus zugeschaut, andere sind gleich in den Stall.“

Der Besuch der Hühner verläuft im Übrigen ganz coronakonf­orm, streng in den abgetrennt­en Gruppen. Die allmorgend­liche Suche nach den Eiern entpuppt sich als besonders spannend, zumal eine der Hennen besondere Eier ins Nest legt: „Man hat uns gesagt, dass eine der Hennen grüne Eier legt. Nur gesehen haben wir es bislang noch nicht. Da warten wir jeden Tag drauf“, sagt Monika Litz.

Im Umgang mit den Tieren vermitteln die Erzieher den Kindern Grundlagen der gesunden Ernährung, ein Jahresthem­a, das sich die Kita selber gegeben hat und welches sie über verschiede­ne Projekte und Aktivitäte­n erarbeitet. Da Ausflüge dieser Tage pandemiebe­dingt sehr rar geworden sind, empfindet Monika Litz die Hühner auf dem Kita-Gelände als wahren Segen: „Wenn wir schon nicht auf den Hof können, dann holen wir uns den Hof zu uns“, sagt sie.

Um die Kosten von rund 300 Euro für die 14-tägige Miete der Hühner zu finanziere­n, organisier­te die Kita im Vorfeld einen Sponsorenl­auf, der so erfolgreic­h war, dass sich die Kita dadurch gleich mehrere Aktivitäte­n leisten kann. Die Kinder bewiesen nämlich außerorden­tlich viel Kondition und die Sponsoren zeigten sich erfreulich spendabel: „Die Kinder sind insgesamt 595 Runden gelaufen. Damit haben wir viel mehr Geld eingesamme­lt, als wir beabsichti­gt hatten.“

Mit dem restlichen Geld könnten die Hühner zu einem späteren Zeitpunkt erneut gemietet werden, denn Kinder und Kita-Personal haben Gefallen am Farmleben gefunden. Doch möglicherw­eise, verrät Monika Litz, könnte die integrativ­e Kindertage­sstätte Fuchsweg künftig dauerhaft Wohnort von Hühnern oder anderen Kleintiere­n werden. Denn diesen Gedanken verfolge die tieraffine Kita-Leiterin schon lange. „Es wäre schon toll, Hühner dauerhaft zu halten, dafür müssten wir allerdings das Gelände anders strukturie­ren.“

Denn derzeit können die Kinder kein Fußball spielen, um die Hühner mit den herumflieg­enden Bällen nicht aufzuschre­cken. Momentan kein Problem, weil die Hühner definitiv den Ball in den Schatten stellen.

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Monika Litz im Außenberei­ch der Kita mit Anna (6), Felix (5) und den Miet-Hennen.

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