Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Fußballer zum Glück zwingen
Endlich bekommt der Profifußball ein bisschen Demut verordnet. Denn nichts anderes ist es, was der frühere DFL-Boss Andreas Rettig in seiner neuen Funktion als Geschäftsführer des Drittligisten Viktoria Köln einführen will: Eine Gemeinwohl-Klausel, die alle Mitarbeiter des Vereins künftig zu sozialem Engagement verpflichtet. Dieser Idee sollten sich alle deutschen Profiklubs bis hoch in die Bundesliga anschließen.
Man könnte sich jetzt natürlich fragen, ob es richtig ist, gesellschaftliches Engagement als Zwang vertraglich festzulegen. Die Antwort lautet Ja – und zwar aus gleich mehreren Gründen.
Dass Profifußballer eine Vorbildfunktion haben, ist hinlänglich bekannt. Wie toll wäre es, wenn Fans künftig nicht mehr nur die gleichen bunten Fußballschuhe wie ihre Stars haben wollen, sondern auch in die selben Altenheime oder Kitas reinschnuppern, in denen ihr großes Vorbild bereits ausgeholfen hat? So könnte sich ein positiver Effekt in Sachen Pflegenotstand und Fachkräftemangel einstellen. Auch das Ehrenamt, das mit Freiwilligen-Schwund zu kämpfen hat, könnte tief in die Gesellschaft hineingetragen und wieder selbstverständlicher werden.
Zugegeben: Diese Entwicklungen sind natürlich Wunschdenken, und selbst mit der Reichweite aller Fußballer wird man nicht jeden Fan erreichen. Aber es braucht auch nicht jeden, denn schon jeder Einzelne zählt.
Natürlich hätte auch der Profifußball selbst etwas von einer solchen Gemeinwohl-Klausel. Stichwort Imagepflege. Und vielleicht zöge der ein oder andere Spieler daraus sogar ein positives Erlebnis für sich selbst. Schade eigentlich, dass es dafür anscheinend eine vertragliche Verpflichtung braucht. Aber manchmal muss man jemanden eben zu seinem – und unserem – Glück zwingen.