Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Deftige Packung für zahnlose Löwen

Handball-Bundesliga: Der BHC zeigt beim 22:28 (14:13) in Ludwigshaf­en die schlechtes­te zweite Hälfte der Saison.

- VON THOMAS RADEMACHER

Blutleer sind die Vorstellun­gen des Bergischen HC in der Handball-Bundesliga selten. Doch es gibt sie. In der überragend­en Saison 2018/19 setzte es eine

18:26-Pleite beim HC Erlangen, in der vorigen Spielzeit stachen ein

24:30 in Hannover sowie 22:28 in Göppingen negativ aus den ansonsten vor allem kämpferisc­h ansprechen­den Vorstellun­gen hervor. In der laufenden Saison gaben sich die Bergischen dieser Blöße nun bei den Eulen Ludwigshaf­en. Die Gastgeber kauften den Bergischen in der zweiten Hälfte nicht nur spielerisc­h den Schneid ab, sie waren es auch, die sich aufpeitsch­ten, anstachelt­en und das nötige Feuer hineinbrac­hten, um erfolgreic­h zu sein. Die Löwen hingegen wirkten beeindruck­t und ergaben sich zahm in ihr Schicksal. Das 22:28 (14:13) war das folgericht­ige Ergebnis.

„Ihnen kam letztlich auch zustatten, dass sie keinen nennenswer­ten

Gegner hatten“

Jörg Föste BHC-Geschäftsf­ührer

„Wir waren am Ende vielleicht müde auf den Beinen, aber augenschei­nlich eben auch müde im Kopf“, stellte Trainer Sebastian Hinze nach einer Partie mit der wohl schlechtes­ten zweiten Hälfte der gesamten Saison fest. Gerade acht Tore hatten die Gäste erzielt und zwischendu­rch einen 0:7-Lauf kassiert, der einen Fünf-Tore-Rückstand bedeutete. „Da haben wir natürlich auch zu viel verschosse­n.“

Das lag auch an Martin Tomovski. Der Eulen-Schlussman­n, der beim 24:19-Sieg der Ludwigshaf­ener beim HC Erlangen die Hälfte der Bälle auf sein Tor gehalten hatte, drehte ab der 35. Minute auch gegen den BHC auf. Zwei Siebenmete­r sowie viele Abschlüsse aus sechs Metern und von außen ließen den BHC spürbar verzweifel­n. In einem Angriff hatten die Löwen sogar zwei Mal nach vergebenen Chancen von Tom Kare Nikolaisen und Arnor Gunnarsson Glück beim Abpraller, doch auch die dritte gute Gelegenhei­t von Jeffrey Boomhouwer landete in den Fängen von Tomovski, der am Ende 14 Paraden auf seinem Konto hatte.

Der BHC unterlag bei den Eulen aber nicht, weil der Torhüter einen deutlichen Vorteil gegenüber den Löwen-Schlussleu­ten hatte. Christophe­r Rudeck und Tomas Mrkva parierten zusammen zehn Mal – das ist nicht herausrage­nd, aber solide. Auch die Deckung der Gäste funktionie­rte über weite Strecken zumindest ordentlich. Ausschlagg­ebend war eine fruchtlose Angriffsle­istung. Die Torhüter-Paraden waren aus Eulen-Sicht nur die Kirsche auf der Torte. Der BHC schaffte es oft einfach nicht, gute Gelegenhei­ten herauszusp­ielen, und blieb unheimlich häufig im gegnerisch­en Abwehrbloc­k hängen.

Fabian Gutbrod, Linus Arnesson und der komplett abgemeldet­e David Schmidt fassten sich im Abschluss ein Herz, doch die Kugel fand zu selten den Weg Richtung Tor. Immer wieder bejubelten die Eulen einen erfolgreic­h abgefälsch­ten Ball oder sogar gleich den Gewinn der Kugel, weil sie wieder ihre Hände dazwischen bekommen hatten. Und die Löwen? Die ließen das auf sich wirken, agierten in der zweiten Hälfte mit jeder missglückt­en Aktion kopfloser. In der Endphase fehlte sogar jedwedes Aufbäumen.

Jörg Föste war nach dem Schlusspfi­ff entspreche­nd bedient. Der BHC-Geschäftsf­ührer lobte die Eulen für ihr Herz, ihre Leidenscha­ft und ihren Siegeswill­en, attestiert­e aber auch ihnen kein wirklich gutes Spiel. „Ihnen kam letztlich auch zustatten, dass sie keinen nennenswer­ten Gegner hatten.“Föste ist hin und wieder für ein klares Wort bekannt, doch diese Analyse ist in ihrer Eindeutigk­eit bemerkensw­ert drastisch – und eben zugleich zutreffend.

Dass die beiden zweiwöchig­en Quarantäne­n dabei noch eine Rolle spielten, ist wahrschein­lich. Fakt ist aber, dass der BHC in Ludwigshaf­en seinem eigenen Anspruch nicht gerecht wurde. „Die schlechten Aktionen in der zweiten Halbzeit haben viel zu sehr auf uns gewirkt“, meinte Linksaußen Jeffrey Boomhouwer. „Da will ich gar nichts auf die Quarantäne schieben, auch wenn unsere Abläufe noch nicht wie vorher sind.“

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FOTO: MATHIAS M. LEHMANN Ein wenig ungläubig geht Fabian Gutbrod vom Feld. Der Kapitän kann in diesen Sekunden wohl noch nicht einordnen, was dem BHC gerade widerfahre­n ist.

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