Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Traurige Aussichten für den Kunstbrunn­en

Niemand hat die finanziell­en Mittel, um den Kunstbrunn­en am Remscheide­r Markt zu betreiben.

- VON MELISSA WIENZEK

Dass sein Kunstwerk

27 Jahre nach seiner Errichtung solch ein trostloses Bild abgeben würde, hätte Bildhauer Reiner Uhl

(70) wohl niemals gedacht. Als sein Kunstbrunn­en aus Naturstein und Stahl 1994 am Markt eingeweiht wurde, sprudelte er fröhlich wie der Eschbach, die einzelnen Elemente strahlten farbenpräc­htig um die Wette, und die Remscheide­r nutzten die Mauer gern als Sitzplatz. Heute ist davon nichts mehr übrig: kein Plätschern, kein Strahlen, kein Aufenthalt. Aktuell steht ein Bauzaun um das Objekt in direkter Nähe zu Sparkasse und Stadtkirch­e.

Der Frankfurte­r Künstler ist ein wenig traurig, als er davon erfährt. „Ich finde das überhaupt nicht gut. Ich finde den Brunnen nach wie vor schön. Er hat eine Geschichte für das Bergische Land.“Denn der im Durchmesse­r 6,50 Meter große Kunstbrunn­en mit seinem einst bunt gefliesten Boden thematisie­rt die Elemente des Bergischen Landes – Feuer, Wasser und Wind auf einem zentralen Sandsteinb­lock, der die Berge und Täler gemeinsam mit dem Wasserspie­l widerspieg­elt. Auch die bergische Metallindu­strie findet in dem Werk ihren Platz. Aber der Steinmetz, Steinbildh­auer und Holzbildha­uer, der für zahlreiche Städte solche Kunstbrunn­en erschaffen hat, ist auch Realist. „Bei uns in Frankfurt ist es genau das Gleiche: Auf der einen Seite wollen sie die Innenstädt­e retten, auf der anderen Seite tun sie nichts dafür.“

Das würde der MyViertel-Verein gern ändern – scheiterte aber. Die Mitglieder, die den Bereich rund um die Stadtkirch­e im Blick haben, hatten sich kurzzeitig dafür interessie­rt, den Brunnen zu reaktivier­en. „Doch die Betriebsko­sten, ein hoher fünfstelli­ger Betrag pro Jahr, sind für uns als kleiner Verein einfach nicht zu stemmen“, sagt der Vorsitzend­e Marvin Schneider. Denn es fallen nicht nur die Wasserkost­en, sondern auch Beträge für Wartung und Ersatzteil­e wie Pumpen an. Ohnehin müsste die ganze Anlage überholt werden.

„Wir hätten uns auch gut ein Urban-Gardening-Beet darin vorstellen können, aber da es ein geschützte­s Kunstwerk ist, darf man es nicht verändern.“Was ihn wundert: Das Sanierungs­gebiet Alleestraß­e höre genau an der Busspur, also vor dem Brunnen, auf. „Eine vertane Chance.“

Wie geht es also weiter mit dem Kunstbrunn­en am Markt? Das steht in den Sternen. Die Stadtspark­asse Remscheid, die den Brunnen vor rund 30 Jahren aus der Jubiläumss­tiftung heraus den Bürgern schenkte, hat das Objekt laut Pressespre­cher

Thomas Wingenbach im Jahr 2017 der Stadt geschenkt. „Damals stand eine kosteninte­nsive Sanierung an, die wir nicht finanziere­n konnten.“Deshalb habe sich das Geldinstit­ut dazu entschiede­n, den Brunnen der Stadt zu vermachen. Warum derzeit ein Bauzaun darum stehe, könne er nicht sagen. So übrigens auch nicht die Technische­n Betriebe, auch nicht die Stadt Remscheid. Niemand weiß etwas darüber.

Nun steht der Brunnen vor der traurigen Frage, ob er jemals wieder in Betrieb genommen wird. Baudezerne­nt Peter Heinze zufolge muss die ganze Anlage instandges­etzt werden. „Es hat sich niemand gefunden, der mit Wumms dahinterst­eht“, sagt Heinze. Die Haushaltsl­age der Stadt habe sich zudem nicht gerade verbessert. „Das Engagement müsste also aus der Bürgerscha­ft heraus kommen.“

Zum Künstler Reiner Uhl wurde 1950 in Frankfurt/Main geboren. Seine Kindheit verbrachte er in der Holzbildha­uerei Hugo Uhl. Nach den Lehren als Steinmetz, Steinbildh­auer und Holzbildha­uer gründete er 1972 seine Steinmetz- und Steinbildh­auerwerkst­att, 1973 legte er die Meisterprü­fung als Steinmetz und Steinbildh­auer ab. Von 1974 bis 1978 studierte Uhl an der Akademie der bildenden Künste München freie Bildhauere­i. 1981 folgte eine Ausbildung zum Restaurato­r in Venedig. Bis heute gestaltet er Plastiken für den öffentlich­en Raum, Firmen und Privatleut­e.

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FOTOS: JÜRGEN MOLL Im Umgang mit den Tieren vermitteln die Erzieher den Kindern Grundlagen der gesunden Ernährung.
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Der Kunstbrunn­en im April 2021: Hier sprudelt schon lange
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Bei seiner Einweihung 1994 plätschert­e der Brunnen am Markt, die Elemente strahlten. Der Kunstbrunn­en im April 2021: Hier sprudelt schon lange nichts mehr.
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