Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Wahlkampfauftakt zur richtigen Zeit
Mit der Mittelstandsvereinigung, dem Arbeitnehmerflügel und der Nachwuchsorganisation schart Hendrik Wüst immer mehr Truppen hinter sich und macht es damit nahezu unmöglich, an ihm als neuem Vorsitzenden des nordrhein-westfälischen CDU-Landesverbands vorbeizukommen. Er selbst schließt eine Kandidatur nicht aus. Allein seine jüngst geäußerten Vorstellungen zu Themen wie Frauenquote, Generationengerechtigkeit oder Tarifautonomie zeigen, dass er Signale in alle Lager seiner Partei sendet. Hier will einer mit jeder Faser seines Körpers Landesvorsitzender und perspektivisch auch Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes werden.
Auch wenn die offizielle Sprachregelung derzeit ist, dass nun alle Kraft auf die Bundestagswahl im September gerichtet sein muss, ist am Ende logisch, dass die nordrhein-westfälische CDU die Landtagswahl im kommenden Jahr mitdenken muss. Und weil es sich die CDU nicht leisten kann, auf einen Kandidaten mit Amtsbonus in der Landtagswahl zu verzichten, wäre es folgerichtig, mit Wüst anzutreten. Immerhin besitzt er ein Landtagsmandat und könnte so nach einem Wechsel Armin Laschets nach Berlin die Regierungsgeschäfte noch vor der Landtagswahl übernehmen.
Und auch Laschet wird am Ende wohl nicht um eine Lösung Wüst herumkommen, denn er darf in der aktuell extrem schwierigen Situation der Union auf gar keinen Fall den Anschein erwecken, er wolle nicht unbedingt den Wechsel nach Berlin, noch dazu ins Bundeskanzleramt. Schließlich: Weil Wüst zudem in die Hände spielt, dass sich die Christdemokraten in Nordrhein-Westfalen einen offenen Machtkampf nach dem Schauspiel der vergangenen Wochen nicht leisten werden, hat er wohl zum richtigen Zeitpunkt die Wahlkampfmaschinerie angeworfen.