Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Deftige Packung für zahnlose Löwen
Handball-Bundesliga: Der BHC zeigt beim 22:28 (14:13) in Ludwigshafen die schlechteste zweite Hälfte der Saison.
Blutleer sind die Vorstellungen des Bergischen HC in der Handball-Bundesliga selten. Doch es gibt sie. In der überragenden Saison 2018/19 setzte es eine
18:26-Pleite beim HC Erlangen, in der vorigen Spielzeit stachen ein
24:30 in Hannover sowie 22:28 in Göppingen negativ aus den ansonsten vor allem kämpferisch ansprechenden Vorstellungen hervor. In der laufenden Saison gaben sich die Bergischen dieser Blöße nun bei den Eulen Ludwigshafen. Die Gastgeber kauften den Bergischen in der zweiten Hälfte nicht nur spielerisch den Schneid ab, sie waren es auch, die sich aufpeitschten, anstachelten und das nötige Feuer hineinbrachten, um erfolgreich zu sein. Die Löwen hingegen wirkten beeindruckt und ergaben sich zahm in ihr Schicksal. Das 22:28 (14:13) war das folgerichtige Ergebnis.
„Ihnen kam letztlich auch zustatten, dass sie keinen nennenswerten
Gegner hatten“
Jörg Föste BHC-Geschäftsführer
„Wir waren am Ende vielleicht müde auf den Beinen, aber augenscheinlich eben auch müde im Kopf“, stellte Trainer Sebastian Hinze nach einer Partie mit der wohl schlechtesten zweiten Hälfte der gesamten Saison fest. Gerade acht Tore hatten die Gäste erzielt und zwischendurch einen 0:7-Lauf kassiert, der einen Fünf-Tore-Rückstand bedeutete. „Da haben wir natürlich auch zu viel verschossen.“
Das lag auch an Martin Tomovski. Der Eulen-Schlussmann, der beim 24:19-Sieg der Ludwigshafener beim HC Erlangen die Hälfte der Bälle auf sein Tor gehalten hatte, drehte ab der 35. Minute auch gegen den BHC auf. Zwei Siebenmeter sowie viele Abschlüsse aus sechs Metern und von außen ließen den BHC spürbar verzweifeln. In einem Angriff hatten die Löwen sogar zwei Mal nach vergebenen Chancen von Tom Kare Nikolaisen und Arnor Gunnarsson Glück beim Abpraller, doch auch die dritte gute Gelegenheit von Jeffrey Boomhouwer landete in den Fängen von Tomovski, der am Ende 14 Paraden auf seinem Konto hatte.
Der BHC unterlag bei den Eulen aber nicht, weil der Torhüter einen deutlichen Vorteil gegenüber den Löwen-Schlussleuten hatte. Christopher Rudeck und Tomas Mrkva parierten zusammen zehn Mal – das ist nicht herausragend, aber solide. Auch die Deckung der Gäste funktionierte über weite Strecken zumindest ordentlich. Ausschlaggebend war eine fruchtlose Angriffsleistung. Die Torhüter-Paraden waren aus Eulen-Sicht nur die Kirsche auf der Torte. Der BHC schaffte es oft einfach nicht, gute Gelegenheiten herauszuspielen, und blieb unheimlich häufig im gegnerischen Abwehrblock hängen.
Fabian Gutbrod, Linus Arnesson und der komplett abgemeldete David Schmidt fassten sich im Abschluss ein Herz, doch die Kugel fand zu selten den Weg Richtung Tor. Immer wieder bejubelten die Eulen einen erfolgreich abgefälschten Ball oder sogar gleich den Gewinn der Kugel, weil sie wieder ihre Hände dazwischen bekommen hatten. Und die Löwen? Die ließen das auf sich wirken, agierten in der zweiten Hälfte mit jeder missglückten Aktion kopfloser. In der Endphase fehlte sogar jedwedes Aufbäumen.
Jörg Föste war nach dem Schlusspfiff entsprechend bedient. Der BHC-Geschäftsführer lobte die Eulen für ihr Herz, ihre Leidenschaft und ihren Siegeswillen, attestierte aber auch ihnen kein wirklich gutes Spiel. „Ihnen kam letztlich auch zustatten, dass sie keinen nennenswerten Gegner hatten.“Föste ist hin und wieder für ein klares Wort bekannt, doch diese Analyse ist in ihrer Eindeutigkeit bemerkenswert drastisch – und eben zugleich zutreffend.
Dass die beiden zweiwöchigen Quarantänen dabei noch eine Rolle spielten, ist wahrscheinlich. Fakt ist aber, dass der BHC in Ludwigshafen seinem eigenen Anspruch nicht gerecht wurde. „Die schlechten Aktionen in der zweiten Halbzeit haben viel zu sehr auf uns gewirkt“, meinte Linksaußen Jeffrey Boomhouwer. „Da will ich gar nichts auf die Quarantäne schieben, auch wenn unsere Abläufe noch nicht wie vorher sind.“